Bill Kaulitz und seine sexuelle Orientierung: Das ewige Rätsel

Beitragsbild: Bill Kaulitz bei einem Auftritt im Volkshaus Zürich, 2017. // Von Pascal Parvex – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=59121954

Am 1. Februar erscheint die Autobiografie des 31-jährigen Sängers Bill Kaulitz. In einem Interview, das er dem Magazin Spiegel anlässlich der Veröffentlichung von Career Suicide: Meine ersten dreißig Jahre (Ullstein Verlag) gab, spricht er auch ein wenig über seine sexuelle Orientierung und seine Bedeutung als queeres Vorbild.

Männer oder Frauen?!

Von Bill Kaulitz, der Band Tokio Hotel und der Musik mag man halten was man will, dass aber er und die Band auch über Deutschland hinaus nahezu allen bekannt sind, spricht durchaus für sich. Insofern ist es vielleicht nicht so verwunderlich, dass er nun seine Autobiografie vorlegt, die es in der Tat in sich haben dürfte (wir werden sie zeitnah besprechen).

Im Spiegel-Gespräch (Paywall) gibt er einige Einblicke in sein Leben als Teenie-Star, als vom Ruhm manches Mal überforderter Sänger und als sicherlich eloquenter, reflektierter aber nicht ganz einfacher Mensch. Viele interessiert vor allem auch Bills Sexualität, was sowohl ihn, als auch Bandkollegen und Freund*innen hin und wieder zu nerven scheint: “Auch meine Bandkollegen werden oft gefragt: Sag mal, auf was steht Bill eigentlich, Männer oder Frauen?“

„Es war Leuten immer wichtig, mich einzusortieren.“

Einen Erklärungsansatz, warum das aber so ist, hat er natürlich auch: „Es war für die Leute immer extrem wichtig, mich einzusortieren. Vielleicht aus ihrer eigenen Unsicherheit heraus. Es ist bis heute meist eine der ersten Fragen, die mir gestellt werden.“ Dabei denke man doch, die Gesellschaft sei so weit gekommen, alle seien unglaublich offen, es spiele keine Rolle, wen man liebe, wie man liebe. Ihm aber begegne das ständig.

Die Spiegel-Journalist*innen Alexander Kühn und Stefanie Witterauf fragen Kaulitz danach, dass er „zum Vorbild für die LGBTQI-Community geworden“ sei. Er würde sagen: „Ja, und das ist etwas, worauf ich sehr stolz bin. Hätte man mich früher drauf angesprochen, wäre ich zusammengezuckt und hätte gefragt: Oh Gott, was heißt das jetzt für mich?“

Wohl nachvollziehbar, nicht nur aufgrund der Spekulationen zu seiner sexuellen Orientierung, sondern auch, da er im Grunde als Medien- und Vermarktungsmaschine zu funktionieren hatte. So lohnt sich das Interview auch in Bezug darauf, wie er selber seine eigene Wandlung erlebt und wie er auch sein Verhältnis zu Fans etwas angepasst hat (zu den nicht-stalkenden Fans, wohlgemerkt)

Dreiecksbeziehung ohne Schublade 

„Career Suicide“: Die Autobiografie erscheint am 1. Februar 2021.

Im Interview erzählt Kaulitz außerdem auf die Frage hin, ob es sein großes Geheimnis bleiben solle, ob er nun auf Männer und Frauen stehe, dass er einmal in einer Dreiecksbeziehung steckte: „Ich erzähle mein Leben so, wie ich es gelebt habe. Wie ich es heute noch lebe. Ich hatte aufregende Erfahrungen mit Mädchen. Ich habe aber auch mal mit meinem besten Freund und seiner Freundin in einer Dreiecksbeziehung gesteckt, weil ich auf einmal in ihn verliebt war und er in mich.“

Auf jeden Fall wolle er sich nicht in Schubladen stecken lassen, macht aber keinen Hehl aus seiner Andersartigkeit und auch nicht daraus, dass er es deswegen auch schon zu Schulzeiten nicht leicht hatte. Heute hätten sich die Zeiten zwar geändert, auch in Bezug auf andere Dinge, wie dem Umgang mit Stars, doch sei er damals „ein zwischenmenschlicher Sozialfall“ gewesen.

Das Gespräch ist in der Tat vielseitig, gibt erstaunlich tiefe Einblicke in ein bewegtes und durchwachsenes Leben („Ohne Schmerz kann man nichts machen, was die Leute berührt.“) und lässt uns noch gespannter auf die Autobiografie warten. 

Eure queer-reviewer

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