„Verbotene Liebe“ und genehmigtes Gähnen

Die neuen Gesichter v.l.: Paul Verhoven (Lennart Betzgen), Livia Verhoven (Livia Matthes), Alexander Verhoven (Frederik Götz), Robert Verhoven (Heinz Hoenig) und Eva Verhoven (Stephanie Japp). // © TVNOW / Julia Feldhagen

Seit dem 23. November läuft auf dem Streamingdienst der RTL-Group TVNOW/RTL+ die Neuauflage beziehungsweise Fortsetzung der vormaligen Daily Soap Verbotene Liebe unter dem Titel Verbotene Liebe – Next Generation. Immer montags wird eine neue Folge veröffentlicht, somit gibt es inzwischen sechs Folgen, zehn sollen es für den Anfang werden. Diesem Neuanfang wohnt allerdings eher Langeweile als ein Zauber inne.

Die Next Generation setzt sinnvollerweise fünf Jahre nach Ende der Originalserie ein. Ansgar von Lahnstein (Wolfram Grandezka) wird gerade aus dem Gefängnis entlassen und stellt fest, dass nicht nur sein Konto im Grunde leer ist, sondern auch sein Anwesen Königsbrunn von der Familie Verhoven bewohnt wird. Die Patriarch Robert Verhoven (Heinz Hoenig) kontrolliert das Mode-Imperium der Familie, an dem auch Clarissa Gräfin von Anstetten (Isa Jank) Anteile hält.

Derweil ist die Mutter der Familie Verhoven, Eva (Stephanie Japp), mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, es treibt sie ein lange gehütetes Geheimnis um. Und auch Clarissa von Anstetten scheint für die große, von Carla von Lahnstein (Claudia Hiersche) ausgerichtete, Jubiläumsparty geplant zu haben, zu der sich plötzlich auch Josefin Reinhard (Sina Zadra) eingeladen sieht. Kurz zuvor läuft die Modemanagement-Studentin am Flughafen Düsseldorf in den ältesten Spross der Familie Verhoven, Alexander (Frederik Götz), hinein und sofort knistert es (na… Ideen?). Immer ein Auge auf das Geschehen und die Designs hat die einzige Verhoven-Tochter Livia (Livia Matthes), der jüngste Sohn Paul (Lennart Betzgen) hingegen hat ein Auge auf Oliver Sabel (Jo Weil) geworfen. 

Alexander Verhoven (Frederik Götz) & Josefin Reinhard (Sina Zadra) // © TVNOW / Julia Feldhagen

Kaum Bewegung, außer im Bett

Totgeglaubte leben länger oder kommen halt einfach mal zurück: So war es schließlich auch mit der Verbotenen Liebe. 2015 in der ARD abgesetzt und dann Anfang 2020 mit großem Erfolg auf TVNOW wiederaufgeführt, überlegte man sich dort, es könne doch eine Neuauflage realisiert werden. Gedacht, getan, im Juni 2020 wurde sie von RTL gemeinsam mit der UFA Serial Drama GmbH in Auftrag gegeben und fortan unter Beachtung der Coronaschutzmaßnahmen gedreht. 

Zum Glück wurde wohl regelmäßig getestet, denn so müssen die Zuschauer*innen nicht auf Gruppen- und vor allem Liebes- und Bettszenen verzichten, was ja doch durchaus einiges zum Unterhaltungswert einer solchen Serie beiträgt. Und das ist auch absolut nötig, denn nach bisher sechs Folgen herrscht in erster Linie Stillstand. Was insoweit irritiert, als dass es immer wieder Ansätze eines Startschusses gibt, dann aber verharren die Macher*innen lieber im Klein-Klein und Status Quo. 

Nach sechs Folgen ist hier noch immer das Gefühl da, als wäre die Serie nach wie vor in erster Linie mit dem Bereiten des Weges befasst. Es sind durchaus einige Dinge geschehen, hier und da gibt es auch mal einen kleinen Wow-Effekt, aber doch ist es bisher alles halbgar. Es macht den Eindruck, als wollten die Macher*innen die Erzählstruktur einer Daily Soap beibehalten, diese aber auf eine wöchentliche und vorerst limitierte Sendung anwenden. Das funktioniert natürlich nicht, wie schon das Ende der Ursprungsserie 2015 bewies.

(Regenbogen-)Potential nutzen

Dabei ist die Ausgangslage gut: Es gibt reichlich „alte“ und genügend in erster Linie ansprechende (wenn auch nur zum Teil talentierte) neue Gesichter. Die Grundgeschichte ist mit genug inhaltlichen Überbleibseln der Originalserie angereichert, Anspielungen gibt es nicht wenige und die neuen Storylines sind in der Theorie interessant, kommen aber nicht vom Fleck. Dafür ist auch die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Paul und Oliver ein gutes Beispiel. Die ist zwar ohnehin nur Nebenschauplatz, dennoch wird sie eher lieblos integriert, wenn es auch zu begrüßen ist, dass die Serie sich (bisher) nicht am Altersunterschied oder überhaupt Homosexualität als Problemstellung abarbeitet. Dafür ist die so selbstverständlich integrierte Regenbogenfamilie von Oli ein begrüßenswertes Schmankerl.

Paul (Lennart Betzgen, l.) und Livia (Livia Matthes) machen gute Miene zu der scheinheiligen Familienfeier. Oli (Jo Weil) lässt sich von Pauls guter Laune anstecken. // © Foto: TVNOW / Julia Feldhagen

Wenig hilfreich ist allerdings die vollkommen überambitionierte und allzu oft völlig unpassende Musikauswahl. Und nahezu fatal ist es, dass einem flache Dialoge unglaublich auf die Nerven gehen. So etwas darf bei einer Soap nicht passieren – flach ist in Ordnung, wenn es die Handlung vorantreibt. Allerdings weiß Verbotene Liebe – Next Generation auch mit dem einen oder anderen smarten Einzeiler aufzuwarten, immerhin. Die Optik ist okay, Soap halt. Die meisten der ach so geschätzten Designs allerdings sehen leider doch aus als kämen sie von Takko Fashion oder Pimkie anno 2005. Spart TVNOW hier etwa daran, dass sie auch die Outfits von damals erworben haben? 😱😉

Wir werden sehen, wie es weiter geht. Potential ist da, womöglich kommt da bald mehr, reichlich Schampus fließt ja bereits. Möglicherweise kehrt gar Serienbiest Tanja von Lahnstein zurück (es wird reichlich oft angedeutet), was natürlich Stimmung in die schlecht durchlüftete Bude bringen könnte. Inzwischen können sich die Beteiligten hinter der Kamera mal etwas mehr Gossip Girl oder die Denver Clan-Neuauflage anschauen und lernen, wie ordentlich am Soap-Rad zu drehen ist.

Verbotene Liebe – Next Generation ist über TVNOW im Premiumbereich abrufbar.

Hier noch der Trailer:

Eure queer-reviewer

Verbotene Liebe – Next Generation; Deutschland 2020; Darsteller*innen: Heinz Hoenig, Stephanie Japp, Frederik Götz, Livia Matthes, Lennart Betzgen, Wolfram Grandezka, Livia Matthes, Sina Zadra, Jo Weil, Asli Melisa Uzun, Anuschka Tochtermann, Klaus Nierhoff, Isa Jank, Julius Dombrink, Gabriele Metzger, Martin Walde; 10 Folgen (bisher 6 veröffentlicht) jeweils ca. 45 Minuten; FSK: 12

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