Butt-Edge-Edge edged sich in Iowa an die Spitze

Chaos, Verwirrung und Ärger – die Rede ist nicht vom AfD-Parteitag, sondern so sah es Montagabend in Iowa aus. Bei der Auszählung und Übermittlung der abgegebenen Stimmen bei den Vorwahlen zur Kür des demokratischen Präsidentschaftskandidaten sorgte eine fehlerhafte App wohl für die Panne und einigen berechtigten Spott seitens der Republikaner. Doch seit Dienstagabend amerikanischer Zeit (UTC-6 / CST) gibt es erste verlässliche Ergebnisse zum für die Amerikaner so wichtigen ersten Caucus. Diesen Zufolge liegt Pete Buttigieg mit einem Anteil von 26,8 % (bei einem Auszählungsstand von 71 %) auf Platz eins, gefolgt vom selbsterklärten Favoriten Bernie Sanders mit einem Anteil von 25,2 %.

Aktualisierung: Inzwischen (07.02.2020, 07.07 Uhr MEZ) sind 99 % der Stimmen ausgezählt und es wird enger. Pete Buttigieg steht bei 26,2 % und Bernie Sanders bei 26,1 %.

Buttigieg wäre der erste offen schwule Präsident

Pete Buttigieg oder auch Mayor Pete oder eben, wie auf einigen Shirts seiner Anhänger zu lesen „Boot-Edge-Edge“, ist der Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei somit einen Schritt näher. In den vergangenen Jahrzehnten sind sieben von zehn der als Gewinner aus dem Iowa Caucus hervorgegangen Kandidaten am Ende auch nominiert worden, so auch Barack Obama (2008) und Hillary Clinton (2016). Letzere, daran sei hier erinnert, holte auch die Mehrheit der Stimmen der Bevölkerung (dem sog. Popular Vote), nur nicht die der Wahlmänner (das sog. Electoral College). 

Mayor Pete ist mit 38 Jahren der jüngste Kandidat in diesem Rennen und etwas mehr als halb so alt wie Bernie Sanders mit 78 Jahren. Bis Ende 2019 war er knapp acht Jahre Bürgermeister der 102.000 Seelen zählenden Stadt South Bend, Indiana, in der er auch aufwuchs. Er war der erste schwule Bürgermeister, was gerade in dieser sehr christlich und konservativ geprägten Ecke keine Selbstverständlichkeit ist. Ebenso ist er der erste offen schwule Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten und wäre somit auch der ersten offen schwule Präsident. Mehr Infos zu ihm folgen alsbald, befasse ich mich doch derzeit mit seiner Autobiografie Shortest Way Home – Meine Vision für die Zukunft Amerika

Bei jüngeren LSBTQ*-Wählern eher weniger beliebt

Im Juni 2018 heiratete der Afghanistan-Veteran seinen Verlobten Chasten Glezman, einen Lehrer. Trotz seiner offen gelebten Homosexualität ist Pete Buttigieg politisch sehr moderat, gilt als Vermittler und ist zudem sehr gläubig, unterstützt auch die Kirchen und ihre Privilegien. Laut einer Umfrage des renommierten Morning Consult unter 18 bis 29 jährigen LSBTQ*-Wählern zu den Vorwahlen schlägt sich das dann wie folgt nieder: lediglich 12 % sprechen sich für ihn aus, für Sanders hingegen 34 % und für Elizabeth Warren 19 %.

So ist trotz seines Sieges in Iowa für ihn noch nichts in trockenen Tüchern. Der Abstand zum „demokratischen Sozialisten“ Sanders ist gering, auf beide entfallen jeweils 11 der insgesamt 41 Delegierten aus Iowa. In der kommenden Woche findet ein ebenfalls wichtiger Caucus in New Hampshire statt und am 03. März kommt es schließlich zum Super Tuesday. An diesem entscheidenden Tag wählen 14 Staaten ihren Favoriten, darunter auch die beiden größten: Kalifornien und Texas. Sollte Buttigieg sich bis dahin behaupten können, dürfte er der Kandidat werden. Doch bisher ist das lediglich Spekulation, die Sieben-von-zehn-Statistik ist natürlich keine Garantie. 

AS

Beitragsbild: Pete Buttigieg im Juni 2019 / © Gage Skidmore [CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

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