Der Vatikan will die Homosexuellen mal wieder nicht… So – F*ck off

Die katholische Kirche will weiterhin keine sündigen homosexuelle Paare segnen, dies sei gegen die Pläne Gottes. Okay. Reden wir also über Steuern, Waffen, Klunker und Aids. Ein Kommentar.

Hach ja, manches ändert sich wohl nie. Immer verlässlich bleibt die katholische Kirche eine der lebensfeindlichsten Umgebungen der Welt. Man stelle sich vor, sie würde auch echte Schafe zu ihren Schäfchen zählen. Die wären doch längst vom Aussterben bedroht. Die Glaubenskongregation hat am Montag in einer so bezeichneten Responsum ad dubium (Antwort auf einen Zweifel) deutlich gemacht, dass die katholische Kirche nicht befugt sei, homosexuelle Paare, also Sünder*innen, zu segnen. Sie bezog sich dabei auf die „Wahrheit des liturgischen Ritus“ und diese Entscheidung solle um Gottes willen bloß nicht als Diskriminierung verstanden werden. Ach so, na dann is’ ja gut.

Sach mal – geht’s noch? Nicht nur, dass in Deutschland das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und der Bischof von Limburg und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, die Segnung homosexueller Paare fordern, beziehungsweise befürworten, auch für viele Homosexuelle innerhalb der katholischen Kirche, wie auch für jene, die gesellschaftliche Realitäten nicht für Stephen King’sche Märchen über Dämonen halten, ist das – mal wieder – ein derber Schlag ins Gesicht, oder wohl eher tief in die Magengrube, auch über Deutschland hinaus.

Sicherlich muss die Kirche mehr als nur die deutsche oder westeuropäische Sicht mitdenken. Und schon in Polen ticken Katholiken anders und weit konservativer als in England (wobei das auch am politischen Klima und dem unguten Zusammenspiel von Kirche und Regierung in Polen liegt). Doch wieso nicht Segnungen erlauben und optional halten? Dann wäre kein Anhänger Bolsonaros in der brasilianischen Provinz zu irgendetwas verpflichtet. 

In Deutschland wundert sich, das mal am Rande, nicht nur die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner, der es schwer fällt, die Entscheidung mit dem Konzept der Nächstenliebe verknüpft zu sehen und aus England hat Elton John angemerkt, dass es durchaus scheinheilig sei, auf der eine Seite die Sünde hervorzuheben und auf der anderen in den (sehr schwulen und sehr drogenlastigen) Film Rocketman zu investieren und damit Millionen zu machen. 

Die Begründung der Glaubenskongregation mutet dann auch so zynisch wie realsatirisch an. Segnungen seien nur möglich, wenn mit diesen den offenbarten gegenständlichen Plänen Gottes gedient würde. Homosexualität sei, wissen wir ja, Sünde, und diese könne Gott nicht segnen. Somit fielen, gottgegeben, natürlich auch homosexuelle Partnerschaften raus, da diese eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe einschlössen. Auch einzelne positive Elemente, die zwar zu schätzen seien, könnten den Segen nicht rechtfertigen.

Nun bin ich mir aber auch nicht so sicher, wie beispielsweise sexueller Missbrauch in Gottes Plan passt. Was? Zu plump?! Na gut… Wie hält Gott es denn dann mit Steuern, klunkerbehagenen Gewändern, der Ausbreitung von Aids auf dem afrikanischen Kontinent, Vertuschung von Straftaten, der Segnung von Waffen, der angesprochenen Liebesbeziehung zu politischen Regimen, Medienkonglomeraten und Immobilienbesitz? Ach, drei Ave Maria und einmal auf den Rosenkranz onaniert, um die Sünde rauszupusten? Gut, gut. 

Die Bibel ist von Menschenhand geschrieben und sie wird vom Geist des Menschen ausgelegt und interpretiert. Und wenn etwas nicht geschehen soll, weil es angeblich nicht gesehen darf, dann ist dies der Fall, weil ein paar Menschen aus sicherlich verschiedenen Gründen, letztlich aber auf den Erhalt struktureller und individueller Macht ausgerichtete Entscheidungen getroffen haben. Es ist also gar nicht mal gotteslästerlich, denen, die so tun, als sei institutionalisierte Religion die direkte Weiterleitung Gottes und sich dabei unmenschlich verhalten, zu sagen: Fuck off!

AJS

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Beitragsbild: Das Foto von Luis Núñez zeigt eine Innenansicht des Petersdoms. Kompostion mit Grafiken: © the little queer review.

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