Roboter im Kopf und Knete im Fluss

Morgen Nacht ist es soweit: Im Beverly Hilton Hotel in, nun ja, Beverly Hills, Los Angeles, vergeben die Mitglieder der Hollywood Foreign Press Association zum 82. Mal die Golden Globes. Wie immer gilt die Verleihung als ein Indikator für mögliche Oscar-Nominierungen wie Auszeichnungen mit der asexuellen Statue.

Wir freuen uns, dass in diesem Jahr diverse sehr starke Filme in verschiedenen Kategorien nominiert sind. Etwa die Verfilmung von Robert Harris‘ Roman Konklave oder das Thriller-Drama September 5 (die Review lest ihr am Montag), in dem es um das Münchner Olympia-Attentat vom 5. September 1972 geht. Auch die Nominierungen von Challengers, The Substance sowie The Brutalist (Kinostart: 30. Januar 2025) freuen (Rezensionen folgen). Verdient nominiert sind ebenso Cynthia Erivo (für Wicked) sowie Mikey Madison als Beste Hauptdarstellerin Komödie/Musical für Anora, wenn wir die Nominierungen in anderen Kategorien auch nicht nachvollziehen können.

Wünschen würden wir uns allerdings, dass Karla Sofía Gascón diesen Preis für ihre Rolle in und als Emilia Pérez mit nach Hause nehmen darf. Der Film ist mit insgesamt zehn Nominierungen Spitzenreiter (was häufig nicht das beste Zeichen für Gewinne ist) und unser ausgesprochener Lieblingsfilm des Jahres 2024. Eine Nummer mit absolutem Seltenheitswert, wie ihr unserer Rezension entnehmen könnt.

Wir blicken gespannt auf Sonntagnacht! Dies auch bezogen auf die Kategorie Animationsfilme. In dieser finden sich in diesem Jahr ein paar ganz wunderbare Filme – soweit jedenfalls wie wir sie sichten konnten. Es folgt die Liste der nominierten Animationsfilme und (Kurz-)Kritiken. Viel Freude!

  • Alles steht Kopf 2 (Inside Out 2) – Regie: Kelsey Mann
  • Flow – Regie: Gints Zilbalodis [Kinostart: 6. März 2025]
  • Memoir of a Snail – Regie: Adam Elliot [bisher noch kein dt. Verleih soweit wir wissen]
  • Vaiana 2 (Moana 2) – Regie: David G. Derrick Jr., Dana Ledoux Miller und Jason Hand
  • Wallace & Gromit: Vergeltung mit Flügeln (Wallace & Gromit: Vengeance Most Fowl) – Regie: Merlin Crossingham und Nick Park
  • Der wilde Roboter (The Wild Robot) – Regie: Chris Sanders

„Oh, no! It’s a brainstorm!“

Ein Geständnis: Den ersten Teil von Alles steht Kopf fand ich 2015 charmant, alles in allem unterhaltsam. Die überbordende Begeisterung verstehen konnte ich allerdings nicht. Zu langatmig, zu ungleichmäßig. Wenn natürlich auch famos animiert und gesprochen. Neun Jahre später brachte Disney/Pixar im Sommer 2024 Alles steht Kopf 2 in die Kinos (mittlerweile u. a. via Disney+ zu streamen). Und was soll ich sagen? Der von Meg LeFauve und Dave Holstein geschriebene und von Kelsey Mann inszenierte Nachfolger hat mich irgendwie mehr abgeholt, wie es so semi schön heißt.

Joy (Amy Poehler, Mitte), Sadness (Phyllis Smith, links), Anger (Lewis Black, rechts), Fear (Tony Hale, Zweiter von rechts) und Disgust (Liza Lapira, Dritte von rechts… und links) sind alarmiert – alles wird sich ändern // © 2023 Disney/Pixar. All Rights Reserved.

