Warum ist die Pfütze rutschig?

„Es schneit“ lautet der sehr konkrete und aussagekräftige Titel eines Kinderliedes aus der Feder des unvermeidbaren Rolf Zuckowski. (Und an dieser Stelle wissen wir: Es ist kein Party-Song über Koks und Co.) Entstanden ist der Schnee-Song im Jahr 1987. Zunächst, so verrät es Wikipedia, war dem Friede-Freude-Winterlied kein kommerzieller Erfolg vergönnt. Erst 2022 ging es dann in die Single-Trend-Charts und im Jahr darauf in die regulären Single-Charts mit der besten Platzierung auf der Nummer 61.

„UFF!“

Das mag erklären, warum „Es schneit“ für mich neu war, als ich ihn das erste Mal bewusst 2022 (!) auf dem Mini-Weihnachtsalbum „Weihnachtszeit“ von Eloy de Jong wahrgenommen habe. An sich hätte er mir auch zuvor schon auf dem Ross Antony-Weihnachtsalbum „Lass es glitzern – Weihnachten mit Ross“ auffallen können. Tat’s aber nicht. (Ja, Schlager sind was Feines. Get over it.) Was auch daran liegen mag, dass ich singende Kinderstimmen nicht so mag. Läuft mir immer kalt den Rücken runter dabei… Da sind sie mir als besessene Killer in Horrorfilmen doch lieber.

„HOPPLA“ Warum ist diese Pfütze plötzlich rutschig, Vogel?“ // © 2024 Baumhaus Verlag / Nicola Slater

Anyway. Schnee kenne ich jedenfalls, ganz ohne Chartplatzierung. Damit habe ich dem von Alice Hemming erdachten schusseligen Eichhörnchen namens Eichhörnchen etwas voraus. Dieses nämlich ist im mittlerweile dritten, von Nicola Slater illustrierten Band Der Schneedieb äußerst überrascht von der weißen Masse: „Huch!“

Wo denn all das Gras hin sei (erneut: keine Drogen, nix Cannabis), fragt das großäugige Eichhörnchen den besten Freund, einen Vogel namens Vogel (am vergangenen Wochenende war übrigens der Tag des Vogels). Der bemützte Schnabelträger erklärt, dass das Gras nicht weg, sondern nur von Schnee bedeckt sei. Auf die Verlockung, mit Vogel im Schnee zu spielen, verzichtet Eichhörnchen zunächst.

„HOPPLA!“

Schließlich schmeißt Vogel einen Schneeball in des Eichhörnchens Wohnbaumbesser als eine Rakete, möchte mensch meinen – und schafft es so, das zögerliche und der Kälte wohl nicht sonderlich zugeneigte Eichhörnchen nach draußen zu locken. Dort gibt es für Eichhörnchen mehr und mehr Wunderlichkeiten. Wie Schneeflocken, die angeblich alle unterschiedlich sind, aber doch so gleich aussehen.

Beinahe wie ein (altes) Paar // © 2024 Baumhaus Verlag / Nicola Slater

Rauch, der aus dem Mund kommt – „Ist das so, weil ich eine Schneeflocke gegessen habe?“ Rutschige Pfützen; ein großes, weißes, unhöfliches Eichhörnchen, das nicht reagiert, vermutlich allerdings für den Diebstahl von acht – in Worten: 8 – Haselnüssen verantwortlich sein könnte. Da hilft es auch nichts, dass Vogel zu erklären versucht, es handele sich um ein Schneehörnchen. Bei Tee im Wohnzimmer (mit Decke, Sessel und Strickzeug, zudem scheint Eichhörnchen Pisa besucht zu haben), kommt Eichhörnchen nicht von dem ANDEREN Eichhörnchen weg…

„WUAAAAAH!“

…als am nächsten Tag auch noch der Schnee verschwunden ist, ganz wie zuvor einmal die Blätter (eine Anspielung auf den ersten Band), wird aus dem Haselnussdieb also der titelgebende Schneedieb. Eskalation im blätterlosen und schneefreien Wald! Inspector Endeavour Morse – übernehmen Sie!

Nein, es reicht der Vogel zur Aufklärung. Ob diese allerdings beim Eichhörnchen verfängt.. hmm… Mensch weiß es nicht und so ergibt es Sinn, dass der im Baumhaus Verlag erschienene Schneedieb mit dem naheliegendsten Gedanken schließt: „Seufz.“

Der Schneeball-Bumerang: „Das macht wirklich Spaß, Vogel!“ // © 2024 Baumhaus Verlag / Nicola Slater

Eher schmunzelnd und lachend statt seufzend dürfte durch dieses genussvoll heitere, äußerst charmante, lebendig illustrierte und nicht zuletzt dank der Erklärungen von Vogel und etwas ausführlicheren Erläuterungen etwa zum vermeintlichen Weiß von Schnee, der Zusammensetzung von Flocken oder Atem an kalter Luft lehrreiches Kinderbuch geblättert werden.

Ein perfektes Bilderbuch zum Vorlesen, Details entdecken. Dank der verspielt gesetzten Schrift und dem Umstand, dass es sich in erster Linie um den Austausch zwischen Eichhörnchen und Vogel handelt, eignet sich das ab vier Jahren empfohlene Buch sicherlich gut zum freudigen Lesen lernen.

AS

Alice Hemming (Text), Nicola Slater (Illustrationen): Der Schneedieb; Aus dem Englischen von Jennifer Buchholz; September 2024; 32 Seiten, durchgehend farb. Illustriert; Hardcover; ISBN: 978-3-8339-0945-0; Baumhaus; 15,00 €

Unser Schaffen für the little queer review macht neben viel Freude auch viel Arbeit. Und es kostet uns wortwörtlich Geld, denn weder Hosting noch ein Großteil der Bildnutzung oder dieses neuländische Internet sind für umme. Von unserer Arbeitszeit ganz zu schweigen. Wenn ihr uns also neben Ideen und Feedback gern noch anderweitig unterstützen möchtet, dann könnt ihr das hier via Paypal, via hier via Ko-Fi oder durch ein Steady-Abo tun – oder ihr schaut in unseren Shop. Vielen Dank!

About the author

Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert