Maulpsts Woche – Die drei Damen vom Bellevue

Der Dienstag war ein aufregender Tag. Für die Einen, weil es unsicher war ob Ursula von der Leyen neue Präsidentin der EU-Kommission werden würde, für die anderen eigentlich auch deswegen, aber die waren aus garstiger Verbohrtheit zumindest nach außen hin dagegen. Wie zum Beispiel die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, Ska Keller, die gegen von der Leyen war, weil, UvdL habe zwar am Dienstag eine tolle Rede gehalten und stehe voll hinter der EU, aber geht halt nicht, weil sie sich in die Schmollecke gestellt haben und nun gern dort bleiben wollen. Noch besser Katarina Barley, die quasi im Namen der deutschen sozialistischen Schäfchen eine grandiose Übung im Bereich argumentative Flexibilität bei maximaler Engstirnigkeit hingelegt hat. Kann man alles so machen, aber dann wird’s halt lächerlich.

Am Ende des Tages wurde von der Leyen zur ersten EU-Kommissionspräsidentin gewählt. Und sogleich waren sich beinahe alle einig, es sei so knapp gewesen, eine Hypothek, wird schwer, etc., mah. Erstmal abwarten, lasst UvdL doch erst mal machen.

Allerdings war das noch gar nicht das Ende des Tages. Denn am späteren Abend wurde zuerst bekannt, dass Jens Spahn neuer Verteidigungsminister werde. Kurz darauf wurde bekannt, dass einen Moment lang der 1. April war. Dann wurde bekannt, dass Annegret Kramp-Karrenbauer neue Verteidigungsministerin werde und einige wünschten sich, dass es der 1. April sei.

War es nicht. Am Mittwoch war es dann also so weit und mit tollen Fotos wurde die Neuauflage der beliebten Serie „Die drei Damen vom Grill“ als „Die drei Damen vom Bellevue“ bekanntgegeben. Eine empfing eine Urkunde zur Entlassung, eine zur Begrüßung und die dritte Dame lächelte selig vor sich hin. Mindestens genauso stolz war der Berliner Regierungschef Michael Müller, der als Stellvertreter-Stellvertreter quasi einen einmaligen Gastauftritt absolvieren durfte.

Somit hat Angela Merkel also mal wieder einen Coup gelandet, vermutlich in einem dieser immer wieder aufgebrachten „Hinterzimmer“ ausgehandelt. Als gäbe es keine innenliegenden Wintergärten, keine Keller, keine Saunen, keine Séparées und keine Bar im Esplanade Hotel mehr! Und wenn alle immer in Hinterzimmern sprächen – wären diese dann nicht irgendwann einmal wegen Überfüllung geschlossen? An dieser Stelle mal eine Handlungsempfehlung: Bevor der nächste lauthals im Brustton der Empörung „Hinterzimmer“ in die Welt krakeelt – einfach mal die Worte „Vertraulichkeit“, „Diplomatie“, „Lissabon-Vertrag“ und ggf. „Vernunft“ nachschlagen oder in diesem neuländischen Internetz recherchieren.

Übrigens: Genauso wenig, wie es extra groß gefeiert werden muss, dass nun diese drei Frauen dort sind, wo sie sind, sind die hämischen Kommentare insbesondere gegenüber UvdL und AKK angebracht. Meist kommen diese von Männern. Liebe Herren – lassen Sie sich gesagt sein: Wir hätten uns natürlich alle Roland Koch an allen drei Positionen gleichzeitig gewünscht und es wird für immer ein Rätsel bleiben, warum dieses politische Wunderkind, trotz seiner unbestreitbaren Qualifikation als Schmollmund-Lippen-Model, nie dort ankam.

In der Tat nervig allerdings ist, dass Kramp-Karrenbauer ihre Homophobie als Haltung und ihre Weltfremdheit als Gemütlichkeit verkaufen möchte. Aber eventuell passt es mit der Weltoffenheit und der Einstellung zur Homosexualität – UvdL, also Europa, ist da total so yay; Angela Merkel, also Schland, mehr so meh und AKK, also das sehr Lokale, dann voll so nay -„Aber-ich-hab-auch-schwule-Freunde“.

Apropos Mutti: Die gab am Freitag noch fix ihre Ferienpressekonferenz und hat ein schönes previously on Bundesregierung für all jene gegeben, die zuletzt eher Meike Winnemuth auf dem Schirm hatten. Für jene die der Handlung zuvor gefolgt waren, war es ein feines rhetorisches Seminar.

Ein zweites Mal in dieser Woche im Hof des Bendlerblocks war Annegret Kramp-Karrenbauer am Samstag zum feierlichen Rekrutengelöbnis zu Ehren der Widerstandskämpfer des 20. Juli (oder im tauberschen-CDU-Sprech: #FeRezEdeWideJu) bereits weit sicherer unterwegs, als noch am Mittwoch, wo sie nur durch die führende Hand von der Leyens die Ehrenformation erfolgreich abzuschreiten vermochte.

Nicht unerwähnt bleiben soll die am Montag veröffentlichte Umfrage zur Beliebtheit der deutschen Landesfürstierenden. Michael Müller ist der unbeliebteste, was sein Gastauftritt bei „Die drei Damen vom Bellevue“ ja vielleicht ändern könnte. Ha. Verstörend jedoch: Zwei der drei Interimsvorsitzendeninnen der SPD, Malu Dreyer und Manuela Schwesig, verlieren an Beliebtheit. Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern und Königin der Halstücher, gar um zehn Prozent. Da kann man mal sehen: selbst ein gefühltes Wochenende SPD-Vorsitz und der Bürger an sich so „Meh, nee, bäh…“ Vielleicht ist es an der Zeit, dass, wenn sie ihn wirklich loswerden will, sich die SPD für Thilo Sarrazin als Vorsitzenden ausspricht. 

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