Queeres Stadt-Cruising in Brüssel

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Und wenn mensch dann noch so viel erlebt, wie unser Reporterteam in Brüssel, dann kann aus einem angedachten Einzelbericht auch schon mal eine Serie werden. Wir fanden die Erlebnisse von Frank mit seinem Angetrauten Sascha und Fiete so unterhaltsam, dass wir keinesfalls davon auch nur etwas streichen wollten. Also haben wir uns freudestrahlend dazu entschlossen, Euch in drei Teilen von diesen unglaublichen Tagen in der Hauptstadt Europas zu berichten. Los geht’s!

Frei nach dem Motto, Wenn einer eine Reise tut, dann kann er aber ganz schön viel erzählen. Wer diesem etwas abgewandelten alten Satz keinen Glauben schenken mag, der wird vermutlich kaum oder ungern reisen. Sie dürfen dann getrost jetzt aufhören zu lesen. Allen anderen sei dieses Plädoyer für eine hoffentlich baldige Unternehmung in die wunderbare Hauptstadt unseres Nachbarlandes und Europas dringend ans Herz gelegt. 

WELCHES HOTEL? 

Wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual, daher haben wir uns schon allein aufgrund des queeren Standpunktes gedacht, wir lassen uns von den Profis beraten. Wer, wenn nicht visit.brussels als professioneller Gastgeber der Stadt Brüssel sollte es wissen. Anfrage formuliert und nach kurzer Wartezeit haben wir ein wunderschönes und sehr zentral gelegenes Hotel empfohlen bekommen, das sich schlussendlich noch als queerer Glücksfall entpuppen sollte, dazu aber später mehr… 

DIE ANREISE

Wer sich für eine Anreise aus dem Ruhrgebiet oder dem Rheinland entscheidet, der gehört zu den glücklichen Menschen, die sich für diesen Trip eine Fahrkarte für den Thalys buchen können. Natürlich steuern auch noch andere Verkehrsmittel unsere Wunschdestination an, aber kein anderes ist… naja Thalys eben. 

Und dabei entscheidet nicht allein der Preis. Reisen mit internationalem Flair und „naturellement“ freiem WLAN an Bord. Aufgrund der aktuellen Covid Regelungen gibt es derzeit keinen Speisenservice im Zug, aber man soll ja eh die ganze Zeit die Maske tragen (aktuelle Ankündigungen lassen hoffen, der Premiumservice und der Barservice sollen ab dem 05.09. wieder aufgenommen werden. Wir bleiben aber in der Juli-Situation).

 

Und so sieht man dienstbare Menschen mit Desinfektionsmitteln den Zug lang gehen und merkt ziemlich schnell, dass hier die Hygiene und Sicherheit von Personal und Passagier ganz hoch gehandelt werden. Rote Veloursessel laden zum reinfläzen ein und so schwebt man mit französischer Gemütlichkeit und hochmoderner Schnellzugtechnologie sanft und sicher dem Ziel entgegen. 

Falls noch Zweifel bestehen, so macht vielleicht der queere Aspekt den Ausschlag. Thalys hat ein eigenes Diversity Programm, unterstützt seine queeren Mitarbeiter und legt darauf auch bei Neueinstellungen großen Wert. Wenn dieses Unternehmen also sein Firmenlogo im Pride-Month in Regenbogenfarben taucht, dann hat das eher was mit Statement, denn mit Pinkwashing zu tun. 

BRÜSSEL ERLEBEN

Den Weg vom Bahnhof zum Hotel kann man, wenn es zentrumsnah liegt, zu Fuß zurücklegen, oder man nimmt direkt die öffentlichen Verkehrsmittel. Die Nutzung ist unproblematisch und erschließt sich selbst ungeübten Stadturlaubern zügig. Wer von Anfang an klug plant, der kann sich eine so genannte Brussels Card zulegen. Damit kann man neben freiem Eintritt und Vergünstigungen für zahlreiche Museen und Ausstellungen auch direkt noch freie Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln für bis zu 72 Stunden buchen. Vorab online buchbar und direkt vor Ort startklar. 

