Rettet die Vögel! und habt Freude dabei

Vor nicht allzu langer Zeit haben wir über den Missbrauch, die Ausbeutung und Tötung von Hühnern geschrieben. Ebenso von deren Rettung. Aber nicht nur Masthennen und Kampfhähne sind sind in ihrer Lebenswelt und -art bedroht, auch andere Vogelarten – die der Mensch nicht primär zum Vergnügen und Verzehr akzeptiert – sind gefährdet und dringend schützenswert. Wie es dabei um heimische Vogelarten steht, was sie besonders gefährdet und was nahezu jeder von uns tun kann, ohne sich völlig verausgaben zu müssen, beschreibt der Band Rettet die Vögel! Lebensraum – Fütterung – Nisthilfen – Vogelschutzprojekte der natur- und gartenkundigen Autorin Ursula Kopp so verständlich und aufrüttelnd wie ansehnlich.

Lehrreich, nicht belehrend!

Das Buch hält strikt ein, was es im Untertitel verspricht: Es werden die Lebensräume der Vögel beschrieben und auch, was wir dazu beitragen können, diese zu erhalten, im heimischen Garten zu schaffen oder mit ein wenig Hilfe zu erweitern. So zum Beispiel, indem wir vor allem heimische Sträucher und Gewächse anpflanzen – zuvorderst natürlich überhaupt pflanzen und den (Vor-)Garten nicht betonieren – und ebenso der Natur zumindest ein Stück weit die Regie überlassen. Hier lässt sich natürlich einwerfen, dass viele Nachbarschaften und ach so wunderbar gepflegte Siedlungen eben dieses nicht wollen. Also: Augen auf beim Grundstückskauf.

Auch die Fütterung wird auf diese Art beschreiben: Was können wir allein schon im Kleinen beitragen? Hier stellt Ursula Kopp ein Pro und Contra mit speziellem Augenmerk auf Argumente für und wider der ganzjährigen „künstlichen“ Fütterung voran. Recht ausführlich und sehr anschaulich erklärt der Band, wie Nistkästen gebaut und angebracht werden können und was es bei Installation und Pflege zu beachten gibt.

Schließlich erläutert sie noch das eine oder andere Vogelschutzprojekt. Der NABU spielt im und auch für das Buch eine ohnehin nicht geringe Rolle, aus nachvollziehbaren Gründen. Darüber hinaus erwähnt Kopp aber auch Sielmanns Naturlandschaften und Biotopverbünde, die ihren Ursprung in den Nullerjahren im Engagement des Ornithologen und Direktoren des Max-Planck-Instituts in Radolfzell, Prof. Dr. Peter Berthold, hatten. 

Katzen sind zum Jammern!

Rettet die Vögel! mag einen sehr fordernden und unsere Emotionen ansprechen wollenden Titel tragen, aber ähnlich sachlich wie der Untertitel ist der Rest des Buches. Natürlich werden Gefahren – intensive Landwirtschaft, Klimawandel, speziell für Zugvögel, illegale Jagden, die erwähnte Flächenversiegelung, Glasflächen und der natürliche Feind Katze – angesprochen, doch geschieht dies in einem sachlich auf- und erklärenden Ton, ohne je belehrend oder alarmistisch zu klingen. So ist das Buch dankenswert informativ.

Jedoch muss der Autor dieser Zeilen zugeben, beim Kapitel der Katze emotional aufgewühlt gewesen zu sein. So viele Menschen in eben jenen „wunderschön aussehenden“ Siedlungen, die immer so geleckt sein und daher kaum Natur zulassen wollen oder können, haben eine TeilzeitKatze und freuen sich, dass diese sich ausleben und durch die Gegend huschen darf. Katzen haben einen ausgeprägten Jagdinstinkt und insbesondere diese „Freigänger“ stellen eine enorme Gefahr für Vögel dar, wie Kopp schreibt. Aber auch hier ist die Autorin nicht belehrend, sondern erläutert ganz sachlich, was Katzenbesitzer:innen machen können, damit ihr geliebter, für sie unproblematischer, Vierbeiner ein etwas kleineres Risiko darstellt. 

Die Erklärungen im Buch sind generell hilfreich, stellt Kopp in ihrem Vorwort eben passend fest, dass viele der Ursachen, die „zum Rückgang oder Aussterben der Vögel führen“, nicht zwangsläufig oder unvermeidbar seien. Vielmehr seien sie auf mangelnde Kenntnis zurückzuführen. Sei das Interesse aber einmal geweckt, „können sich nur wenige der Faszination der artenreichen Vogelwelt entziehen. Aber gerade ein emotionales Engagement kann eine tragfähige Basis sein, wirkungsvolle Vogelschutzmaßnahmen zu realisieren.“ So ist es und so ist es erst recht löblich, dass das Buch es schafft, Emotionen bei den Lesenden auszulösen, eben weil es beschreibend und erläuternd, aber nicht gefühlig ist.

Portraits für Jung und weniger Jung

Das ist auch der Fall bei den 54 Vogelportraits, die die Autorin für uns in drei Gruppen einordnet: Die Standvögel, die Teilzieher und die Zugvögel. Innerhalb des Kapitels sind diese allerdings der Größe nach eingeteilt. Da mag jede:r Leser:in für sich entscheiden, ob nicht eine direkte Einteilung nach Brut- beziehungsweise Zugverhalten nachvollziehbarer gewesen wäre. Letztlich bleiben wir so aber auch interessiert und werden immer wieder überrascht, so zum Beispiel zu erfahren, dass die Dorngrasmücke doch 14 cm groß und ein Langstreckenflieger ist. Oder zu erfahren, dass das Braunkehlchen in Deutschland stark gefährdet ist.

Dadurch dass alle Portraits auch mit einem die Vögel gut erkennen lassenden Portrait bebildert sind, ist das Buch ebenfalls für angehende (junge) Vogelkundler:innen interessant. Speziell die kurzen und sehr verständlichen Beschreibungen zu allgemeinen Kennzeichen, inklusive typischer Ruflaute, dem Vorkommen und Lebensraum, Brutverhalten, Nahrung und Beobachtungstipps machen das Buch wirklich auch für Kleinere interessant. Und für jene, die schon einen Einfluss auf ihre Gartengestaltung nehmen können, ist es in sich so schlüssig und nachvollziehbar aufgebaut, dass es eine interessante Step-by-Step-Anleitung sein kann. 

Damit ist es, gerade für den sehr niedrigen Preis und insbesondere mit der für einen Ratgeber äußerst ansehnlichen Aufmachung, definitiv eine Empfehlung. Wir richten viel an, da dürfen wir an mancher Stelle ruhig helfen. Und schon ist diese Besprechung zum heutigen Welttag der Artenschutzes appellierender als das Buch Rettet die Vögel!

Eine Leseprobe findet ihr hier.

Ursula Kopp: Rettet die Vögel! Lebensraum – Fütterung – Nisthilfen – Vogelschutzprojekte; 1. Auflage, Februar 2021; 112 Seiten, 16,2 x 21,5 cm; mit 54 Vogelportraits und mehr Abbildungen; Gebunden, ohne Folie; ISBN: 978-3-8094-4317-9; Bassermann; 9,99 €

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