Bischof Bätzing spricht sich für Änderung des Katechismus in Bezug auf Homosexualität aus

In der aktuellen Januarausgabe der kirchlich-religiösen Zeitschrift Herder Korrespondenz spricht Georg Bätzing, seit März 2020 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und seit 2016 Bischof von Limburg, in einem ausführlichen Interview über Veränderungsmöglichkeiten der katholischen Kirche und verteidigt den Synodalen Weg. Er äußert sich ebenfalls zu den aktuell und immer wieder diskutierten Missbrauchsvorfällen und spricht davon, dass der 1992 von Papst Johannes Paul II. herausgegebene „Weltkatechismus“ in Bezug auf die Anerkennung homosexueller Lebenswelten angepasst werden sollte. Laut dem benannten Katechismus, der Grundfragen des Glaubens regelt, ist Homosexualität zwar keine Sünde per se, doch wird gleichgeschlechtlicher Sex verurteilt, er sei „mit sich nicht in Ordnung“. 

Fehler beim Umgang mit Missbrauch 

Zuerst wurde Bischof Bätzing im von Stefan Orth und Herder Korrespondenz-Chefredakteur Volker Reling geführten Gespräch aber gefragt, wann es ihm bewusst geworden sei, dass es Missbauch innerhalb der katholischen Kirche gegeben habe. Seine Antwort: Bereits recht früh, als Jugendlicher, da es in seinem Heimatort Missbrauch durch einen Priester gegeben habe. Darüber gesprochen wurde allerdings nicht, es geschah verdeckt, „aber irgendwie wusste man es“. Später, in seiner Zeit als Generalvikar, seien die Standards im Umgang mit sexuellem Missbrauch bereits sehr klar formuliert gewesen. Da sehe er auch keinen Fehler bei sich im Umgang mit dem Thema.

Er verweist weiterhin darauf, dass die MHG-Studie bestätigt habe, dass die Zahl wirklich pädophiler Priester gering sei; auch ihm sei in der Priesterausbildung keiner begegnet. Was sich jedoch, wie wir anmerken wollen, mit dem Punkt „verdeckt“ deckt. Mit einer Kuhglocke dürften sie wohl nicht rumlaufen. Bätzing zudem kritisiert die Vertuschungen und den Fokus darauf, wie die Kirche den Missbauch gut regeln konnte, statt sich auf Betroffene und deren Schmerz und Bedürfnisse zu konzentrieren.

Mehr Anerkennung für Frauen und Homosexuelle

In dem Interview sprach Bätzing auch davon, dass es Zeit sei, das Verbot der Diakonen- und Priesterweihe für Frauen in der katholischen Kirche zu überdenken. Gerade bei der Beteiligung von Frauen an der Verkündigung in der Eucharistiefeier und dem Diakonat der Frau sähe er da einen Spielraum. Und weiter: „Für das Amt des Priesters haben die Päpste seit Johannes Paul II. unisono gesagt, die Frage sei beantwortet – und trotzdem ist sie auf dem Tisch.“

Überdies habe der Bischof in seinem Bistum einen Prozess in Auftrag gegeben, der die Frage erörtern solle, ob man die Entscheidung, homosexuelle Paare zu segnen, ohne Rom treffen könne. Die Unterstützung dieses Arbeitskreises brachte ihm viel Kritik von Homo-Hassern entgegen. Dennoch gehe es für ihn um mehr, sagt Georg Bätzing: „Wie gehen wir generell mit Paaren um, die nicht kirchlich heiraten können, aber den Segen Gottes erbitten? Das ist eine kirchliche Wirklichkeit, wir brauchen hierfür Lösungen, die nicht nur im Privaten greifen, sondern auch eine öffentliche Sichtbarkeit haben – aber auch deutlich machen, dass keine Ehe gestiftet wird.“

Er sehe durchaus die Möglichkeit, dass dies ohne eine offizielle Anerkennung des Vatikans möglich sei; man könne Formen finden, „die im Liturgischen ohne eine römische Approbation möglich“ seien. Für sich könne er sagen, dass er nach „intensiver Auseinandersetzung meine, dass wir den Katechismus in dieser Hinsicht ändern sollten.“ In Hinblick auf diese Gedanken, sei auch die Frage zu stellen, wann es ein weiteres gesamtkirchliches Konzil geben könne.

Wir sind hochgespannt, wie das Gespräch mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz angenommen werden wird und inwieweit der Bischof, wenn nötig, seine Argumentation verteidigt. Zwar steht Georg Bätzing schon länger für eine weltoffene und liberale Kirche und betonte auch in diesem Gespräch wieder, dass Säkularität nicht der Gegner sei, doch warnte er noch vor gut einem Jahr, im August 2019, in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vor einer Spaltung der Kirche und mahnte, nicht am Verbot von Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare zu rütteln: „Wenn der Bischof Georg sagt, in Limburg gibt es Segensfeiern für Homosexuelle, dann gibt es morgen den Bischof Georg nicht mehr, weil der Heilige Vater sagt, dass der Bischof nicht mehr die Verbindung zur Kirche hat.“

Papst Franziskus sprach sich für Öffnung aus, oder?!

Erst vor kurzem hatte Papst Franziskus sich in einer Dokumentation über ihn für eingetragene Lebenspartnerschaften für homosexuelle Paare ausgesprochen. „Wir brauchen ein Lebenspartnerschaftsgesetz. Auf diese Weise sind sie rechtlich abgesichert“, sagte er in dem Film Francesco. Nur wenig später ging ein Rundschreiben des vatikanischen Staatssekretariats an alle Bischöfe. Dort hieß es, die Aussagen des Papstes seien aus dem Kontext gerissen worden und die kirchliche Lehre bliebe unverändert. Dies sorgte weithin für Irritationen, denn der Film wurde schließlich vom Vatikan autorisiert, die Gelegenheit einzelne Äußerungen zu entfernen oder anzupassen hätte somit im Vorfeld bestanden.

So kritisierte auch der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer, das Rundschreiben. „Für mich ist das eine desaströse Art der Kommunikation“, sagte er Anfang November der Deutsche Prese-Agentur. Er verglich den den Papst und den den Vatikan beschädigenden Vorgang gegenüber der dpa mit einer Situation, in der Regierungssprecher Steffen Seibert im Nachhinein Aussagen von Kanzlerin Angela Merkel zurücknähme. 

Auch in dem Zusammenhang, dass in vielen Ländern Menschen mit homosexueller Orientierung um ihr Leben fürchteten, wäre es geboten gewesen, hier ein klares Zeichen der Akzeptanz zu setzen, so der Generalvikar damals. Durch das Verhalten des vatikanischen Staatssekretariats seien wieder einmal homosexuelle Menschen verletzt worden.

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