„Die weltweit gefeierte Taylor Swift und ihre vor allem weiblichen, jungen Fans verkörpern all das, was Islamisten verabscheuen: Lebensfreude, Sexualität, Internationalität, frohes Feiern. Genau das hassen manche junge, gewaltbereite Männer – pervertierte Religiosität forciert ihre Wut und liefert ihnen eine Handlungs-Begründung.“
So die Nürnberger Nachrichten zu den aufgrund von Terrorverdacht abgesagten Taylor Swift-Konzerten in Wien. Und es stimmt. Wie auch immer mensch zu Taylor Swift steht, Fakt ist nicht nur, dass sie ein Phänomen ist, sondern auch dass sie Menschen miteinander verbindet. Seien es die Fans aka Swifties oder die Hater – beide Seiten verbinden die gleichen oben genannten Themen. Die einen lieben sie dafür, die anderen hassen sie.
Music and Cookies
Nun soll sich dieser Text nicht in einem Rant darüber verlieren, wie seltsam und dumm es ist, Menschen dafür zu hassen, dass sie einfach leben wie, was und wer sie sind und dass manche dies eben einfach cool finden. Eher soll es kurz darum gehen, dass Taylor Swift es augenscheinlich ernst meint mit ihrer „Seid-Doch-Einfach-Alle-Freunde“-Nummer.
So werden wir in der Kinderbuch–Biografie aus der Little People, BIG DREAMS®-Reihe erinnert. Autorin María Isabel Sánchez Vegara erwähnt in diesem Band etwa, dass Taylor mit ihren Fans wuchs: „In Ihren Texten und Musikvideos versteckte sie kleine Botschaften für sie.“ Und wir werden ebenso daran erinnert, dass sie „[v]or ihrem fünften Album, 1989, […] mehrmals neunundachtzig Fans zu sich nach Hause“ einlud. Dabei wurden die neuen Songs gehört und Kekse gegessen.
Country macht unbeliebt?
Da ist er wieder, dieser Zauber der Reihe, der sie nicht nur für Kids, sondern auch Erwachsene schön und spannend macht: Biografische Geschichte gut vermittelt erzählt und wunderbar illustriert. Dieses Mal von Borghild Fallberg, die mit ihrem Stil leicht an die Dora-Zeichentrickserie erinnert.
Natürlich beginnt der Band mit der ganz jungen Taylor, die schon vor dem Weihnachtsbaum durch Musik ihren Gefühlen und ihrer Liebe zur Familie Ausdruck verleiht. Es wird vermittelt, dass sie durch den Bezug zur Country-Musik mehr und mehr dazu kommt, Musik zu leben. Dass ihr das schon damals nicht nur Freunde einbrachte, wird ebenso wenig verschwiegen wie der Umstand, dass es wichtig war, ihre eigene Stimmen, ja, ihren eigenen Sound zu finden. (Und Country ist toll – hey Dolly und Johnny.)
Dem eigenen Urteil vertrauen
Es wird geschildert, wie Taylor Swift zum ersten wirklich eigenen Song, ihrem Plattenvertrag, dem Erfolg und den Auszeichnungen kam. Und auch hier lernen wir, lernen die Kinder, mal wieder was fürs Leben:
„Doch das Leben im Rampenlicht kann gnadenlos sein. Egal, was Taylor tat, immer hatte jemand etwas daran auszusetzen. Taylor musste lernen, dem eigenen Urteil zu vertrauen. Das machte sie stärker denn je.“
Diese Sätze finden wir auf einer Doppelseite, die illustriert wie Taylor ihre „Reputation“ performt. Wunderbar passend! Sie produziert und inszeniert ihre eigenen Musikvideos, engagiert sich beim #MeToo-Movement und setzt sich für die Rechte queerer Menschen ein.
Eine Einladung zur Offenheit
Die Art, wie all das gezeigt und erläutert wird, lädt Eltern dazu ein, ihren Kindern mehr über die Wichtigkeit und Notwendigkeit von gesellschaftlichem und sozialem Engagement zu erzählen. Auch wie wichtig und richtig es ist, nie die Bodenhaftung zu verlieren – auch dann nicht, wenn der Griff nach den Sternen von Erfolg geprägt war.
Wie auch in den anderen Little People, BIG DREAMS®-Bänden, die hierzulande im Insel Verlag erscheinen, findet sich am Ende eine kleine Timeline mit Fotografien aus dem Leben und einem Text zu den wichtigsten Stufen ihres Schaffens und Seins. Etwa, wie es zum „Reputation“-Album kam oder dass und warum Taylor ihre ersten Alben neu aufnahm und ausspielte.
Sie ist eine selbstbestimmte Frau, die andere Menschen genau dafür liebt und feiert, dass sie sie selbst sind. Und sie dazu auffordert, sich selbst dafür zu feiern. Dass dies Hater schafft, ist nicht neu. Es ist traurig, aber bekannt. Ein Grund mehr, diesen feinen Band in die Kinderzimmer zu holen.
AS
María Isabel Sánchez Vegara (Text), Borghild Fallberg (Illustrationen): Taylor Swift – Little People, BIG DREAMS®; Aus dem Englischen von Svenja Becker; Juni 2024; 32 Seiten, durchgehend illustriert; Hardcover, Halbleinen, gebunden; ISBN: 978-3-458-64459-0; Insel Verlag; 15,00 €
Unser Schaffen für the little queer review macht neben viel Freude auch viel Arbeit. Und es kostet uns wortwörtlich Geld, denn weder Hosting noch ein Großteil der Bildnutzung oder dieses neuländische Internet sind für umme. Von unserer Arbeitszeit ganz zu schweigen. Wenn ihr uns also neben Ideen und Feedback gern noch anderweitig unterstützen möchtet, dann könnt ihr das hier via Paypal, via hier via Ko-Fi oder durch ein Steady-Abo tun – oder ihr schaut in unseren Shop. Vielen Dank!