Der neue „Prince Charming“ steht fest

Der neue „Prince Charming“ steht fest: Kim Tränka, Bremer, 31, Typ Surfer. Er sei offen für Gespräche über offene Beziehung und wolle echte Gefühle. Gut. Eine kommentierte Vorstellung. 

Huihuihui! Nach zwei erfolgreichen, wenn auch sehr unterschiedlichen Staffeln geht die schwule TVNOW-Datingshow Prince Charming in diesem Jahr bereits in die dritte Runde. Heute, drei Wochen nach Bekanntgabe der ersten Princess Charming, wurde unter anderem via Instagram verkündet, wer der dritte Prinz ist, der erneut auf Kreta nach dem passenden Mann sucht und dabei Krawatten verteilt und wieder abnimmt. Hoffentlich führt das nicht wieder zu Entlassungen von Priesterseminaristen

Ein Bremer auf Kreta

Kim Tränka ist 31 Jahre jung, Automobilkaufmann und kommt aus Bremen. Er beschreibt sich als den „netten Kerl von nebenan“, der innerlich fast explodiert sei, als er erfuhr, er würde der neue Prince Charming sein. Kim wünsche sich, seinem zukünftigen Partner auf Augenhöhe zu begegnen und die gleichen Vorstellungen vom Leben zu haben. Hm – heißt das womöglich schon, dass er niemanden sucht, der kleiner ist als er?! Wer weiß… Kim reist gern und mag Sport, was fein, aber eben auch immer zu hören ist. Es wäre auch komisch: Dating-Format auf Kreta, aber keine Reiselust. In seiner Jugend jedenfalls hat er „hocklassig geturnt und geritten“, wie TVNOW mitteilt. Reiten ist ja schon mal cool. Später tanzte er neun Jahre Lateinformation, dies sogar in der Bundesliga, heute sei er aber aus Zeitgründen nur noch passives Mitglied.

Sein Coming-Out mit 23 Jahren, sei das „unkomplizierteste und schönste Outing, was sich ein schwuler Mann nur wünschen kann“, sagt Kim Tränka. Seine Mutter habe ihm, der bereits eine Beziehung mit seinem Tanztrainer führte, den Schiritt abgenommen. Da steigt doch gleich die Spannung, welche dramatischeren und tragischeren Coming-Out-Geschichten wir in der dritten Staffel von sicherlich einigen der Kandidaten hören werden. 

Im Interview mit TVNOW erzählt Kim, dass er in der Show nach der großen Liebe suchen wolle, um einmal nicht „vorbelastet“ durch Social Media- oder Dating-Profile zu sein, sich nicht vorab eine Meinung gebildet zu haben. „Bei ‚Prince Charming‘ sind wir in einer ganz anderen Situation, ohne vorher etwas übereinander zu wissen.“ Das ist sicherlich nicht ganz verkehrt, allerdings wissen wir aus den ersten beiden Staffeln auch, dass sich nicht nur manche der Teilnehmer im Vorfeld kannten, sondern auch Prinz und Kandidaten sich teilweise schon einmal über den Weg gelaufen waren oder sich in diesem Internetz flüchtigst begegneten (zählt eigentlich Cam-Sex ohne Face? Ich frage für einen Freund!).

Keine Show abziehen

Seine Eltern jedenfalls freuen sich über seine Teilnahme, auch wenn seine Mutter zuerst befürchtete, er habe sich bei Prinz Frédéric von Anhalt als Erbe beworben, als Kim ihr mitteilte er würde nun bald einen „Adelstitel“ tragen. Welche fürsorgliche Mutter wäre da nicht voller Angst?!

Am meisten freue sich Kim – natürlich – auf den Moment „wenn ich die Jungs das erste Mal treffe. Das ist gleichzeitig aber auch der Moment, vor dem ich am meisten Respekt habe.“ Er denke sich auch, dass man in diesem Setting „die Dates und das Kennenlernen auch viel intensiver wahrnehmen und alles wie ein Schwamm aufsaugen“ könne, sieht es aber auch schon als Herausforderung, herauszufinden „inwiefern es ernsthaftes Interesse an mir ist oder eben nur an dem ganzen Drumherum.“ Und der 31-Jährige ergänzt: „Mir würde es schon weh tun, wenn nur jemand da ist, um Publicity zu bekommen und eine Show abzuziehen.“

