Vor knapp einer Woche ist die Longlist der diesjährigen für den Deutschen Buchpreis nominierten Autor*innen, Romane und Verlage erschienen. Da wir uns bei the little queer review auch mal eine zehntätige Sommerpause gegönnt haben (unter anderem mit einem Quick-Schottland-Trip – aber ohne Tripper! – und einer kleinen Hausparty – außerdem machen Tatort-&-Polizeiruf 110 eine viel längere!) gibt es ein paar Informationen und (Teile) unserer Gedanken zu #DBP24-Longlist dieses Jahr ein wenig später.
Wie in den vergangenen Jahren werden wir uns einiger der Titel vor Verkündung der sechs Shortlist-Titel (17. September 2024), einiger vor der Preisverleihung am 14. Oktober 2024 im Frankfurter Römer und weiterer nominierter Titel anschließend annehmen. Nun aber erst einmal die Nominierten des 20. Deutschen Buchpreises:
Die nominierten Romane (in alphabetischer Reihenfolge)
- Nora Bossong: Reichskanzlerplatz (Suhrkamp Verlag, August 2024)
- Zora del Buono: Seinetwegen (Verlag C.H. Beck, Juli 2024)
- Franz Friedrich: Die Passagierin (S. Fischer Verlag, April 2024)
- Martina Hefter: Hey guten Morgen, wie geht es dir? (Klett-Cotta, Juli 2024)
- Timon Karl Kaleyta: Heilung (Piper Verlag, Februar 2024)
- Maren Kames: Hasenprosa (Suhrkamp Verlag, März 2024)
- Michael Köhlmeier: Das Philosophenschiff (Hanser, Januar 2024)
- Daniela Krien: Mein drittes Leben (Diogenes Verlag, August 2024)
- André Kubiczek: Nostalgia (Rowohlt Berlin, Mai 2024)
- Ulla Lenze: Das Wohlbefinden (Klett-Cotta, August 2024)
- Clemens Meyer: Die Projektoren (S. Fischer Verlag, August 2024)
- Max Oravin: Toni & Toni (Literaturverlag Droschl, August 2024)
- Ronya Othmann: Vierundsiebzig (Rowohlt Verlag, März 2024)
- Mithu Sanyal: Antichristie (Hanser, September 2024)
- Stefanie Sargnagel: Iowa (Rowohlt Hundert Augen, Dezember 2023)
- Dana von Suffrin: Nochmal von vorne (Kiepenheuer & Witsch, März 2024)
- Markus Thielemann: Von Norden rollt ein Donner (Verlag C.H. Beck, Juli
- 2024)
- Ruth-Maria Thomas: Die schönste Version (Rowohlt Hundert Augen, Juli
2024) - Doris Wirth: Findet mich (Geparden Verlag, März 2024)
- Iris Wolff: Lichtungen (Klett-Cotta, Januar 2024)
Jurysprecherin Natascha Freundel, rbb, zur Liste::
„Was ist ein Roman in einer Realität, die oft jede Vorstellungskraft sprengt? Auf unserer Entdeckungsreise durch die deutschsprachige Literatur des Jahres 2024 sind wir auf longlistwürdige Bücher gestoßen, die auch heute die Magie des Erzählens vermitteln. Dazu gehören autofiktionale Texte, die mit Momenten surrealer Freiheit überraschen; ungeschönte Erzählungen von Einsamkeit, Gewalt und Verlust, die zugleich poetische Selbstvergewisserungen sind; historisch-politische Romane, die das aufziehende Dunkel der Diktatur auch für die Gegenwart ausleuchten oder uns in wenig bekannte Winkel der Weltgeschichte wie in Spiegelkabinette entführen. Auch Texte, die das Erzählen selbst hinterfragen, die Möglichkeiten einer eigenen Sprache zwischen digitalen Textbausteinen, haben uns fasziniert.
Wir haben gestaunt, gestritten, gelacht und 20 Titel ausgewählt, die auf der Höhe der Zeit sind, wiedergelesen werden wollen und die Welt nicht nur zeigen, wie sie ist, sondern auch, wie sie sein könnte.“
Der Jury gehören neben Natascha Freundel an: Gerrit Bartels (Der Tagesspiegel), Magda Birkmann (freie Literaturvermittlerin und Buchhändlerin), Torsten Hoffmann (Universität Stuttgart), Marianna Lieder (freie Kritikerin), Regina Moths (Buchhandlung Literatur Moths) und Klaus Nüchtern (Der Falter).