Wir treffen erneut auf die mittlerweile 13-jährige, pubertierende Riley (Kensington Tallman), die kurz davor steht, auf die High School zu wechseln. Noch immer „verwalten“ Freude/Joy (Amy Poehler), Kummer/Sadness (Phyllis Smith), Ekel/Disgust (Liza Lapira) sowie Wut/Anger (Lewis Black) und Angst/Fear (Tony Hale) ihren Kopf. Neu ist, dass sich in Riley ein „sense of self“, also ein Ich-Erleben, ein Selbstgefühl, entwickelt. Joy und Kolleg*innen tun nun alles Mögliche, um dieses so ausgeprägt und positiv bewusst wie möglich sein zu lassen.

Plötzlich kommt es zu Umbauten. Das Büro wird vergrößert, die Konsole geändert. Denn es ziehen neue, recht ambitionierte Emotionen ein. Diese werden angeführt von Zweifel/Anxiety (Maya Hawke) und umfassen: Neid/Envy (Ayo Edebiri), Ennui/Langeweile (Adèle Exarchopoulos), Peinlichkeit/Embarrassment (Paul Walter Hauser) sowie Nostalgie/Nostalgia (June Squibb), die aber immer wieder mit dem Kommentar, es sei noch zu früh für sie, weggeschickt wird.

Neue Emotionen braucht das Kind: Embarrassment (Paul Walter Hauser, links), Anxiety (Maya Hawke, Mitte), Envy Ayo Edebiri, Zweite von rechts) and Ennui (Adèle Exarchopoulos, rechts) sind bereit die Kontrolle zu übernehmen // © 2024 Disney/Pixar. All Rights Reserved.

So brechen sich also Konflikte Bahn, wie nun mit der älter werdenden Riley umzugehen ist. Joy möchte eine bodenständige und gar liebliche Riley derweil Anxiety sie auf all die Unwägbarkeiten, die nun so vor ihr liegen könnten, vorbereiten möchte. Als Riley mit ihren besten Freundinnen in ein Eishockey-Camp fährt (über)schlagen sich die Emotionen.

Zunächst einmal scheint mir Inside Out 2 sehr viel flüssiger als der erste Teil. Die inneren wie äußeren Konflikte greifen besser ineinander. Zudem ist er schlicht witziger, mit allerlei popkulturellen Anspielungen gespickt und lässt sich solide auf das Spiel mit peinlichen Zweifeln in der Frühphase (sicher auch Hochphase) der Pubertät ein (nicht zuletzt in Kombination mit Rileys Eltern und deren Emotionen). Es gibt zahlreiche One-Liner, die mensch gern in den eigenen Sprachgebrauch übernehmen dürfte und Neuzugänge wie Ayo Edebiri oder Adèle Exarchopoulos bringen solide frischen Wirbelwind ins Geschehen.

Abenteuerlich ist die Handlung allemal (passend dazu die beschwingte, allerdings seeeehr Disney-typische Musik von Mark Nielsen). Es gibt keine per se fiesen Vorhaben und doch so manches, das nicht richtig läuft, nicht richtig ist. Die Moral der Geschicht: Am Ende lernen alle nichts, wenn es allein versucht wird und Veränderungen, auch weniger schön scheinende, müssen akzeptiert werden. Alles steht Kopf 2 ist putzig, charmant, hochwertig, kurzweilig, spannend und stellenweise urkomisch.

Alles steht Kopf 2 (USA 2024) ist auf DVD, Blu-ray und im Stream (bspw. via Disney+) verfügbar; Laufzeit ca. 96 Minuten; FSK: 0


„Theft by Gnome“

Hui! Das war eine Überraschung, als ich las, dass es nach beinahe zwanzig Jahren 2024 einen neuen Wallace & Gromit-Langfilm geben wird. Dazu noch einen, der die Geschichte des famos-grandiosen, hintergründigen, abgrundtief bös-witzigen Kurzfilms Die Techno-Hose (The Wrong Trousers) aus dem Jahr 1993 fortsetzt. Das bedeutet, dass wir in Wallace & Gromit – Vergeltung mit Flügeln erneut auf den diebisch hintertriebenen Pinguin Feathers McGraw treffen. (Wie er mit starrem Blick aus dem Nichts eine Waffe vorgeholt hatte – mega!)

