Heute ist ein großer, wichtiger und notwendiger Tag. Es ist der Penguin Awareness Day! Geneigte Leser*innen unseres tierfreundlichen Online-Magazins wissen, dass wir keinen besonderen Tag benötigen, um der Pinguine aware zu sein. Dennoch: Ein feiner Tag. Vor allem wenn er mit einem eher weniger feinen Ereignis zusammenfällt. Stichwortzahl: Trump 2.0
Heute wird der orange kolorierte Mann erneut zum Präsidenten der USA vereidigt. Jenem Mann, der behauptete, er könne auf der Fifth Avenue in New York am helllichten Tag eine Person abknallen – Boom Boom Bang Bang – und würde in der Gunst der Wähler*innen nicht verlieren. Erschreckend, aber wohl leider wahr.
„Pom pom pom pom“
Wie passend, dass wir ein Buch zum Pinguin haben, das den Wahnsinn der kommenden Trump-Administration gut einzufangen weiß. Walter Moers‘ Der Pinguin – A Very Graphic Novel, als überarbeitete Neuausgabe passend erschienen im Penguin Verlag aus München – vermittelt schon auf dem Cover einen hervorragenden Eindruck vom Buch und seiner madness.
Zu sehen ist ein durchgeknallter Pinguin mit offensichtlicher Drogenerfahrung und einer rauchenden Waffe. Vom „G“ in Pinguin tropft Blut und eine Art Triggerwarnung erläutert uns, dass es sehr explizit um Sex, Drogen und Gewalt geht, die Story einen gefestigten Charakter und Humor voraussetze.
„BJÖRK!“
Uhm, ja. Humor sollte mensch haben. Diese Graphic Novel ist nicht nur hart bebildert, sondern ebenso unfassbar garstig. Und teils brüllend komisch. Es ist Winter in der Arktis (krasser Twist, oder?! Und eigentlich müsste es auch die Antarktis sein). Ein verliebtes „Eskimopärchen“ (zuerst erschien Der Pinguin 1997 im Eichborn Verlag) kuschelt gemütlich in der Behausung bei lauschigem Feuer.
Auftritt Pinguin, der sich zunächst am Feuer aufwärmt, dann zu rauchen beginnt, später auf Gras und andere Drogen plus Alkohol umsteigt. Lines mit seiner American Express-Karte legt, sich Musik von Iggy Pop, Björk oder Sid Vicious wünscht oder nach Süßigkeiten begehrt. Dabei dem männlichen Paar-Part ungeheuer auf den Sack geht (so dass dieser schon einmal diverse Optionen den Pinguin loszuwerden durchspielt). Als schließlich noch das Feuer ausgeht und Mann los soll, um einen Baum zu schlagen, eskaliert die Situation vollends – ein Eifersuchtsdrama am Nordpol sondergleichen spielt sich ab. Da hilft auch der auftauchende Polizist, der irgendwie an Horst Krause erinnert (auch wenn es die Rolle erst ab 1998 gab), nicht mehr. Nein, ganz und gar nicht…
„Tac tac tac… tac tac“
Diese Geschichte ist sicherlich nicht für jede*n. Mit dem richtigen Humor-Mindset allerdings ist sie unglaublich witzig bis spannend. Walters Moers legt seine Erzählung sehr clever an, arbeitet mit diversen Anspielungen und verspielten Klischees, vor allem an in Bezug auf ungebetene Gäste, Junkies und deren möglichen Wahn, Gewaltspiralen und der Notwendigkeit, hart (und wenig herzlich) durchgreifen zu müssen.
Dazu, das zeichnet das düster-heitere Hundertseiten-Werk aus, gibt es keinerlei Dialoge. Alles was gesagt werden würde, erfahren wir in Sprech- und Gedankenblasen-Illustrationen dazu hier und da ein paar Hintergrundgeräusche. Das ist natürlich vor allem für Fans von Walter Moers‘ recht unverwechselbarem Stil eine feine Sache. Und zeigt einmal mehr auf, wie wirklich kreativ und non-konform der Erschaffer von Käpt’n Blaubär, der Insel der Tausend Leuchttürme, der Zamonien-Meister des (liebevoll) Abseitigen doch ist.
„BRZZ.. PRZZ… PROZZ“
Anders als es nun beim „neuen Amerika“ unter DJT zu befürchten steht, ist Der Pinguin ein herrlich bitteres Horrormärchen, ein knalliger Thriller, eine Gewalt-Comedy, die im Gegensatz zu vielen Filmen etwa Quentin Tarantinos in der Tat eigene Idee einbringt. „Awareness“ wird an diesem Tag gleich noch einmal eine neue Bedeutung gegeben.
Wir hatten Spaß und es muss doch nicht immer Krise sein. Brillant boshaft tut es auch, ganz ohne White– oder Pink– oder Penguin-Washing.
QR
PS: Demnächst vielleicht einmal Jesus total und Adolf total (ganz ohne Namenstreitigkeiten).

Eine Leseprobe findet ihr hier.
Walter Moers: Der Pinguin – A Very Graphic Novel; November 2022; 108 Seiten; Taschenbuch, Klappenbroschur; Format: 21,0 x 21,0 cm; ISBN: 978-3-328-11002-6; Penguin Verlag; 18,00 €
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