Vertraue wirklich niemandem!

[Achtung: Enthält Spoiler zum Verlauf der zweiten Staffel von Die Verräter]

Das war sie nun also, die zweite Staffel des RTL-Reality-Formats Die Verräter. Und die erste, die als Halloween-Special firmierte. Das gleich zu Beginn: Auch wenn RTL das nicht so sehr durchgezogen hat, als dass wir den Halloween-Anteil wirklich deutlich erkennen würden, in der letzten Folge wird es tatsächlich noch einmal zumindest etwas schaurig.

Schauder, Zitter, Bibber in der letzten Prüfung // Foto: RTL

Die Verräterinnen Marina, Oana und Jessi hatten vor ihrem letzten Mord eigentlich leichtes Spiel, denn zwischen Dana und Bruce hatte sich solch ein Konfliktpotential angestaut, dass es ein Leichtes sein dürfte, eine*n von beiden zu töten, während der oder die andere als Verräter vor dem dritten verbliebenen Loyalen – Jimi – dasteht. Eigentlich ein einfaches Spiel, aber die Loyalitäten unter dem Verräter-Trio scheinen nicht mehr so zementiert, wie noch zu Beginn…

Hexenhammer…

Allzu viel soll an dieser Stelle über den Ausgang nicht verraten werden – nur dass es zwar irgendwie vorhersehbar bleibt, aber dennoch bis zum bitteren Ende spannend. Manche Dynamiken haben sich über eine längere Zeit aufgebaut und entladen sich erst zum Schluss so richtig, wenn der Hexenhammer ausgepackt wird.

Showdown am Lagerfeuer // Foto: RTL

Was aber gesagt werden kann: Das Verräterinnen-Trio hat das Spiel richtig gut gespielt und nach und nach die Loyalen sehr gut ausgeschaltet oder sie dazu gebracht, dies per Verbannung selbst zu tun. Bis auf die Enttarnung von Gerda direkt zu Beginn haben es die Verräter geschafft, sehr, sehr lange unentdeckt das Spiel zu sabotieren.

…am Scheiterhaufen

Das trägt immens dazu bei, dass zumindest unsere Loyalität bis zum Ende bei den Verrätern lag, wenngleich Jessi doch eher die falsche Nachnominierung schien. Sie war nie diejenige, die gute Pläne ausgeheckt hat, Strategien waren scheinbar nicht ihr Ding. Das hat sie den beiden anderen Masterminds überlassen und gerade Marina hat gezeigt, wie unglaublich gut sie einerseits Strategien entwickeln, lügen, bis sich die Balken biegen, und andererseits gleichzeitig auch spontan auf Stimmungswechsel – beispielsweise am Runden Tisch -reagieren kann. Gerade Marina ist es zu gönnen, so weit gekommen zu sein.

Moderatorin Sonja Zietlow (Mitte) mit den beiden Verräterinnen Oana (links) und Jessi (rechts). Es fehlt das Mastermind Marina… // Foto: RTL

Die Loyalen hingegen haben es nicht vermocht, das legitime Interesse aller anderen Mitspieler*innen, sich gegen falsche Verdächtigungen zu wehren, von Verhüllungstaktiken der Verräter zu unterscheiden. Der Streit zwischen Philipp und Tommy hat schnell zu deren beider Aus geführt, Bruce und Dana haben sich auch gegenseitig beharkt. Die Verräter hatten mit diesen Vorlagen einfaches Spiel

Fast wie im Fieberwahn

Und damit noch einmal zur Produktion und dem Vergleich zur ersten Staffel. Im vergangenen Jahr – so war unser Eindruck – gab es deutlich mehr Interaktion zwischen den Mitspieler*innen, wir hatten mehr Szenen, in denen Verdächtigungen angestellt wurden und wir gesehen haben, wie die Verräter das Feld manipulieren – mal besser und mal schlechter. Grandios in Erinnerung ist uns die Cocktailparty der ersten Staffel, die durch ein abgespecktes Dinner in der zweiten Staffel nur in Ansätzen ersetzt wurde. Und ähnlich dem geflügelten Wort „Irina war’s“ aus der ersten Staffel, gab es auch hier eine Konstante, die zwar erkannt, aber dennoch nie so recht gebannt wurde: Bruce setzt mit seiner immer wiederkehrenden Eröffnung des Runden Tischs die Agenda und den Ton für die folgende Verbannung.

Jimi kann’s auch nicht glauben… // Foto: RTL

Auch die Spiele konnten dieses Mal nicht so sehr überzeugen, wie noch im vergangenen Jahr und der Runde Tisch nahm gefühlt sehr viel Sendezeit ein, das Konklave wirkte teils arg eingedämpft. Das hat uns dieses Mal dennoch unterhalten – vor allem das Patt zwischen Jessi und Oana – und vielleicht war es im vergangenen Jahr der Reiz des Neuen, der uns an der ersten Staffel so faszinierte. Und so bleiben wir am Ende der zweiten Staffel von Die Verräter mit ein wenig Wehmut zurück, aber auch mit dem wohligen Gefühl, doch immer gut unterhalten gewesen zu sein – und immer wieder auf die nächste Folge hingefiebert zu haben.

HMS

Wurde hier nicht auch Inglorious Basterds gedreht? // Foto: RTL

Die Verräter – Vertraue Niemandem! – Staffel 2 – Halloween Special ab 10. Oktober 2024 um 20:15 Uhr auf RTL und via RTL+.

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