„Schuld legt sich wie ein dunkler Schatten um die Seelen der Täter. Sie lähmt sie, macht sie stumm und hilflos. Ich kann mir keinen dunkleren Ort vorstellen als im Herz der Schuld. Aber Dunkelheit legt sich auch um die, die der Tat zu Leibe rücken.“
Claudia Garde, Autorin und Regisseurin
Eingeschworene Gemeinschaften sind tricky: Auf der einen Seite ist Zusammenhalt eine gute Sache. Auf der anderen kann dieser vermeintliche Zusammenhalt schwierige Züge annehmen. Wenn Loyalität über Wahrheit und hinter missverstandenen Gefühlen steht. So ist’s auch in der Schul-Clique um den verschwundenen Schüler Janusz Simiak (Louis Wagenbrenner) und den tödlich verunglückten Marlin Baum (Max Wolter).
Kinder der Traurigkeit
Eine drogenfreundliche Party scheint aus dem Ruder gelaufen. Marlin meint, den toten Janusz gesehen zu haben, wählt den Notruf, flüchtet, wird angefahren und stirbt wenig später. Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) finden am vermeintlichen Tatort zunächst nur ein paar abgefeierte – und patzige – Schüler*innen vor. Von einer Leiche keine Spur. Doch natürlich wird sie aufgefunden und los gehen die Ermittlungen.

Heikel für Gorniak werden sie im Tatort: Herz der Dunkelheit da sie seit kurzem den Vater (Hannes Wegener) einer der beteiligten Schülerinnen, Romy (Charlotte Krause), datet. So ist Gorniak persönlich involviert und im Laufe des Krimis frustriert. Das gilt genauso für Winkler, die feststellen muss, dass die Gören eine Art unausgesprochenen Schweigebund zu haben scheinen.
Was in der fraglichen Nacht auf der fragwürdigen Party geschehen ist, scheint schwerer zu lösen als ein Zauberwürfel. Dabei nicht minder unterhaltsam. Im letzten Fall für Karin Gorniak geht es so spannend wie emotional und schwarzhumorig zu. So ist der Film ein feiner Abschied, wenn auch einer, der uns schwer fällt, sind die Dresdner Tatorte zuletzt doch stärker und stärker geworden.
Maulseuche
Das Autorenduo Claudia Garde (auch Regie) und Ben von Rönne behandelt dabei viele Themen. Von Vertrauen über Misstrauen und Identitätsprobleme (ja, es wird bisexuell bis schwul und depressiv) zu frühen Schwangerschaften, Eifersucht und Neid sowie der Frage, was Liebe und Freundschaft bedeuten, wenn alle ihre eigenen Päckchen zu tragen haben.

Das eine oder andere Päckchen trägt auch, wie so oft, Chef Schnabel (Martin Brambach), der hier ausnahmsweise mal zur richtigen Stelle schreit und mit „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du wahnsinnig unsympathisch bist“ einen der besten Sprüche seit geraumer Tatort-Zeit raushauen darf. Ein weiteres Päckchen sind seine wohl vorhandenen Gefühle für Gorniak, die ihn, wie so oft, die eine oder andere falsche Entscheidung treffen lassen.

Was das am Ende alles mit Höhlen und Pools, Wildschweinen und Sex zu tun hat, ist im sehr emfpehlenswerten Tatort: Herz der Dunkelheit zu sehen. Der sich nicht zuletzt auch der Leistungen der Jungschauspieler*innen wegen lohnt.
AS
PS: „Man, mit wem ficken Sie denn so?“ – „Überblick verloren.“

Das Erste zeigt den Tatort: Herz der Dunkelheit am 2. Februar 2025 um 20:15 Uhr, one um 21:45 Uhr und anschließend ist der Tatort für zwölf Monate in der ARD-Mediathek verfügbar.
Tatort: Herz der Dunkelheit; Deutschland 2025; Regie: Claudia Garde; Drehbuch: Claudia Garde, Ben von Rönne; Bildgestaltung: Andreas Köhler; Musik: Colin Towns; Darsteller*innen: Karin Hanczewski, Cornelia Gröschel, Marin Brambach, Yassin Trabelsi, Ron Helbig, Hannes Wegener, Charlotte Krause, Katharina Hirschberg, Ginggan Maria Hörbe, Casper von Bülow, Filip Schnack, Leander Lesotho, Louis Wagenbrenner, Amon Schicke, Victoria Friedrich
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