Antisemitismus während israelischen Holocaust-Gedenktages

Bevor am Dienstag, den 21. April 2020, in Israel landesweit um 11 Uhr vormittags Ortszeit zwei Minuten lang die Sirenen heulten, um den 75. nationalen Holocaust-Gedenktag Jom Haschoa zu begehen und der sechs Millionen durch die Nazis ermordeten Juden zu gedenken, kam es bereits am Vorabend zu antisemitischen Vorfällen.

So teilte der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, via Twitter mit, dass eine von der Botschaft organisierte Online-Veranstaltung mit 30 Teilnehmern und dem Holocaust-Überlebenden Tswi Herschel, der aus Israel zugeschaltet worden war, von anti-israelischen Aktivisten unterbrochen wurde. Nachdem diese Bilder von Adolf Hitler gezeigt und antisemitische Parolen skandiert hatten, wurde die Veranstaltung auf der Videoplattform Zoom unterbrochen, konnte aber später fortgesetzt werden.

Ob die Botschaft Anzeige erstattet hat, ist uns nicht bekannt. Die Berliner Polizei sagte dem Tagesspiegel allerdings, dass sie unabhängig davon eigenständig Ermittlungen einleiten würde. Entsetzt zeigte sich auch der Präsident der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft, Uwe Becker, der ankündigte Anzeige wegen Volksverhetzung stellen zu wollen.

Auch der deutsche Außenminister Heiko Maas äußerte sich via Twitter zu dem Vorfall:

Das zeigt allerdings, dass das sogenannte Zoom-Bombing inzwischen auch in Deutschland angekommen ist. Der Bundesverband Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) warnte bereits davor, dass sich diese neue Methode antisemitischer und anti-jüdischer Propaganda bei Webinaren und Videokonferenzen sowie digitalen Gedenkveranstaltungen verbreiten könnte. Zuerst waren Fälle aus den USA bekanntgeworden, dort blendeten die Täter z. B. Hakenkreuze ein oder riefen „Kill all Jews!“

Ebenso sind am Montagabend vorrangig in den sozialen Medien Palästinas unter dem Hashtag „#Covid48“ anti-israelische und antisemitische Grafiken und Tweets verbreitet worden. Die „48“ verweist auf das Jahr 1948, in welchem der Staat Israel gegründet wurde. Der Hashtag ist allerdings inzwischen weit verbreitet: So finden sich darunter diverse abstoßende Tweets, die gegen Israel und Juden Stimmung machen wie auch ein sogenanntes „Fact Sheet“ der BDS-Bewegung unter dem Namen „Coronavirus under Israeli Apartheid“ ergänzt um „#CoronaRacism“.

Der Autor (Warum der Antisemitismus uns alle bedroht) und Beauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus, Michael Blume, sagte the little queer review dazu: „Wie Antisemiten den Buchdruck und die elektronischen Medien Radio und Film gezielt für ihre Propaganda genutzt haben, so jetzt auch das Internet. Die gezielten Pöbeleien gegen das Holocaust-Gedenken und den Botschafter Israels dürfen uns dabei leider nicht wundern. Es ist der alte Hass im neuen, jetzt digitalen Gewand.“

Auf die Kampagne machte ebenfalls der sächsische FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Müller-Rosentritt via Facebook aufmerksam. Dabei übte er auch deutliche Kritik an der Untätigkeit der Bundesregierung.

Nach Angaben der israelischen Regierung leben derzeit noch 189.500 Holocaust-Überlebende in Israel, gut 70 Prozent davon älter als 80 Jahre.

Am 28. & 29. April diesen Jahres feiert Israel seinen 72. Unabhängigkeitstag Jom Haazmaut, also den Tag der Verkündung des States Israel durch David Ben-Gurion am 14. Mai 1948 in Tel Aviv. Der Autor und Politologe Rafael Seligman schrieb zu diesem Anlass gerade erst in der Jüdischen Allgemeinen: „Mögen die Feinde Zions geifern, Israels Erfolgsgeschichte geht weiter.“

AS

Bild: cottonbro

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