Hoch hinaus, aber nicht hochtrabend

Beitragsbild: Ein Regenbogen an der Jannowitzbrücke, Berlin. // Foto: © the little queer review; Buchover: © Edel Books

Mit Caught in the Act (CITA) war Eloy de Jong schon ganz oben – bis die 1990er-Teenieband sich überraschend auflösen musste. Sein Stern sank vorübergehend, aber nun ist er als Schlagersänger mit Solokarriere wieder obenauf. Vor wenigen Wochen berichteten wir von seiner neuen Single In den Sternen und heute wollen wir einen Blick in seine Biografie Egal was andere sagen werfen.

Auf etwas mehr als 200 Seiten erläutert der charmante Niederländer sein bisheriges Leben mit so manchen Höhen und Tiefen. Seine Kindheit war kompliziert, das Verhältnis zum Vater schwierig. Zu seiner Mutter jedoch war und ist es bis heute sehr innig. Sie ermöglichte ihm unter den gegebenen Umständen eine gute und behütete Kindheit, unterstützte ihn früh bei seiner Leidenschaft, dem Profitanz, und gab ihm die Liebe, die ein etwas anderer Junge braucht.

Etwas anders…

Denn anders, das spürte Eloy früh, war er. Es dauerte eine Weile, bis er seine Homosexualität erkannte und zuließ, aber als der Entschluss zum Outing in dezent prekärer Situation gefallen war, stand er voll und ganz zu sich. Die Homosexualität begleitete ihn von Beginn an durch seine Zeit mit CITA – seine Bandkollegen hatte er nach und nach eingeweiht – und mündete in zwei längeren Beziehungen vor seiner jetzigen Partnerschaft. Vor allem die zweite mit Stephen Gately, ebenfalls Teenieschwarm und Boyband-Mitglied bei Boyzone, sollte sein weiteres Leben bestimmen.

CITA war schon Geschichte, da wurde die Beziehung der beiden an die Presse durchgestochen. Eloy und Stephen wagten den Präemptivschlag und gaben ihre Beziehung öffentlich zu Protokoll. Egal was andere sagen. Boom. Millionen Mädchenherzen gebrochen, aber eine enorme Last fiel beiden von ihren Schultern.

Schatten und Sonne. Und Regenbogen.

Ihre Beziehung ging leider etwas später dennoch in die Brüche. Eloy fiel in ein Loch, verkaufte sein Haus, zog zurück ins Hotel Mama, fasste dann wieder Mut – und fiel noch tiefer, als er 2009 von Stephens Tod erfuhr. Auch wenn er zu diesem Zeitpunkt schon seinen jetzigen Partner Ibo kennengelernt hatte, der Tod seines Ex-Freundes bewegte ihn wohl mehr als jedes andere Ereignis bis dahin – inklusive des plötzlichen Todes seines Vaters einige Jahre zuvor – und das wird auch immer wieder deutlich.

Eloy de Jong – helle und dunkle Momente prägten sein Leben // Foto: © Stephan Pick / Edel Books

Allerdings stand noch ein Verlust bevor. Mit Ibo und der gemeinsamen Freundin Ilja fiel nämlich der Beschluss, ein Baby zu bekommen. Ilja wurde nach einigem Nachdenken schwanger mit Zwillingen, verlor aber eines der Kinder, Milon, während der Schwangerschaft. Die Schwester, Indy, jedoch kämpfte sich ins Leben und bereichert seit nun etwa zehn Jahren das Leben der Regenbogenfamilie.

Nach vielen Schattenseiten scheint das Leben Eloy nun besser gesonnen zu sein. Klar, es gab auch früher viele schöne Momente, die er in Egal was andere sagen beschreibt, aber das Familienleben scheint ihm endgültig das persönliche Glück beschert zu haben. Zudem hat seine Solokarriere in den letzten Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen, angefangen mit der mehr als passenden Single Regenbogen aus dem Jahr 2017, dem kurzzeitigen Comeback von CITA und einer klugen Marketingstrategie, beispielsweise Eloys Teilnahme an Promi Big Brother 2017.

