Geständnisse und weiße Ritter

Hinweis: Enthält leichte Spoiler zur fünften Folge (inklusive eines Abgangs) und bei den externen Links handelt es sich NICHT um Affiliate-Links; bei den internen ohnehin nicht.

Nachdem wir die vergangene Folge von Prince Charming eher so lala fanden, konnten wir in der fünften Folge erleichtert feststellen, dass das erstmal nur ein einmaliger Durchhänger gewesen zu sein scheint (alles zu finden auf TVNOW). Nicht nur gab’s dieses Mal drei bis gar vier „Events“ plus natürlich die Krawattenzeremonie, sondern es gab einige Einblicke ins Wesen der Kandidaten und auch von Prince Kim.

XXL aber unbeschnitten

Überhaupt schien die Folge im besten Sinne XXL zu sein, auch wenn sie kaum länger ging als die vorherigen (wieder so eine gute Stunde). Doch irgendwie passte die Kurzweiligkeit perfekt zu dem Wunsch, dass das jetzt eigentlich noch zwanzig Minuten weitergehen könnte (leider war die White Night mit ihren teils dramatischen, jedenfalls immer emotionalen – ein, zwei Kandidaten schienen auch gut zu wissen, welches gefühlige Knöpfchen ihnen den Verbleib garantiert – Briefen gefühlt etwas kurz, aber womöglich waren einige der Stories eben doch nicht so telegen).

„Aktzeichnung vom Gruppendate“ mit Bon, Kim, Kevin, Arne und Manfreds Kopf // © RTL

Zuerst geht es auf ein Gruppendate, dieses Mal mit Kevin, Bon, Arne und Manfred. Die Jungs treffen Kim an einem Tisch voller scheinbar eher zufällig zusammengewürfelter Requisiten und dann heißt es: Nackig machen und wir werden in Siegerpose gemalt (später sagt Bon, er habe alle Schwänze gesehen, auch den von Kim, normal, ganz fein, mit Vorhaut – siehe unser PPPS). Wir wollen auch welche sehen, also aus der Sendung. Hmpf… Egal, die Jungs werden gezeichnet und unterhalten sich dabei über die Schwierigkeiten im Leben eines schwulen Mannes.

Somit ist das Date schon mal ein guter Vorbau für die anstehende White Night, die den Faktor „Geständnisse des Inneren“ ja nochmal ordentlich steigert. Das Bild… nun für jene die Princess Charming geschaut haben, könnte es Freude machen, einzuordnen, ob es das Bild hier oder jenes aus der finalen Folge ist, das von Irina und Lou gezeichnet wurde, das mehr nach „Ich häng’s ins Gästeklo“ aussieht. Beide haben ihren speziellen Charme.

Keine Huren aber Banausen

Witzig oder irritierend ist es, dass das Bild nur so halb die Posen wiedergibt und (der arme) Manfred fast gänzlich aus dem Rahmen fällt, aber nicht so, wie er sich das wünscht. Auch beim Date geht er etwas unter, passt seine Haudrauf-Art doch nur bedingt zu der Stimmung von Reflexion und Aufbruch. Zu diesem Aufbruch heißt es dann übrigens für Arne und Kim Einzeldate. Zwar rechneten die Jungs damit, etwas angefressen sind sie dennoch. 

V.l.: Manfred, Thomas, Jan, Max, Robin und Kevin, der klar macht, dass er keine Hure ist! // © RTL

Vor allem Kevin poltert nach der Rückkehr in die Villa etwas rum: Was er denn noch alles machen solle? Ihm einen blasen (Jan lacht sich halbschlapp und meint, ob Arne ihm denn einen gelutscht hätte)? Er sei gut erzogen, nicht so eine Hure, so was zu machen. Ok, ok, ok, Schatz. Also, erstmal haben wir dich neulich noch für die verantwortungsvolle Mitnahme von Kondomen gefeiert und zweitens haben wir hier was zu Semi-Slut-Shaming geschrieben. Dennoch war der Ausbruch natürlich unterhaltsam und seine Wut nachvollziehbar. 

Abends gab es dann eine improvisierte Modenschau in der Villa mit Manfred und Maurice (der aus irgendwelchen Gründen seine Mr.-Gay-Germany-Nicht-Gewonnen-Schärpe trug) als Judges und Kevin, Jan, Robin, Max, Bon und Thomas als Models. Die Challenge bestand daraus, aus irgendwelchen Materialien im Haus ein Outfit zu kreieren. Weshalb die beiden Jury-Mitglieder das Outfit von Max, das voll die Bauhaus-Das-Mechanische-Ballett-Vibes hatte, so schlecht geredet haben, bleibt eine Frage an die beiden Kulturbanausen. 

Rock that Stage: Kevin, Jan, Robin, Max, Bon // © RTL

Wozu ein Contest veranstaltet wird, um am Ende allen zu sagen, sie seien alle faszinierend gewesen und daher gibt’s einfach mal Gesamt-Zehn-Punkte, bleibt ebenfalls offen. Außerdem sehen die Jungs doch eh, wen ihr wie kommentiert habt… Öde und ein bisschen doof.

Gehen oder bleiben?!

Apropos öde: Das Date von Kim und Arne. Öde vielleicht nicht direkt, aber Grille ich hör dich zirpen oder so. Es war schon deutlich spürbar, dass da über freundschaftliche Gefühle hinaus nichts ist und selbst die schienen es schwer zu haben, da Arne die meiste Zeit bemüht schien irgendwie unterzubringen, dass er wohl Gefühle für einen anderen (den letzte Woche geschassten Felix) habe. Irgendwie kam es aber nicht dazu. So wurde das Date seltsamer und seltsamer, wenn auch nicht furchtbar unangenehm.

Später zurück in der Villa soll Arne natürlich erzählen, was so los war; er hält sich aber bedeckt bis schon ein wenig auf Inszenierung angelegt ahnungslos, wie es um seine Gefühle steht. Im Grunde ist hier schon klar, dass er mit Kim reden und seinen Abgang verkünden wird. Seine „Wir haben uns schon mal geküsst, aber ich sag euch nicht wann“-Äußerung ist natürlich ganz nice. Irgendwie will er’s für die Gruppe aber mysteriös halten. Warum auch immer. Ein Abend voller Fragen.

Am kommenden Morgen setzt sich das fort, verbringt diese Gruppe an Leuten doch mehr Zeit damit, darüber nachzudenken, wer wie sicher ist und wer gut zum Prinzen (oder auch zueinander) passen könnte, als die meisten der verzickten und emotional scheinbar inkompetenten Kandidat*innen bei Are You The One? Reality Stars in Love (das genau so endete, wie sie es verdient haben *hust*). Jedenfalls auch am Morgen vor der White Night die Frage: Wie steht es um Arne und seine Gefühle?

Char de Nay und Emotionalité

Gefühle gibt es schon mal reichlich als die Jungs ihre später zu verbrennenden Briefe (innere Reinigung und so) für die große White Night schreiben. Da fragen wir uns an mancher Stelle, wie oft der Tränen wegen neu begonnen werden musste. Aber mal Spaß beiseite: Jede*r die*der schon einmal so etwas machen und irgendeine aufreibende, tragische, womöglich gar traumarisierende Erfahrung zu Papier bringen musste, weiß wohl, dass das harter Tobak sein kann. Hier lautete das Thema „Schreibe deinem jüngeren Selbst einen Brief“ und so weiter. Nicht alle werden da allzu gern an ihre Kindheit zurückdenken wollen. 

Wie erwähnt sind die Briefe teils recht emotional, manch einer vielleicht auch emotional-manipulativ, das ist aber auch okay. Am Ende ist es eine Show, die Kameras sind da und da wird am eigenen Standing gearbeitet. Schön zu sehen war es allerdings, dass einige der Jungs sehr emotional auf die vorgelesen Briefe reagierten. Allen voran Max, der diesen Abend nutzte um endlich mal (!) als seine Drag-Persona Char de Nay aufzutreten, wobei er voll überzeugte und auch Kim mal etwas Neues mitgab.

„Oh, Darling! Du auch hier?“ Char de Nay und Jungs // © RTL Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf TVNOW gestattet.

Mitgegeben hat Kim auch Arne was, der nämlich nutzte seinen Brief für den Abschied. Was eine super unterhaltsame, aber auch recht abgefuckte Nummer war. Aber halt Show und so. Kim wirkte aber in der Tat recht sauer auf die Art und Weise wie Arne sein Nicht-Interesse vermittelt hat (oder dass er ihn abschreiben musste?). Sein Kiefer jedenfalls arbeitete ordentlich und das sah nicht nach „Ich bin emotional mitgenommen“ aus. 

Und so geht Arne freiwillig zum Ende einer unterhaltsamen, vielseitigen, witzigen und bewegenden Folge eine Woche nachdem sein eigentliches Love Interest gehen musste. Wer noch ging? Hmm, heute mal nur einen Hinweis darauf: Er war Titelbild für einen unserer Recap-Kommentare. Außerdem haben wir euch einen sehr überraschenden Kuss nicht verraten… Kommende Woche gibt es ein Go-Kart-Date und scheinbar viel Hüftbewegung. Finden wir erstmal gut.

Gefühle und Mitgefühl bei der White Night // © RTL

Die neun Folgen von Prince Charming plus eine Wiedersehensshow werden jeweils immer dienstags auf TVNOW veröffentlicht. Außerdem gibt’s einen offiziellen Podcast und der offizielle Instagram-Account ist ebenfalls ein Folgen wert.

Eure queer-reviewer

PS: Princess Charming ist mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Beste Unterhaltung Reality ausgezeichnet worden. Stark verdient und wir freuen uns sehr. Glückwünsche!

Beste Unterhaltung Reality „Princess Charming“ – Irina Schlauch mit Nina Klink (Seapoint Productions) und einem weiteren Kopf hinter der Show // © RTL/Ralf Juergens

PPS: Wir hatten hier auch die Notiz „Manne und ihre Haare“, wissen aber nicht mehr was wir meinten. Vermutlich was mit Blumen oder dem ständigen Durchstreichen und Einsprühen. Vermutlich das. Ziemlich sicher das.

PPPS: Thomas (und auch einige andere der Jungs) scheinen es nicht so mit beschnittenen Schwänzen oder kurzer Vorhaut zu haben. Schade?! Überhaupt ist es komisch, wie irritiert hierzulande manche von Penissen ohne Vorhaut sind (andererseits ist es den USA genau umgedreht). 

PPPPS: Wir bedauern es sehr, dass die einzelnen Folgen keine Titel haben, damit ließe sich sicherlich auch fein arbeiten. 

PPPPPS: Mo markiert immer mehr Feld. Schauen wir mal.

PPPPPPS: Ja, ja, wir wissen dass „Emotionalité“ kein echtes Wort ist…

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