Cate Blanchett hat die Haare schön

Beitragsbild: Auf der Suche nach dem Geheimnis von Pandora, dem chaotischsten Planeten der Galaxie (v.l.n.r.): Roland (Kevin Hart), Tannis (Jamie Lee Curtis), Krieg (Florian Munteanu), Lilith (Cate Blanchett) & Tiny Tina (Ariana Greenblatt) // © LEONINE

Hach ja, das Vorweihnachtschaos. Noch steckt es zwar in den Post-Nikolaus-Kinderschuhen. Und doch ist’s spürbar, dieses Chaos, das da über manch eine*n hereinbricht. Chaotisch ging es wohl auch bei den Dreharbeiten zur Videospielverfilmung von Borderlands zu, der mit drei Jahren Verzögerung Mitte August in unsere Kinos kam und nun als DVD, BluRay und im Stream vorliegt.

Na gut

Geschrieben wurde der Film von Blut- und Horror-Spezialist Eli Roth, der auch die Regie übernahm, und Craig Mazin. Letzterer ließ aber irgendwann seinen Namen vom Projekt entfernen und er wurde durch einen gewissen Joe Crombie ersetzt, den irgendwie keine*r kennt. Mazin bestreitet allerdings, dass es sich bei Crombie um ein Pseudonym von ihm handelt. Na gut. Der Drehbeginn im ungarischen Budapest fiel 2021 mitten in die Covid-19-Pandemie. Na gut.

Willkommen auf Pandora: der chaotischste Planet der Galaxie im chaotischsten Film des Jahress // © LEONINE

2023 wurde bekanntgegeben, dass Nachdrehs stattfinden sollen. Eli Roth stand hierfür nicht zur Verfügung, da er gerade seinen sehr lustigen, sehr spannenden, sehr blutigen Thanksgiving drehte. So verantwortete Deadpool-Regissuer Tim Miller den Nachdreh. Angeblich soll Eli Roth diese Terminüberschneidung nicht sonderlich bedauert haben. Na gut. Ebenfalls sollen angeblich hart brutale Szenen, so mit viel Blut, Gedärm und abgetrennten Gliedmaßen, gedreht worden sein (ergibt Sinn bei Mr. Roth). Die es dann aber nicht in den „fertigen“ Film geschafft haben, da mensch in den USA eine PG-13-Freigabe anstrebte (das FSK 12-Äquivalent). Dies wiederum sorgte wohl bei einigen Beteiligten wie auch bei Fans des Videospiels (ich habe mir sagen lassen, es sei durchgeknallt, sarkastisch und arg brutal) für Unmut. Na gut.

Zu guter Letzt stieg der geschulte Horrorfilm-Komponist Nathan Barr aus dem Projekt aus und wurde durch Science-Fiction-Spezi Steve Jablonsky ersetzt. Na gut. Dann kam der irgendwas zwischen 110 und 120 Millionen US-Dollar teure Familien-Fantasy-Film in die Kinos, nahm an die immerhin 30 Millionen US-Dollar und uhm… ja. Soviel zur spannend-chaotischen Borderlands-Story.

Hektische Galaxie

Die Geschichte des Films an sich ist, soweit ich das mitbekommen habe, relativ simpel. Auf dem Planeten Pandora wird Tiny Tina (Ariana Greenblatt) vermeintlich vom abtrünnigen Soldaten/Sicherheitsmann Roland Greaves (Kevin Hart, ausgerechnet) der einflussreichen Atlas Corporation entführt. Dabei hilft ihm ein weggesperrter Psycho namens Krieg (Florian Munteanu, geboren in Würzburg und hat seinen Bachelor an der Hochschule Mittweida gemacht – kleine Welt), warum auch immer.

Eigentlich ein ganz Lieber: Krieg (Florian Munteanu) // © LEONINE

Auf irgendeinem anderen Planeten der Galaxie ist die berüchtigte Kopfgeldjägerin Lilith (Cate Blanchett) gerade mit einem Auftrag durch, als Deukalian Atlas (Édgar Ramírez, Emilia Pérez) in Form einer Art Hologramm auftaucht und sie beauftragt Tiny Tina, seine Tochter, zu befreien. Widerwillig nimmt Lilith an, denn eigentlich wollte sie nie wieder zurück auf ihren Heimatplaneten Pandora, der gleichsam der chaotischste Planet der Galaxie ist. Cool.