Auf die Fragen, worauf er bei einem Mann achte und was ihm in einer Beziehung wichtig sei, antwortet er, „dass Menschen generell treu, ehrlich und respektvoll sein sollten“ und er sonst nichts mit ihnen zu tun haben wolle. Huihuihui, die Zweite, dann wird’s ja spannend. Hier kommt er auch wieder auf die Augenhöhe zu sprechen und meint es natürlich so, dass „keiner dem anderen unter- oder überlegen sein“ sollte. Und: „Man sollte in vielen Bereichen die gleichen Werte und eine gemeinsame Vorstellung von dem haben, wie sich eine Beziehung entwickeln oder wie das gemeinsame Leben aussehen soll. Ich möchte eine monogame Beziehung, aber wenn mein Partner, den ich über alles liebe, beispielsweise die Beziehung öffnen möchte, kann man darüber reden. Hauptsache die Fronten sind klar gesetzt und man kommuniziert offen.“

Dann reden wir unaufgeregt über offene Beziehungen?

Kim Tränka sucht in Staffel 3 des erfolgreichen TVNOW-Originals Prince Charming seinen Traummann. // © TVNOW

Es wäre absolut wünschenswert, dass die Prince Charming-Staffel sich auch mit eben dieser Ehrlichkeit, Begegnung auf Augenhöhe, Offenheit und nicht exakt identischer Wertvorstellung auseinandersetzen würde, wozu eben auch gehört, zu sagen, „wir wissen nicht, ob wir die kommenden 30 Jahre mit nur einer Person körperlich sein wollen.“ Es wirkt immer so, als bedeute eine offene Beziehung oder schon nur die Möglichkeit, sie eines Tages zu öffnen, ja nur das (ausgestrahlte) Gespräch darüber, als würde kein Schwuler nicht mit mindestens 10 verschiedenen Leuten am Tag schlafen wollen. Dieses nicht darüber-sprechen und, wenn doch, aufgeregt sein, führt auch nur zu weiteren Missverständnissen, Klischees und Vorurteilen „da draußen“ und auch innerhalb der Community. Ansätze ließen sich durchaus auch in den ersten beiden Staffeln erkennen, aber eben auch nur diese.

Auf seinen Look (der uns ein wenig an Nick Martin erinnert) angesprochen erzählt Kim, dass er 2019 für vier Wochen nach Bali geflogen und anschließend noch drei Wochen in Thailand rumgereist sei, diese Zeit habe ihn wahnsinnig geprägt und er „fand diesen Surfer-Look irgendwie ganz cool.“ Zwar wisse er, dass er mit den längeren Haaren älter aussehe, aber er mag’s für den Moment, sagt er. Na, dann passt’s doch. Und schöner schütteln is’ so ja auch.

Unbedingt über ihn wissen sollten wir noch, dass er immer, wenn er Menschen umarme einatme, um zu wissen, wie sie riechen. Solange er nicht gleich zubeißt, ist das völlig okay und frei von Hannibal-Lecter-Vibes. Zu ernst nehmen dürfe man ihn auch nicht, Sarkasmus und Ironie seien manchmal eine schöne Sprache, die man sprechen könne. Huihuihui, die Dritte, dann wird’s ja richtig, richtig spannend. 

Sexy und authentisch?!

Wie auch in den vergangenen Jahren wird der Prinz die Kandidaten bei verschiedenen Gruppen- und Einzeldates kennen- und bestenfalls gut riechen lernen. Wieder wird am Ende jeder der neun Folgen bei der „Gentlemen-Night“ entschieden, wer die Show verlassen muss. TVNOW will die neue Staffel im Spätsommer zeigen und wie zuvor ein wenig später auch auf Vox ausstrahlen.

Wir freuen uns natürlich, wünschen uns wieder den Drive und die zumindest augenscheinliche Aufrichtigkeit der Grimme-Preis-prämierten ersten Staffel mit Nicolas Puschmann als Prince Charming. Die zweite, in der Alexander Schäfer den Prinzen gab, unterhielt durchaus auch, hatte ihre sehr feinen und intensiven Momente, war aber irgendwie auch… sagen wir es so: Das Gefühl da eher einer Schultheateraufführung zuzuschauen, als einem Reality-Format, war recht ausgeprägt. Die ersten beiden Staffeln sind nach wie vor bei TVNOW verfügbar.

Love & Peace

Eure queer-reviewer

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