Genau so machen Städtetrips Spaß.

v. l. n. r. und von oben nach unten: Der Thalys in Dortmund, mit Frank und Fiete; das Hotelzimmer; Sascha, Fiete und Frank vor ihrem Hotel; Servicekraft in der Stammbar; BusselsBeer; Frederick, der Inhaber der Stammbar, mit Fiete im Darkroom; italienischer Tagesabschluss // © the little queer review/Frank Hebenstreit

Das Einchecken in das 9hotel Sablon geht zuvorkommend, freundlich und sowas von reibungslos, dank vorherigem Online Check-In. Ein tolles System, was es Gast und Rezeption ermöglicht alles nur noch abzugleichen und los geht’s. 

Zimmer und Hotel halten, was die Website verspricht. Das elegante und bodenständige 4 Sterne Stadthotel verfügt über 34 Zimmer, die dem Zeitgeist entsprechend in weiße Cocoons mit warmen Farbakzenten verwandelt wurden. Ankommen, wohlfühlen und Spontanentschleunigung mit dem Türöffnen. Dass das Hotel noch eine Sauna und einen designpreisverdächtigen Pool vorhält, tut der Entspannung gerade keinen Abbruch. Das verleitet eher dazu, sich direkt einem Wellnessprogramm hinzugeben, aber wir sind doch hier um die Stadt zu erleben. 

Also dann kurz frisch gemacht und das Treffen mit dem visit.brussels Mitarbeiter angehen. Das Besondere an Frederick? Neben Charisma und Charme auch noch seine Position. Er kümmert sich um die Queere Ausrichtung seines Arbeitgebers. Ähm Moment. Die offizielle Brüssel Agentur hat eine queere Abteilung, die sich speziell um die LGBTIQ+ Belange kümmert? Respekt. Und dass der Mann vom Fach ist, das merken wir schnell. Die queere Ausrichtung ist der Hauptstadt Europas wichtig und das gleichberechtigte Neben- und Miteinander soll so nicht nur Besonderheit sondern Alltag in der Metropole sein. Nach diesem kurzen Warm Up im Hotel geht es in die Straßen von Brüssel. Kann man sagen, eine Stadt ist schön? Warum eigentlich nicht? Brüssel ist wunderschön. Vielfältigste Architektur lädt zum Betrachten ein, ganze Stadtführungen über Art Deco oder Jugendstil lassen sich hier genießen. Die Shoppingmeilen liegen teils in der traumhaften Altstadt oder gliedern sich in prächtige Bauten, aber ja, auch hier sieht man natürlich die bekannten Einkaufszentren. 

So führt der Weg des ersten Tages zum eigentlichen Ziel, einem der queeren Hotspots der Stadt, der Rue du Marché au Charbon. Hier reiht sich ein queeres Lokal an das nächste. Und was nicht rein queerer Ausrichtung ist, kann man schnell als queerfriendly identifizieren. Und schon sitzen wir auf der Terrasse der Stammbar, einer Cruisingbar mitten im Herzen Brüssels und genießen einen perfekten Gin Tonic, den man hier in unzähligen Varianten bekommen kann. Der wird dann noch dazu von einer muskulösen, nett behaarten Servicekraft gereicht. Ja, Cruisingbar, aber aufgrund der Corona Richtlinien geht das mit dem Darkroom gerade nicht, und daher hat man eben eine Terrasse eröffnet. Auf der genießen neben den eindeutigen Stereotypen halt auch ganz klassische Heterofamilien den Sonntagnachmittag. Amazing, oder? 

Nachdem wir zum Abend hin noch durch die beeindruckenden Straßenschluchten geschlendert sind, überrascht uns ein auffrischender Sommerschauer und wir setzen uns in eine Stadtpizzeria nahe des Hotels. Mit einem sehr schmackhaften Antipasti Teller, einer leichten Pizza und einem wunderbaren Glas BrusselsBeerProject schließt sich der Kreis.

Nach einem ersten Tag voller wunderbarer Eindrücke fallen wir erst noch eine Runde in den Hammer-Pool und dann ins weiche Hotelbett. Sanft schlummern wir in unserem White Cocoon einem neuen Tag voller queerer Abenteuer entgegen.

Frank Hebenstreit

PS: Der Fiete ist jetzt bei YouTube (oder ganz gemäß der Lindenstraße – bei Duröhre).

Die Reise wurde unterstützt durch visit.brussels und Thalys.

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