„That’s a beautiful pig.“

Nach Pressevorführungen von Kinofilmen wird die beichterstattende Presse gern gefragt: „Und?“ So auch nach Julius Averys The Pope’s Exorcist, der auf Berichten des päpstlichen Exorzisten Gabriele Amorth basierend von einer mysteriösen Austreibung erzählt. Russell Crowe gibt diesen Mann mit ein wenig Augenzwinkern, aber auch reichlich „Ich-Bin-Russell-Crowe-Und-Mache-Nun-Ironisch-Gebrochenen-Horror-Haha“-Attitüde. So mäandert auch der ganze Film zwischen Halbsatire und einer sich selbst zu ernst nehmenden Nummer.

Der Teufel steckt im Detail

Der Pater wird jedenfalls vom Papst (Franco Nero, ja, er lebt noch) höchstpersönlich nach Spanien geschickt, wo, wie es scheint, etwas Dunkles vom unschuldigen Henry (Peter DeSouza-Feighoney) Besitz ergriffen hat. Mutter Julia (Alex Essoe — Abigail Spencer für Arme) ist besorgt, Schwester Amy (Laurel Marsden) ebenso. Als der junge Priester Esquibel (leider blass: Daniel Zovatto) sich des Kindes annimmt, verlangt der Dämon aka Teufel aka Whatever nach dem richtigen Priest. Infolgedessen der Crowe Russell. 

Father Esquibel (Daniel Zovatto) und Father Gabriele Amorth (Russell Crowe) // © 2023 CTMG, Inc. All Rights Reserved.

Soweit, so bekannt. Nun wird es aber spannend. Ach nein, wird es ja gar nicht. Wer von euch schon einmal einen Film gesehen hat oder auch nur das Wort buchstabieren kann, kennt alle Versatzstücke dieses x-ten Exorzismus-Aufgusses. Gibt es zu Beginn noch ein, zwei nette Momente, verkommt in der weiteren Laufzeit alles zu Klischees, unfreiwillig komischen Momenten, billigen Möchtegern-Jump-Scares. Bei Scary Movie hab ich mich mehr gegruselt — #isso.

Teuflisches Erbe

Leider, leider hilft da auch kein durchaus talentierter Peter DeSouza-Feighoney, der den besessenen Jungen durchaus glaubhaft gibt (von ein, zwei hart billig aussehenden Entscheidungen des Make-Up-Departments abgesehen) und für den wir hier und da Sympathie aufbauen wollen. Andererseits fehlt jede psychologische Finesse, die William Friedkins Original-Exorzisten auszeichnete.

Hier und da gibt es was zum Schmunzeln, das wird aber alles wieder durch eine allzu harte und unglaubwürdige Ernsthaftigkeit der abstrusen Erzählweise konterkariert. Nun schreibt hier jemand, der die ganze Gott-und-Teufel-Story auch nur für diese hält. Eine kreative Erzählung für Menschen, die irgendwie Halt brauchen. Insofern denk ich, dass alle, die besessen sind, eine Psychose haben.

Keine Sympathie für diesen Teufel

Etwas, das auch im Film thematisiert wird. Amorth sagt, 98 Prozent seiner Fälle seien Psychologie, zwei Prozent dann eben „das Böse“. Was cool ist. Leider liefert The Pope’s Exorcist an dieser Front aber nicht ab. Was wiederum arg irritierend ist, denn Regisseur Julian Avery hat vor einigen Jahren mit Overlord einen mutigen, düster-garstigen Horror-Abfuck sondergleichen hingelegt, der leider etwas unterging. 

Erneut: Father Esquibel (Daniel Zovatto) und Father Gabriele Amorth (Russell Crowe) // © 2023 CTMG, Inc. All Rights Reserved.

Am Ende splattert es dann noch — was null Sinn ergibt. Und, Achtung: Spoiler Alert: Die Inquisition konnte nur stattfinden, weil da jemand besessen war. Ist das ein Werbevideo für die grapschende, mordende, lebenszerstörende Institution der katholischen Kirche?! Das ginge doch subtiler. The Pope’s Exorcist scheint übrigens als Auftakt einer Reihe gedacht zu sein. In Luzifers Namen: Nein.

Apropos: Die Antwort auf „Und?“ war jedenfalls „Nääää.“

The Pope’s Exorcist startet am 6. April 2023 im Kino.

The Pope’s Exorcist; USA 2022; Regie: Julian Avery; Buch: Michael Petroni, Evan Spiliotopoulos basierend auf An Exorcist Tells His Story und An Exorcist: More Stories von Gabriele Amorth; Bildgestaltung: Khalid Mohtaseb; Musik: Jed Kurzel; Darsteller*innen: Russell Crowe, Daniel Zovatto, Alex Essoe, Franco Nero, Peter DeSouza-Feighoney, Laurel Marsden Ryan O’Grady; Laufzeit: ca. 103 Minuten; FSK: 16; seit heute im Kino

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