Feathers McGraw und Wallace in Die Techno-Hose // © Aardman Animations

Wir erinnern uns: In Die Techno-Hose zog er als Untermieter bei Wallace (jetzt: Ben Whitehead) und Gromit ein und heckte den Plan aus, mit Hilfe einer Hose, die Wallace entwickelt hatte, im Museum den wertvollen Blauen Diamanten zu stehlen. Wallace, zwar klug, doch ahnungslos, wird zu dessen Werkzeug und Gromit muss, wie auch später so oft, die Situation retten. Am Ende landet Feathers McGraw in einem Hochsicherheitsgefängnis – auch Zoo genannt.

In Wallace & Gromit: Vengeance Most Fowl, wie der Stop-Motion-Animationsfilm, der seit dem 3. Januar 2025 auf Netflix verfügbar ist, im Original heißt, entwickelt Wallace, einen Gartenzwerg-Roboter namens Norbot (Reece Shearsmith), der Gromit bei der Gartenarbeit zur Pfote gehen soll. Was dem weniger gefällt, will Norbot, der mit dem Wissen aus allerlei DIY-Gartensendungen gefüttert wurde, doch alles „neat and tidy“ pflegen.

Wallace, Norbot und der skeptische Gromit // Courtesy of Netflix © 2024

Die Nachbar*innen hingegen sind begeistert und wollen Norbot buchen, um auch ihre Gärten aufzupäppeln. Das sagt Wallace, der wie immer knapp bei Kasse ist („Inventing doesn’t come cheap.“) natürlich sehr zu. Doch plötzlich werden die Gartenutensilien, Regenrinnen und Wetterhähne gestohlen… Was geht hier vor?

Natürlich hat das mit „Jailbird“ Feathers McGraw zu tun, der sich auch hier wieder gekonnt als Hahn auszugeben weiß. Da wird umprogrammiert, geklont, ausgebrochen, U-Boot gefahren, … Es ist einiges los im Raub-Und-Rache-Film von Nick Park und Merlin Crossingham (Story: Nick Park, Mark Burton, Drehbuch: Mark Burton). Womöglich gar zu viel.

Bleibt gefährlich und sinnt auf Rache: Feathers McGraw // // Courtesy of Netflix © 2024 Netflix, Inc.

Ist zu Beginn noch der klassische Aardman Animations „Claymation“-Film-Charme zu spüren. (Dazu werden die aus Knetmasse hergestellten Figuren für jede Einstellung leicht bewegt, ein wahnsinnig aufwändiges Verfahren. Die Manufaktur, die die verwendete Knete „Lewis Newplast“ herstellte, schloss übrigens 2023. Aardman kaufte allerdings so viel der Restbestände auf, dass es zumindest für diesen Film reichte.) Wenn wir etwa sehen, wie Wallace seine automatisierte Morgenroutine weiter perfektioniert hat oder Gromit nach wie vor seine hündisch guten Lektüren liest („A Room of One’s Own“ von Virginia Woof), dann ist das klassisches Wallace & Gromit.

Senior Animator, Andy Symanowski, bereitet Norbot für die Szene vor // Courtesy of Netflix © 2024

Doch weitet sich die Geschichte immer mehr aus, wird sehr dialoglastig und im Verlauf der etwa siebzig Minuten kindgerechter und weniger generationenübergreifend, was die Kurzfilme ja auszeichnet (die Nick Park laut eigener Aussage auch präferiert). Was nicht heißt, dass Vergeltung mit Flügeln kein guter Film sei. Unterhaltsam ist er allemal, auch im späteren Verlauf noch voller Anspielungen wie beispielsweise auf Mord im Orient-Express oder Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil Eins. Dazu passt die verspielt-rasante Musik von Lorne Balfe und Julian Nott.

Manches wirkt recht generisch, weniger originell und anarchistisch als früher. So als wolle mensch und Netflix hier auf Nummer sicher gehen und sich wie auch dem Publikum nicht dem Risiko allzu abseitiger Unterhaltung aussetzen. Das ist ein wenig schade, denn auch wenn Vengeance Most Fowl durchaus lebendig und amüsant ist, fehlt doch das besondere Etwas (und er ist eine Viertelstunde zu lang).

