Licht aus?!

Ganz ähnlich der Veröffentlichung unserer Festtagsbücherei scheint es für den WDR und Das Erste nun schon beinahe eine Tradition zu werden, zum Jahresende einen Kurzschluss zu haben. Äh… zu senden! 2024 bekommen wir zum nun bereits dritten Mal einen ScrewballKurzfilm aus der Feder Claudius Plägings mit Anke Engelke als Bettina Maurer und Matthias Brandt als Martin zu sehen.

Berliner Zweisamkeit

Im dritten Jahr heißt dieser Kurzschluss hoch drei – passend nicht zuletzt, da wir in einem Fahrstuhl beginnen und über den Dächern Berlins enden. Falls es denn das Ende ist. Dazu aber mehr am Ende. Nach dem eher mäßigen zweiten Teil, der den Fokus nicht wirklich auf die zwei Halb-Turtelnden legte, sondern eher eine Dorf-Dramedy erzählte, gab es für eine dritte Nummer nun zwei Optionen.

Option eins: Pläging schreibt nun eine Ensemble-Komödie, wir landen bei Sönke Wortmanns Namensfilmen (die ebenfalls Pläging schrieb, jüngst Der Spitzname – übrigens auch hier: der zweite Teil ist der schwächste), dem alten weißen Mann oder dem Vierer.

Option zwei: Pläging erinnert sich an den unvergleichlich spröden Charme des ersten Kurzschlusses und fokussiert sich wieder vollends auf Bettina und Martin und die Chemie, die zwischen Engelke und Brandt besteht. Lässt Nebenfiguren wirklich nur ganz kurz, dafür umso erinnerungswürdiger, am Rand auftreten. Wie etwa Tom Keunes Säufer aus Teil eins.

Zügig zugig

Claudius Pläging entschied sich dankenswerterweise für die zweite Option und so sind es vor allem Bettina und Martin, denen wir hier in ihrer zankenden Zweisamkeit folgen. Unter der Regie von Jänta Litenbjörn besucht Bettina Martin erstmals in Berlin. Hier stecken sie zunächst im Fahrstuhl fest, als sie auf dem Weg zu Martins nicht ganz eigener Dachterrasse sind („Ganz nach oben?“ – „Ne, in Berlin liegen die Dachterrassen im Keller.“). Doch bleiben sie weder im Fahrstuhl noch im Ärger über Martins Hitler-Witz lange stecken.

Durch ein Missgeschick bringen sich Bettina (Anke Engelke) und Martin (Matthias Brandt) in die blöde Situation, dass sie den Silvesterabend erneut an einem ungemütlichen Ort verbringen müssen // © WDR/Niels-Jonas Simons/btf GmbH

Sie schaffen es aufs Dach, was es ist, und… uhm… haben einen Blick. Allerdings kein Handy für ein Foto dabei. Sei’s drum. Nun auf zum ersten normalen gemeinsamen Silvester! Wäre da nicht die Tür zugefallen. Nun also stecken die zwei fest. Auf dem Dach. Und in einer Annäherung, die daran krankt, dass sie recht unterschiedliche Erwartungen haben…

Zwei Leben, zwei Welten

Dass zwischen Bettina und Martin zwar Anziehung besteht, sie aber komplett unterschiedliche Menschen sind, wissen wir seit dem Jahr 2022. Mittlerweile aber kennen sie sich besser, haben mindestens einen Kurzurlaub gemeinsam verbracht usw. usf. Wirklich weiterentwickelt haben sie sich jedoch nicht. Jedenfalls nicht gemeinsam.

Die Zuneigung ist da… // © WDR/Niels-Jonas Simons/btf GmbH

Bettina schätzt ihre neue Freiheit, ist zurückhaltend, wenn es darum geht, Martins Tochter kennenzulernen. Der wiederum sollte, ihrer Meinung nach, Immobilienmakler werden, so viel besser, wie er seine Wohnung, wenn nicht gar sein ganzes Leben in Berlin, dargestellt hat. Interessant anzusehen ist, wie Claudius Pläging uns bei allen kleinen und größeren Streitereien in den knapp dreißig Minuten immer wieder die Zuneigung und Nähe der beiden spüren lässt. Natürlich tragen, wie oben angedeutet, Anke Engelke und Matthias Brandt ihren wesentlichen Teil dazu bei. Die zwei sind einfach stark.

Tanz auf der Brüstung

Als Nebenfigur taucht die Tänzerin Georgina Philp auf, die mit einem Taubenwurf herausgelockt wird. Anschließend erstmal gar nichts machen muss und zu Martin sagt: „Sorry, aber Ihre ganze Kommunikation ist übergriffig.“ Womit sie recht hat. Martin ist gern mal breitbeinig und wenn’s drauf ankommt eben doch ein kleiner Schisser.

Am Ende steht die Frage im Raum: Wagen diese zwei schon sichtlich Verliebten den großen Sprung? Womöglich sehen wir es im kommenden Jahr. Endet dieser einnehmende, unterhaltsame, so lustige wie auch grüblerische Kurzschluss hoch drei doch nahezu sprichwörtlich mit einem Cliffhanger. Das ist der Unterschied zu unserer Festtagsbücherei: Diese geht 2025 ins fünfte Jahr. Darauf könnt ihr einen Glückskeks nehmen!

AS

Bettina (Anke Engelke) ist am Silvesterabend bei Martin (Matthias Brandt) zu Besuch in Berlin, um endlich mal zu sehen, wie er so lebt // © WDR/Niels-Jonas Simons/btf GmbH

Das Erste sendet Kurzschluss hoch drei am 30. Dezember 2024 um 23:25 Uhr, in der ARD-Mediathek ist er seit heute zu finden. Teil eins und zwei werden außerdem am 29.12. um 18.05 Uhr hintereinander im Ersten gezeigt, im WDR laufen alle drei Teile am 31.12. ab 15.15 Uhr in Folge.

Kurzschluss hoch drei; Deutschland 2024; Regie: Jänta Litenbjörn; Drehbuch: Claudius Pläging; Bildgestaltung: Kristian Leschner; Musik: Vivan Bhatti, Ketan Bhatti, Carsten Meyer; Darsteller*innen: Anke Engelke, Matthias Brandt, Georgina Philp, Katharina Kron, Max Bierhals, Axel Borhammer, Vladimir Pavic; Eine Produktion der btf / bildundtonfabrik (Produzenten Philipp Kässbohrer und Matthias Murmann, Producerin Maira Inselmann) im Auftrag des WDR für die ARD

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