Interfaith Rosh Hashana

Von Noa Luft

Rosh Hashana – wir schreiben nun das Jahr 5780.  Eine Runde Zahl. Ein Ansporn dafür, etwas anders zu machen? Neujahr. Eventuell auch der Moment, etwas Neues zu machen?

Normalerweise begebe ich mich um diese Zeit gen Heimat. Doch da es mir aus diversen, organisatorischen Gründen dieses Jahr nicht möglich war, nach Hause zu meiner Familie zu fahren, haderte ich mit der Entscheidung, was ich an jenem Feiertag nun machen sollte. 

Ich lebe zwar in Berlin, an Angeboten hätte es nicht gemangelt, doch besonders zu dieser Zeit sehne ich mich nach einer intimen Umgebung. 

Kürzlich bin ich in meine neue Wohnung gezogen und verfüge nun endlich über eine funktionstüchtige Küche. Warum also nicht mein eigenes Rosh Hashana Dinner schmeißen? Wen einladen? Mir kamen direkt meine engen jüdischen Freundinnen und Freunde in den Kopf, die ich alsbaldig einlud. Doch konnte ich es mir auch nicht vorstellen, mein erstes eigenes Dinner in der neuen Wohnung ohne meine engsten Leute zu feiern. Es wurde sowieso Zeit, ein wenig Jewish vibe in meinen nicht-jüdischen Freundeskreis zu bringen. Ich lud sie also auch ein und veranstaltete letzte Woche meinen ersten Interfaith Rosh Hashana Tisch. 

Da das Essen – wie bei allen jüdischen Feiertagen – praktisch das Wichtigste ist, durfte es bei diesem natürlich an nichts fehlen. Also probierte ich mich an allen Rosh Hashana-üblichen Speisen. Die runde Challa, die an das Unendliche, den Ewige Adonai, erinnern soll. Oder eben Apple dipping in Honey. Die Frucht der Natur, die für den Beginn eines süßen Jahres steht. Auch Tsimmes und gefillte Fisch fehlten natürlich nicht. 

Meine Quintessenz ist, das ich einen der schönsten Erev Rosh Hashana Abende mit guten Freunden verbracht habe. Es war anders. Zwar fehlte mir meine Familie, dennoch war es ein hinreißender, konstant munterer und erheiternder Abend. Es wurden viele Fragen gestellt, Diskussionen geführt, viel gegessen und Wein gesippt. Im Großen und Ganzen ein waschechter jüdischer Erev Chag. 

Shana Tova uMetuka and a Happy New Year! 

Noa Luft, geboren am 14. März 1995 in Köln, lebt und studiert seit zwei Jahren in Berlin. Sie ist aktives Mitglied bei TaMaR Jung und Jüdisch e.V. und ist Geschäftsführerin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland. 

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