Ob es was mit dem Golden Globe oder gar dem vierten Oscar wird? Das darf bezweifelt werden. Wenn das auch alles Klagen auf sehr hohem Niveau und diese geflügelte Vergeltung wirklich sehenswert ist. In jedem Fall ist’s ratsam, ihn im englischsprachigen Original zu schauen, denn nur dann funktionieren Witze wie: „Talking about celebrity. He’s a household gnome.“

Wallace & Gromit – Vergeltung mit Flügeln (Großbritannien 2024) ist seit dem 3. Januar 2025 auf Netflix verfügbar; Laufzeit ca. 79 Minuten; FSK: 6


Freundlicher Vogelschlag

Überboten werden die zwei bisher genannten Animationsfilme allerdings vom persönlichen Highlight-Film der gesichteten Nominierten: The Wild Robot von Chris Sanders, basierend auf dem Roman von Peter Brown. Ich habe gelacht, mitgefiebert, geweint, wieder gelacht, gelernt, … Was für ein fantastischer Film! Dabei noch bei denkbar simpelster Prämisse: Der intelligente Service-Roboter Rozzum 7134, kurz Roz, (Lupita Nyong’o, dt.: Judith Rakers) strandet auf einer menschenleeren Insel. Die dort lebenden Tiere sind skeptisch bis ängstlich und machen es Roz anfangs schwer.

Fink (Pedro Pascal), Roz (Lupita N’yongo), und Pinktail (Catherine O’Hara) // © 2024 DreamWorks Animation. All Rights Reserved.

Sie verstecken sich oder jagen sie, versuchen sie zu zerstören, usw. usf. Dabei braucht Roz eigentlich nur eine Ansage, welche Aufgabe sie zu erfüllen hat. Als sie sprichwörtlich auf das Ei einer Kanadagans trifft, es „ausbrütet“ und das Küken Brightbill (zunächst Boone Storme, dann Heartstoppers Kit Connor) schlüpfen lässt, gibt Opossum-Mutter Pinktail (Catherine O’Hara) Roz die Aufgabe, es großzuziehen. Unterstützt wird der wilde Roboter dabei von dem schrulligen, verschmitzten Rotfuchs Fink (Pedro Pascal, „We’re all just trying to survive – and kindness is not a surviving skill.“ Das wird noch wichtig werden…).

Roz (Lupita N’yongo) und Brightbill (Kit Connor) // © 2024 DreamWorks Animation. All Rights Reserved.

Der wilde Roboter (DreamWorks Animation, Universal Pictures) ist ein nahezu perfekter (Animations-)Film, bei dem es tatsächlich einmal zutrifft, dass er für die ganze Familie funktionieren kann (jedenfalls ab 6 Jahren). Oder als Date-Movie, für einen Filmabend mit Freund*innen, etc. pp. Er ist actiongeladen, aber nicht überladen. Er ist emotional, aber nicht traumatisierend. Er ist lustig, aber nie zotig. Er schlägt gar manch einen gesellschaftskritischen Unterton an, ohne jedoch eine zu komplizierte Agenda zu behandeln. Er ist fantastisch animiert, zieht uns direkt rein. Es gibt, so meine ich, im Grunde keinen Leerlauf.

Diverse starke, gut ausgearbeitete Nebenfiguren wie ein neurotischer Biber (Matt Berry, „I say, keep you trash out of my pond. That’s littering. Not to mention murder.“), ein garstig-einsamer Bär (Mark Hamill), eine ältere Kanadagans (Bill Nighy) oder die gefährlich höfliche Rückholeinheit Vontra (Stephanie Hsu) bilden ein Charakterensemble, das im Gedächtnis bleibt. (Genau wie der von Maren Morris gesungene Filmsong „Kiss the Sky“ und der Score von Kris Bowers, ebenfalls beide nominiert.) Und der Film schafft es im angenehmen Ton ein feines Wertekorsett zu vermitteln.

Ganz, ganz großes (Heim-)Kino und ein filmisches Highlight des vergangenen Jahres (und sicherlich auch 2025 noch) und wahrlich ein Film zum Immer-Mal-Wieder-Schauen. Toll!