Zeitgemäß
Wie in jedem Jahr finden wir auch 2024 wieder Romane auf der Longlist, mit deren Auftauchen wir hart gerechnet hatten – und über die wir uns durchaus sehr freuen. So etwa Toni & Toni von Max Oravin, Die schönste Version von Ruth-Maria Thomas, Hasenprosa von Maren Karmes oder auch Ronya Othmanns Vierundsiebzig sowie André Kubiczeks Nostalgia und Martin Thielemanns Vom Norden rollt ein Donner. Allein diese Buch-Kombination steht für spannende Vielseitigkeit.
Diese ergänzt um weitere vermutete Titel wie natürlich jene von Zora del Buono oder auch Nora Bossong, das neben Thieleman und Othmann sowie Stefanie Sargnagels Iowa schon auf den ersten Blick wie ein Roman der Stunde klingt, wie’s so mehr oder weniger schön heißt.
Mit Martina Hefters Hey, guten Morgen, wie geht es dir? finden wir was hintergründig Humoriges; mit Franz Friedrichs Die Passagierin eine wohl fein ziselierte, fantastische Trauma-Aufarbeitung; mit Doris Wirths Findet mich eine etwas anders erzählte Familiengeschichte und Ulla Lenzes Das Wohlbefinden erzählt eine Story rund um die sagenumwobenen Lungenheiltstätten Beelitz. (Überhaupt ist die Liste recht stadt- und umlandlastig, was irgendwie auch interessant ist.)
Fehlanzeigen
Diese Titel, um nur einige der zwanzig zu nennen, sprechen zumindest uns schon recht deutlich an. Aufgefallen ist sofort, dass weit weniger Romane sich mit dem Themenbereich „Meine-Kindheit-War-Schlecht-Wer-Bin-Ich?!“ befassen, was durchaus willkommen ist. Die Nummer nahm zuletzt überhand. Ebenso sticht die Abwesenheit von claassen und dem Luchterhand Literaturverlag ins Auge. Zumindest bei letzterem hätten wir doch mit Martin Beckers Die Arbeiter gerechnet.
Bedauerlich finden wir, dass weder Finn Job mit seinem Damenschach (Verlag Klaus Wagenbach) oder Elias Hirschl mit seinem Content (Zsolnay) oder Lilli Polansky mit ihrem Gratulieren müsst ihr mich nicht (Schöffling & Co.) nominiert sind. Natürlich wissen wir nicht, ob die Titel überhaupt zu den diesjährigen 197 Einreichungen gehörten. Auch über Sarah Klatts Das Land, das ich dir zeigen will oder Irene Diwiaks Die allerletzte Kaiserin hätten wir uns gefreut. Natürlich sind das – wie immer – rein subjektive Fehlanzeigen. Viel Queerness sticht mensch auch nicht prompt ins Auge, es gibt sie aber durchaus.
Spannung
So oder so freuen wir uns über die augenscheinliche Diversität der Liste – auch wenn wir natürlich noch nicht in jedes nominierte Buch reinschauen geschweige denn es lesen konnten. Dessen unbenommen haben wir bereits einen möglichen Gewinnertitel im Auge. Dazu aber mehr, sobald die Shortlist am 17. September veröffentlicht worden ist.
Gespannt auf spannende und vielfältige Lektüren sind wir!
Infos zum Preis
Der oder die Preisträgerin erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalist*innen erhalten jeweils 2.500 Euro. Die Preisverleihung findet am 14. Oktober 2024 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt und wird live übertragen.
Der Deutsche Buchpreis wird von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergeben. Hauptförderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main.
In vielen Buchhandlungen ist kostenlos das Taschenbuch Deutscher Buchpreis 2024: Die Nominierten deutschlandweit erhältlich. Es enthält Leseproben aller Bücher und Informationen zu den Autorinnen und lädt zum Entdecken der Geschichten und ihrer Autorinnen ein.
QR (mit PM-Material)
PS: Viele der Titel sind natürlich auch als Hörbücher erhältlich und einiger davon, werden wir uns auch in dieser Form annehmen.
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