Keine Kondome – dafür HIV

In Namibia sollen weiterhin keine Kondome in Gefängnissen verteilt werden, wie die deutschsprachige Allgemeine Zeitung aus Windhoek berichtet. Was das mit der möglichen Abschaffung des „Sodomie-Gesetzes“ zu tun hat, lest ihr hier.

Mit der Begründung gleichgeschlechtlichen Sex zwischen männlichen Insassen in Gefängnissen nicht befördern zu wollen weigert sich die namibische Gefängnisbehörde weiterhin Kondome an die Insassen zu verteilen, obwohl die Gefängnisse als HIV-Hotspots gelten. Das berichtete gestern die Allgemeine Zeitung aus Namibia. Laut des Sprechers der Strafvollzugsbehörde, Sam Shaalulange, seien derzeit 356 Gefängnis-Insassen infiziert. 

Das Verbot von Kondomen in Gefängnissen würde man nur bei Erfüllung von drei Voraussetzungen ändern, berichtet die in Windhoek erscheinende deutschsprachige Tageszeitung weiter. Diese wären, dass gleichgeschlechtlicher Sex in Namibia legal und Kondomverteilung gesetzlich zugelassen würde sowie dass Beweise zur Verbreitung von HIV in Gefängnissen vorlägen. Laut dem Bericht sei die Debatte neu entbrannt, nachdem ein Expertenrat kürzlich die Abschaffung des „Sodomie-Gesetzes“ gefordert hatte, welches gleichgeschlechtlichen Sex zwischen Männern verbietet.

Abschaffung eines Gesetzes aus der Apartheidsära?

Das Gesetz stammt noch aus der Apartheidsära. Im Mai stellte die namibische Justizministerin Yvonne Dausab in Aussicht das Gesetz abzuschaffen, der erwähnte Expertenrat unterstütze dies durch die Empfehlung vom 26. Mai. Seit den 1990er-Jahren wird das Gesetz kaum mehr angewendet, eine strafrechtliche Verfolgung auf dessen Grundlage findet nicht mehr statt. Dennoch sprach sich die Regierungspartei Swapo, der auch die Justizministerin angehört, immer wieder gegen Homosexualität aus, vor allem die Jugendbewegung und der Ältestenrat der Partei machten zuletzt gegen eine Abschaffung Stimmung und nannten Homosexualität „satanisch“ und „dämonisch“. Die Ablehnung wird also vorrangig mit religiösen Motiven verknüpft beziehungsweise begründet. 

Zurück zum Gefängnis: Sam Shaalulange fordert dem Bericht der Allgemeinen Zeitung zufolge Beweise, dass HIV überhaupt vermehrt in Gefängnissen übertragen werde. Dies stehe jedoch nicht nur Studien, die Sicherheitsmängel in Gefängnissen anprangerten, entgegen, sondern auch dem Programm der Vereinten Nationen gegen AIDS (UNAIDS). Darüber hinaus gäbe es zahlreiche Berichte Betroffener, wie dem eines ehemaligen Häftlings, der von freiwilligem Sex, aber auch Vergewaltigungen zu berichten wusste. John Walters, der Ombudsmann Namibias, habe sich schon vor vielen Jahren hinter die Maßnahmen von Kondomen für Gefängnisinsassen gestellt. 

Wir werden euch in jedem Fall auf dem Laufenden halten, wie es in Bezug auf das Gesetz und den Kampf für Rechte Homosexueller in der früheren deutschen Kolonie Namibia weitergeht. 

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