H2Queer

In dieser Woche hat die Bundesregierung ihre Wasserstoffstrategie vorgestellt. Wirtschafts-, umwelt- und forschungspolitisch gesehen ist das lange erwartete Papier wohl tatsächlich ein wichtiger Beitrag, um die Energiewende voranzutreiben und einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Gleichzeitig kann die Schlüsseltechnologie dazu dienen, die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu halten und auszubauen. Aber auch gesellschaftspolitisch bietet die Strategie eine Chance, die vor allem Queers freuen dürfte – wenn auch erst auf den zweiten Blick.

Wasserstoff – ein sauberer Energieträger

Wasserstoff ist ein ökologischer Energieträger. Durch seine Verbrennung entsteht Wasser und die dabei freiwerdende Energie kann für die Gewinnung von Strom, das Bewegen eines Fahrzeugs oder welchen Zweck auch immer eingesetzt werden. Das Grundprinzip und die Anwendungsmöglichkeiten werden hier im Podcast des Vereins Deutscher Ingenieure sehr anschaulich dargelegt.

Wasser wiederum, das „Abfallprodukt“ ist in der Regel ein Stoff, der überall – auch in der Atmosphäre – natürlich vorkommt und anders als fossile Energieträger (Kohle, Erdöl, Erdgas) nicht zur Verschlimmerung des Treibhauseffekts und somit der globalen Erwärmung beiträgt. Fridays for Future um ihre Frontfrau Luisa Neubauer (die Besprechung des von ihr als Co-Autorin verfassten Buches findet ihr hier) können ein Lied davon singen, auch wenn sie noch nicht den Zusammenhang zwischen Klima und Queer öffentlich herstellen konnten (aber das machen wir ja hier).

Fossile Energieträger – oft von fragwürdigen Lieferanten

Aber nochmal zurück zu fossilen Energieträgern: Diese sollen nun so weit wie möglich durch Wasserstoff ersetzt und so der Ausstoß an Treibhausgasen vermindert werden. Erst vor kurzem wurde das Kraftwerk Datteln 4 in NRW in Betrieb genommen und die Kohle hierfür soll aus Russland und Kolumbien bezogen werden. Auch Gas beziehen wir in Deutschland überwiegend aus Russland. Und unser Öl kommt zu großen Teilen aus den arabischen Staaten sowie zu einem geringeren Teil aus den Nordseeanrainerstaaten Großbritannien und Norwegen.

Die letzteren beiden mal ausgenommen sind die anderen Lieferanten nicht gerade als Freunde von Queers und Menschenrechten im Allgemeinen bekannt. In Russland wird man verfolgt, bzw. in Teilrepubliken wie Tschetschenien ist Homosexualität kein Problem, weil es sie laut dem dortigen Machthaber Ramzan Kadyrow schlicht nicht gibt, was die Ermordung von Schwulen etwas komisch wirken lässt. In den arabischen Staaten wiederum sind Homosexualität und weitere Ausprägungen eines queeren Lebens verboten. Sie werden neben Haftstrafen mit Peitschenhieben, Steinigung oder sonstigen Brutalitäten geahndet. Alles keine sehr prickelnden Aussichten.

Wasserstoff als Schmiermittel für den internationalen Dialog

Deutschland nimmt solche Menschenrechtsverletzungen leider an viel zu vielen Stellen hin. Die Wasserstoffstrategie ist natürlich nicht vorrangig dazu da, diese Missstände zu beheben. Klar ist aber auch, dass Deutschland weiterhin Partner brauchen wird, um genügend Wasserstoff für seine Wirtschaft zu produzieren. Länder mit viel regenerativer Energie oder dem Potential hierzu – zum Beispiel Solarstrom aus der Sahara oder arabischen Ländern – werden als Partner benötigt werden.

Umso wichtiger zeigt sich eine konkrete Maßnahme aus der Strategie, nämlich Nummer 38: Laut dieser soll das Gespräch mit den Exportländern fossiler Brennstoffe gesucht werden, um diese in den Dialog zu einer globalen Energiewende einzubeziehen. Das wäre aus wirtschafts-, umwelt- und ggf. auch entwicklungspolitischer Sicht ein sehr wünschenswerter Erfolg. Sollte es gelingen, darüber hinaus einen Dialog über Menschenrechte und vor allem die Rechte von LGBTQ*-Menschen mit diesen Staaten zu initiieren, dann hat diese technologische Disruption tatsächlich das Potential, auch Queers auf der ganzen Welt das Leben zumindest ein klein wenig besser zu machen. Es ist daher zu hoffen, dass die deutsche Außen- und Entwicklungspolitik diesen Aspekt der Wasserstoffstrategie entsprechend ausspielt.

HMS

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