Vom Jeansverkäufer zum Millionär

All dies und viele weitere spannende, eher unbekannte Details erläutert Eloy in seiner Autobiografie. Man erfährt sehr viel von ihm und über ihn, es gibt die eine oder andere Anekdote und bei vielen Leserinnen und Lesern dürften Erinnerungen wach werden. Die Informationen sind dabei überaus anschaulich aufbereitet und Eloy erlaubt einen tiefen Blick in seine Seele und seine Vergangenheit. Klar, das dürfte auch Teil des Marketingkonzeptes sein, aber es macht auf jeden Fall Spaß, Egal was andere sagen zu lesen.

Eloy de Jong zeigt uns nämlich ganz deutlich, wie der sonst den Amerikanern zugeschriebene Lebensweg vom Tellerwäscher (in seinem Fall: Jeansverkäufer) zum Millionär klappen kann und wie sich das permanente Leben im Rampenlicht auf einen selbst und die Umgebung auswirkt. Welche Opfer er für sein Leben mit CITA bringen musste, aber welch tolle Erfahrungen er auch machen durfte.

Ein authentisches Buch von Leben, Liebe und Schmerz

Alles wirkt dabei sehr authentisch. Seien es die anfänglichen Heimlichtuereien während der Bandkarriere – seine Beziehung zum niederländischen Moderator Carlo Boszhard drohte einmal öffentlich zu werden – der Schritt in die Öffentlichkeit mit Stephen, die anfänglich nicht erfüll- und erlebbare Verliebtheit mit dem Iren, der Umgang mit persönlichen Rückschlägen oder auch die komplizierte Kindheit: Eloy de Jong beschreibt Probleme, mit denen sich viele von uns allzu oft konfrontiert sehen dürften. Auch das Leben als Star kann hart sein, wenn die Karriere nicht zündet, man in vielerlei Zwängen gefangen ist oder man einen Teil von sich verbergen muss. Auch wenn man kein Star sein muss, um solche Erfahrungen zu machen.

Eloy de Jongs Autobiografie ist dabei nicht ganz frei von Schwächen. An manchen Stellen würde man sich als Leser vielleicht noch ein bisschen mehr Erläuterung wünschen, denn einige Punkte handelt Eloy nur mit einem Wimpernschlag ab. Er erwähnt beispielsweise nur kurz seinen allzu hohen Marihuanakonsum nach der Trennung von Stephen und die anschließende Therapie. Nicht nur aus Interesse am Klatsch würde man sich beispielsweise hier ein bisschen mehr Information wünschen, auch wenn klar ist, dass es sich um teils schmerzhafte Erinnerungen handeln muss.

Ein klein wenig irritierend sind außerdem die Stellen, an denen er die Leser direkt anspricht. Vermutlich soll die direkte Ansprache der Leserinnen und Leser diese mehr einbeziehen, aber irgendwie wirken sie deplatziert. Es sind nur wenige – fünf oder sechs im gesamten Buch – und sie passen nicht in den sonstigen Lesefluss. Hierauf hätten er und der Edel-Verlag vielleicht besser verzichtet. Aber da es sich nur um wenige Stellen in dem Buch handelt, lässt sich hierüber leicht hinwegsehen.

Aus der Komfortzone und hin zum Regenbogen

Er holt sich und uns aus der Komfortzone und animiert jeden, sich seinen Problemen zu stellen. Als Leserin oder Leser von Egal was andere sagen merkt man dem Buch die Authentizität seines Autors an und das macht es überaus lesenswert. Eloy de Jong gibt hier sehr viel von sich preis und das ist nicht ohne Risiko.

Am Ende überwiegt ganz eindeutig das Positive. Eloy de Jong zeigt den Leserinnen und Lesern, dass jedes Leben Licht und Schatten birgt und doch auch häufig Regenbogen. Er wollte immer hoch hinaus, kam dort auch hin, aber fiel auch tief. Und kämpfte sich wieder hoch. So wie es vielen von uns im Kleinen gehen dürfte. Egal was andere sagen illustriert dieses Leben sehr gut, ist dabei nicht hochtrabend, sondern sehr bodenständig. Und das macht das Buch genau so lesenswert, wie auch die meisten seiner Singles hörenswert sind.

HMS

Cover „Egal was andere sagen“

Eine Leseprobe findet ihr hier.

Eloy de Jong: Egal was andere sagen; 3. Auflage, 2020; 224 Seiten, mit zahlreichen privaten Fotoaufnahmen; Klappenbroschur; ISBN: 978-3-8419-0707-3; Edel Books; 17,95 € (auch als eBook erhältlich, 13,99 €)

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