Der wilde Roboter (USA 2024) ist seit Dezember 2024 auf DVD, Blu-ray und im Stream bzw. als VoD verfügbar; Laufzeit ca. 102 Minuten; FSK: 6


Ohne Witz: Nur ein Witz

Auf das Highlight folgt das Low: Vaiana 2 (OT: Moana 2). Ein weiterer zweiter Teil eines DisneyFilms. Im Gegensatz zu Alles steht Kopf 2 ist Vaiana 2 jedoch eine Vollkatastrophe, der alles abgeht, das mensch als charmant oder unterhaltsam bezeichnen könnte. Wieder treffen wir auf die Titelfigur (Auliʻi Cravalho) sowie den Halbgott Maui (Dwayne Johnson), ihre Familie, das Schwein Bacon und Huhn Hei Hei sowie eine neue Crew.

Maui (Dwayne Johnson, Mitte), Hei Hei (links) und Bacon (rechts) // © 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Zur Handlung (von Disney): „Nachdem sie eine unerwartete Nachricht von ihren Vorfahren erhalten hat, muss Vaiana auf die weiten Meere Ozeaniens hinaus und in gefährliche, längst vergessene Gewässer reisen, um ein Abenteuer zu bestehen, wie sie es noch nie zuvor erlebt hat.“

Da sind wir schon einmal zwei. Denn ich habe selten einen „Abenteuer“-Film erlebt, der derart abenteuerlich dröge ist. Das Drehbuch von Jared Bush und Dana Ledoux Miller reiht platte Plattitüde an unlustige Einlassung wie die Regie von David Derrick Jr., Jason Hand und Dana Ledoux Miller eher zufällig eine Szene an die nächste zu pappen scheint.

Da guckste, ne: Vaiana (Auli‘i Cravalho) mit ahnungsloser Crew // © 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Zuerst sollte die Geschichte Vaianas durch eine fünfteilige Mini-Serie fortgesetzt werden, im Entwicklungsprozess entschieden Produzenten und Studio dann allerdings eher kurzfristig, die Nummer doch auf die große Leinwand zu bringen. Womöglich daher der belanglose Stückwerk-Anschein. Natürlich ist die Animation gut, doch was hilft der schönste Schein, wenn die Sicherung mittendrin durchknallt.

Der nächste Kritikpunkt ist die Musik. Das liegt nicht an den Stimmen, die durchaus stark sind. Doch die Songs, für die hier Abigail Barlow und Emily Bear verantwortlich zeichnen, sind einfach nicht gut. Sie sind austauschbar, voller Exposition, passen nicht zueinander – es gibt kein übergeordnetes Thema, keinen Banger, keinen Showstopper. Das hatte Lin-Manuel Miranda im ersten Teil besser im Griff. Der Score von Mark Mancina und Opetaia Foaʻi ist hingegen ganz nett.

Ganz nett auch ein (!) Witz im Film: „You look like a kidney stone.“ – „And you look like someone who know what that is.“ Da habe ich gelacht, immerhin.

Ansonsten ist der ganze Film ein Ärgernis (und ich habe extra noch ein Kinoticket gelöst!). Kitschig selbst für Disney-Verhältnisse, keine Handlung, was passiert spielt keine Rolle, die Figuren bleiben blass und am Ende bleibt vom Film nichts übrig, außer dem Ärger über knapp 100 verschwendete Minuten (im Grunde wie bei Wicked). Die Drohung zum Schluss von Vaiana 2, dass alles gerade erst anfange, bleibt hoffentlich nur eine Drohung. Bei einem Einspielergebnis von bisher gut 900 Millionen US-Dollar wird sie wohl allerdings wahr gemacht werden. Na, dann eben Teil drei ohne mich. Lieber erneut Encanto.

Vaiana 2 (USA 2024) ist seit dem 28. November 2024 im Kino zu sehen; Laufzeit ca. 100 Minuten; FSK: 0


Ein Kultfilm schleicht sich fließend an

Ein Film, den wir leider noch nicht gesehen haben, ist Gints Zilbalodis‘ Flow (OT: Straume), der hierzulande am 6. März 2025 in die Kinos kommt. Kritiker*innen überbieten sich in ihren Begeisterungsstürmen, ebenso ist der lettische AnimationsStummfilm Festivalliebling, wurde als Bester Animationsfilm mit dem Europäischen Filmpreis prämiert und steht auf der Oscar-Shortlist in der Kategorie Bester Internationaler Film, der erste aus Lettland jemals.

