„Klare Haltung haben und dabei respektvoll sein“

Beitragsbild: Ein Selfie während der Dreharbeiten zur zweiten Staffel All You Need // © Tom Keune

Nach einer dezenten Winterpause kehren wir an diesem Montag mit unserer beliebten 5 Fragen an…-Reihe auf eure Bildschirme zurück. Und wie könnte es während der Berlinale anders sein, als mit einem Schauspieler zu starten, den alle — so es zuvor noch nicht der Fall war — spätestens seit seiner Rolle als Rugby spielender und lehrender Drag Queen Andreas in der zweiten Staffel von Benjamin Gutsches queerer Serie All You Need lieb gewonnen haben: Tom Keune

Gelungene Ablenkung: Robbie (Frédéric Brossier, li.) lernt durch Trainer Andreas (Tom Keune) Rugby kennen // © ARD Degeto/Andrea Hansen

Vielen ist Tom natürlich auch als einer der 185 lesbischen, schwulen, bisexuellen, queeren, nicht-binären und trans* Schauspieler*innen bekannt, die sich im Jahr 2021 im Rahmen der durchaus wellenschlagenden Initiative #actout im SZ Magazin outeten. Film-Aficionados dürften ihn jedoch auch aus dem hochgelobten Kurzfilm Am Ende der Wald von Felix Ahrens kennen. Der Film wurde unter anderem mit dem Student Academy Award (aka Oscar) in der Kategorie bester Kurzfilm 2016 ausgezeichnet. 

Drei Kinder und kein bisschen leise

Apropos Kurzfilm: Kürzlich durften wir ihn in kleiner, aber doch sehr einprägsamer Rolle in Erik Haffners Kurzschluss (Drehbuch: Claudius Pläging und Max Bierhals) mit Anke Engelke und Matthias Brandt sehen. Außerdem könnt ihr den 1975 in Aachen geborenen Schauspieler Tom Keune ab dem 2. März in der heißerwarteten Familienkomödie Lucy ist jetzt Gangster von Till Endemann im Kino sehen (unsere Besprechung folgt). Familienkomödie, das klingt passend: Hat der Schauspieler doch drei Kinder, die er gemeinsam mit einem lesbischen Paar aufzieht.

Tom Keune am Set von Lucy ist jetzt Gangster // Foto: © Polizeioldtimer Museum Marburg

Dass Tom „nicht nur“ Film, Serie und gute Unterhaltung wichtig sind, zeigt auch sein Engagement für den ICH e. V. Hier übernahm er im Februar 2022 die Schirmherrschaft. Das Interdisziplinäre Centrum für Hören, Sprache und Kommunikation mit Sitz auf dem Gelände des Helios Klinikums in Berlin-Buch bietet hörgeschädigten Kindern und deren Familien eine Anlaufstelle, um sich neutral und unvoreingenommen beraten zu lassen, welche Versorgung für die individuelle Hörbeeinträchtigung des Kindes die beste ist.

Welches Buch hat Dich zuletzt geprägt oder berührt?

Tom Keune: Ich habe mich zuletzt mit dem Buch Exit Racism von Tupoka Ogette beschäftigt. Ich empfinde es als einen guten Ratgeber und Guide, um seine Denkmuster und Verhaltensweisen zu überprüfen. 

Welcher Film/welche Serie ist Dir deutlich in Erinnerung?

Tom Keune: Mich beeindruckt the good fight sehr. Für mich die derzeit gesellschaftspolitisch relevanteste und klügste Serie, die Fragen stellt und Projektionsflächen bietet. Gleichzeitig ist sie höchst unterhaltsam, nie belehrend und zeigt polarisierende Charaktere, deren Perspektive man trotzdem einnehmen kann. Das macht es schwer, uneingeschränkt Partei zu ergreifen oder zu verurteilen. Für mich die Königsdisziplin und Quintessenz meines Berufes. 

Gibt es auch was an Musik?

Tom Keune: Absolut. Während ich Schlager wirklich verabscheue, bin ich sonst offen für viele Musikrichtungen. Zur Zeit entdecke ich die Lieblingsalben meiner Jugend von Bad Religion wieder. Suffer, No Control, Against the Grain und The Process of Belief, sind für mich zeitlose, textlich kluge und bis heute gesellschaftlich relevante Alben. Trotz ihrer weit zurückliegenden Erscheinungsjahre zwischen 1988 und 2000.

Was kommt Schönes auf den Teller, und was auf gar keinen Fall?

Tom Keune: Ich liebe „bürgerliche Küche“. Das klingt jetzt nach Sauerbraten, Maultaschen, Brathering etc…Find ich auch richtig gut! Aber ich meine grundsätzlich so klassische Gerichte verschiedener Nationen. Pasta, Dim-Sums, Pelmeni, Bifteki, Currys, Tapas, Muscheln, Burger… 

Und was auf gar keinen Fall? Aubergine und Gorgonzola. 

Ein letzter Gedanke, der nicht fehlen darf?

Kategorie: Portrait, seriös

Tom Keune: Eine klare Haltung zu haben und dabei immer respektvoll und emphatisch zu sein… für mich oft kein leichter Spagat. Aber ich übe. 

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Ihr findet Tom Keune unter anderem auf Instagram — hier gibt er immer wieder interessante Einblicke in sein (Schauspiel-)Leben. Außerdem haben wir im Sommer 2022 mit seinem All You Need-Kollegen Ludwig Brix gesprochen.

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