Die Kopfgeldjägerin Lilith (Cate Blanchett) soll Tiny Tina (Ariana Greenblatt) beschützen // © LEONINE

Dort angekommen trifft sie zwischen reichlich Styropor-Steinen auf den nervig-zotigen Roboter Claptrap (passt: Jack Black), der ihr scheinbar helfen will oder soll, aber womöglich auch eigene Pläne verfolgt. Irgendwann trifft sie zudem auf Tiny Tina, Roland und Krieg. Dann gibt es viel unblutigen Bumms, Wumms und Rumms, auch im Doppel. Dann viel Flucht, es tauchen Gina Gershon als Bar-Und-Lusthaus-Besitzerin Mad Moxxi und Jamie Lee Curtis als Liliths Ex-Ziehmutter und Wissenschaftlerin Patricia Tannis auf. Denn Lilith wurde von ihrer scheinbar freiheitskämpferischen Mutter (Haley Bennett) abgegeben. Ja. Okay.

Blutleeres Chaos

Dann suchen alle nach einer Kammer, in der eine ausgestorbene Alien-Gattung namens Eridianer ganz viele Schätze und viel Wissen und viel Zeug versteckt haben soll. Deshalb traut keine*r niemandem so recht und alles hat ein wenig etwas von Reality-TV mit Rauswahl, wo sich alle ins Gesicht lächeln, doch irgendwie in den Confessionals sagen: „Ich tu hier niemandem traun. Am Ende kämpf isch für müsch.“

Die Xeno-Archäologin Dr. Tannis (Jamie Lee Curtis) weiß fast alles über die Geheimnisse des Planeten Pandora // © LEONINE

Das Dialogniveau ist diesem bei Borderlands recht ähnlich, wenn es im Film von diesen diversen Machern auch manch solide sitzenden One-Liner gibt. Passt zu den fabelhaft sitzenden roten Haaren Blanchetts, ihr schiefes Dauer-Grienen hingegen irritiert eher. Wie überhaupt manch eine Schauspielleistung eher in die Kategorie „seltsam“ fällt. Ganz so, als wüssten die Beteiligten, dass das irgendwie nicht so recht was werden wird.

Unterhaltsamer Ärger

In der Tat ärgert es, dass zwar viel geballert, geschlagen und gestorben wird, wir im Grunde aber nie Blut sehen. Warum, wieso, weshalb? Guardians of the A-Team? Dune meets Teletubbies? Dann doch lieber die Happy Tree Friends! Oder wenigstens American Dad. Ärgerlich ist es ebenso, dass selbst wenn mensch sich auf die schon vom Prinzip her irre Story einlässt, dennoch kaum etwas Sinn ergibt in dieser Welt. Das Worldbuilding ist so lückenhaft, wie die CGI unfertig scheint und die Dialoge vorhersehbar sind (wir haben mehrmals wortwörtlich vorweggenommen, was gleich gesagt werden wird).

Kurzum: Borderlands ist ein primär schlechter Film. Und doch – Achtung! – ist dieser filmgewordene Massenunfall auf seltsame Art unterhaltsam. Zwar waren wir froh, als er zu Ende war und wir haben uns regelmäßig mit der flachen Hand an die Stirn gehauen. Lustig war’s dennoch (ganz im Gegensatz zum dämlichen und drögen Kraven the Hunter, dazu in Kürze mehr). Da sind wir dann letztlich wieder bei manch einer Reality-Show à la Prominent getrennt. Machste nix.

AS

Borderlands ist seit dem 6. Dezember 2024 für das Home Entertainment verfügbar (DVD und BluRay gibt es mit 7 explosiv-chaotische Featurettes) und auf diversen Streamingplattformen zu finden.

Borderlands; USA 2024; Regie: Eli Roth, Tim Miller; Buch: Joe Crombie; Bildgestaltung: Rogier Stoffers; Musik: Steve Jablonsky; Darsteller*innen: Cate Blanchett, Kevin Hart, Jamie Lee Curtis, Ariana Greenblatt, Florian Munteanu, Jack Black, Édgar Ramírez, Haley Bennett, Gina Gershon, Janina Gavankar; Laufzeit ca. 101 Minuten; FSK: 12

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