Auf der Bühne des legendären Theater des Westens ist seit Anfang Mai das Musical Ku’damm 59 zu sehen (bisher übrigens über 100 000 Besucher*innen und u. a. mit der wunderbaren Steffi Irmen). Entwickelt wurde es von den beiden neuen Intendanten Peter Plate und Ulf Leo Sommer (wir berichteten) sowie der Macherin der Ku’damm–Serie Annette Hess. Eine nicht unwesentliche – wenn auch oft nicht sonderlich positive Rolle – in der Geschichte um das Leben der Schöllack-Frauen Caterina, Monika, Eva und Helga spielen die Männer.
So zum Beispiel Helgas Ehemann, der Staatsanwalt Wolfgang von Boost, der ein Doppelleben führt. Tagsüber seriöser Staatsanwalt, nachts brutaler Rächer der Entrechteten über den Dächern Gothams… Ach nee, da bringen wir diverses durcheinander. Uhm – Staatsanwalt und vor allem Ehemann, aber auch verkappter Homosexueller. In der Zeit der 1950er-Jahre, der so genannten bleiernen Zeit inklusive diverser „Homosexuellenprozesse“, kaum ein Wunder, dass mensch seine sexuelle Identität verdeckt hielt…
„Nimm meine Hand im Niemandsland und lass uns nie wieder gehen“
In der Geschichte verliebt sich Wolfgang in Hans. Etwas, das nicht nur in Hinblick auf die Zeit heikel ist, aber wir wollen nicht zu viel von der Geschichte vorwegnehmen. In Ku’damm 59 – Das Musical jedenfalls findet sich der Song „Zwischen Ost und West“, der für uns als durchdringend-gefühlvolle Ballade zu den musikalischen Highlights desselben gehört.
Der Song (Peter Plate, Ulf Leo Sommer und Joshua Lange) handelt vom persönlichen Coming-out von Wolfgang (fantastisch: Philipp Nowicki), der endlich seine Liebe zu Hans (nicht minder stark: Alexander Auler) gesteht. Die Stimmkraft und -tiefe sowohl Nowickis als auch Aulers lassen kaum etwas anderes zu als Gänsehaut und, nun ja, Tränen.
Nun ist „Zwischen Ost und West“ seit der Pride Season 2024 – die sich allmählich dem Ende neigt, aber bei uns ist ja ohnehin immer Queer Pride – als Live-Musikvideo von der Bühne des Theater des Westens zu sehen. Diesen starken, berührenden und inhaltlich wertvollen Einblick wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten.
„Die Sehnsucht, die ‘Zwischen Ost und West’ beschreibt, die Liebe zu leben und frei zu sein, erzählt auch, wie wertvoll es ist, was viele heute als selbstverständlich ansehen”, sagen Peter Plate und Ulf Sommer über den Song. Dem ist im Grunde nichts hinzuzufügen, das wir nicht bereits erwähnt hätten.
Im Juni wurde Ku’damm 59 – Das Musical bis Mitte Februar 2025 verlängert. Lasst euch die Chance, dieses zu genießen also nicht entgehen. Infos und Tickets gibt es hier. Zudem erscheint am morgigen Freitag das Live-Album zum Musical – als Download und im Stream.
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