„Queer as Folk“ & „Doctor Who“-Macher: Heteros sollten keine homosexuellen Rollen mehr bekommen

Beitragsbild: Symbolbild // © LSOphotos

Russell T Davies, der britische Produzent und Drehbuchautor, Erfinder von Queer as Folk, der Doctor Who-Neubelebung, samt der Ablegerserie Torchwood, Cucumber und zuletzt der Kopf hinter den gefeierten Mini-Serien Years and Years (dazu unten mehr) und It’s a Sin, hat in einem Gespräch mit Radio Times über die Besetzung schwuler, beziehungsweise homosexueller, Rollen (im englischen „gay roles“) gesprochen und erläutert, warum er nur noch homosexuelle Schauspieler*innen in ebensolchen Rollen sehen wolle.

Die Zeiten haben sich geändert

Das Serien-Mastermind sagte, er sei nicht dezidiert „politisch bewusst“ (engl. „woke“), was dies angehe, „aber ich bin entschieden dafür, dass wenn ich jemanden in einer Geschichte besetze, dann um einen Liebhaber, oder einen Feind, jemanden auf Drogen oder einen Kriminellen oder Heiligen zu spielen… sie sind nicht da, um ‚homosexuell zu spielen‘ (engl.: ‚act gay‘) denn ‚homosexuell spielen‘ ist ein Haufen an chiffrierten Verhaltensweisen für eine Performance. Es geht um Authentizität, das ist der Geschmack von 2020.“

Russel T Davies, 2008 // Foto: © Tony Hassall, CC BY 2.0

Unwahr ist das nicht. Und auch wenn Davies selber in seinem ersten großen Hit Queer as Folk zwar durchaus einige offen schwule Schauspieler besetzt hat, sind viele der Darsteller heterosexuell gewesen, so wie Aiden Gillen und der noch immer heiß begehrte Charlie Hunnam. Somit lässt sich auch sagen, dass Davies sich entwickelt hat (und sicherlich auch flexibler Rollen besetzen darf als früher) und natürlich haben die Zeiten sich geändert.

Davies fährt dementsprechend fort: „Du würdest doch niemand körperlich Gesunden besetzen und ihn in einen Rollstuhl packen. Du würdest niemanden schwarz anmalen. Authentizität führt uns an freudige Orte.“ Wir erinnern uns, es ist noch nicht so lange her, da hat das amerikanische Serien-Mastermind Ryan Murphy in Glee noch Kevin McHale als den im Rollstuhl sitzenden Artie besetzt.

Viele Meinungen in der Debatte

Jim Parsons, der nun seit einiger Zeit mit Murphy arbeitet, äußerte sich ebenfalls kürzlich in der LA Times zu dem Thema: Er sehe es zwar nicht so, dass es in der Diskussion darum ginge, dass nur noch homosexuelle Schauspieler*innen queere Rollen übernehmen sollten, es gebe da durchaus ein Spektrum an Antworten und alle Rollen sollten für alle Darsteller*innen offen sein. Wichtiger sei es, dass homosexuelle Charaktere „ebenso vielseitig und als vollends menschliche Individuen“ dargestellt würden. Ebenso äußerte sich kürzlich Wentworth Miller, dass er als Schwuler keine heterosexuellen Rollen mehr übernehmen wolle.

Auch Dan Levy, Mackenzie Davies, Henry Golding, Billy Eichner und einige andere haben sich in jüngerer Zeit dazu geäußert. Wir sehen: Es gibt viele diverse Positionen in einer Debatte, die endlich einmal geführt werden musste und hier sicherlich noch nicht an ihrem Ende ist. Bleibt nur zu hoffen, dass sie weiterhin so öffentlich in einem respektvollen und nachvollziehbaren Ton stattfinden wird.

Ach ja, die anfangs erwähnte sechsteilige Miniserie Years and Years, in der es um eine Familie geht, die im Laufe diverser Jahre eine völlig absurde Entwicklung der Welt mitmacht, ist übrigens heute Abend ab 20:15 Uhr auf ZDFneo zu sehen und ab morgen in der Mediathek verfügbar. Eine der Hauptrollen in der schwarzhumorigen Dystopie spielt Russell Tovey (Looking). Die Serie sei hier schon einmal kurz empfohlen, unsere ausführliche Besprechung lest ihr am Sonntag, wenn wir uns vom CDU-Bundesparteitag erholt haben werden (hoffentlich).

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