© 2024 Dream Well Studio, Sacrebleu Productions, Take Five

Eine Nominierung scheint, wie für den Animationsfilm-Oscar, sicher. Wird es morgen Nacht aber auch den Golden Globe für den von Gints Zilbalodis und Matiss Kaza geschriebenen Flow geben? Das zu beurteilen fiele natürlich leichter, hätten wir den Streifen um eine vor einer Flut fliehenden Katze (Flow knüpft an den Kurzfilm-Vorgänger Aqua an) bereits gesehen.

Zum Inhalt (dem Presseheft entnommen): „Kaum hat sich die kleine schwarze Katze den Schlaf aus den Augen gerieben, muss sie erschrocken feststellen, dass eine gewaltige Flut die alte Welt unter sich begräbt. Gerade noch so rettet sie sich auf ein Segelboot, wo nach und nach auch ein diebisches Äffchen, ein gutmütiger Labrador, ein schläfriges Wasserschwein und ein stolzer Sekretärvogel Zuflucht finden. Schon bald wird klar: Ihre Verschiedenheit ist ihre Stärke und gemeinsam stellen sie sich den Herausforderungen der neuen Welt.“

Wir sind hochgradig gespannt und werden euch unsere Filmkritik zum Start natürlich nicht vorenthalten!

UPDATE, 6. Januar 2025: Flow hat den Golden Globe als Bester Animationsfilm gewonnen. Nun sind wir noch gespannter!

Flow (Belgien, Lettland, Frankreich 2024) startet am 6. März 2025 im Kino; Laufzeit ca. 85 Minuten; FSK: 6; [mit Material von MFA+ FilmDistribution]


Tragikomisch im Schneckentempo ins Kino?!

Noch ein Film, den wir bisher nicht gesehen haben, von dem wir allerdings seit bald einem Jahr viel, vor allem Gutes, hören: Memoir of a Snail. Der von Adam Elliot geschriebene und inszenierte Film feierte seine Premiere auf dem Festival d’Animation Annecy in Frankreich, wo er als Bester Langfilm ausgezeichnet wurde.

In dem australischen Stop-Motion-Animationsfilm dürfte es eher melancholisch zugehen. Die Zwillingsgeschwister Grace und Gilbert Pudel (Sarah Snook und Kodi-Smit McPhee) leben in den 1970er-Jahren gemeinsam mit ihrem alkoholkranken, querschnittgelähmten Vater in Australien. Als dieser stirbt werden die Zwillinge vom Jugendamt getrennt und in unterschiedlichen Pflegefamilien untergebracht. Grace, die Schnecken liebt, kommt in Canberra unter; Gilbert hingegen bei einer Familie religiöser Fanatiker. Beide bleiben via Brief in Kontakt und versuchen so schnell wie möglich wieder zusammenzukommen.

Zugegeben, eine Geschichte, die sich eher tragisch anhört. Behandelt werden in Memoir of a Snail wohl Themen wie Depressionen, Einsamkeit, Homophobie und Tod. Der auf einer Garnelenfarm im australischen Outback aufgewachsene schaffe aber wohl einen Film voller Galgenhumor, der gleichermaßen urkomisch wie herzzerreißend sei, und das oft in derselben Szene, so laut Wikipedia Wendy Ide in ihrer Kritik auf screendaily.com.

Ein Film, dem wir mit viel Spannung und einer durchaus großen Erwartungshaltung entgegensehen. Leider scheint Memoir of a Snail bisher weder einen deutschen noch einen europäischen Verleih gefunden zu haben. Hoffen wir mal, dass sich das bald ändert!

Memoir of a Snail; Australien 2024; Laufzeit ca. 94 Minuten


So, dies alle für den Golden Globe nominierten Animationsfilme. Recht viele Fortführungen von Geschichten, Hahn und Huhn sowie mehr als einen Roboter. Siehste mal. Solange es nicht Vaiana 2 wird, ist alles gut.

Eure queer-reviewer

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