Beitragsbild: Instagram / Nicholas Yatromanolakis
Nach einer Kabinettsumbildung am Montag in Griechenland hat die Mitte-Rechts-Regierung des liberal-christlich-konservativen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis (Nea Dimokratia) ihren ersten schwulen Minister. Der 44-jährige Nicholas Yatromanolakis ist stellvertretender Kulturminister, ein Posten der am ehesten mit dem eines Staatssekretärs bei uns zu vergleichen ist.
Ein Zeichen an die liberalen Bürger*innen
Die Ernennung von Yatromanolakis ist ein Novum. Der vormalige leitende Sekretär des Kultusministeriums in Athen ist der erste offen schwule Minister Griechenlands. 1975 in Athen geboren, studierte Nicholas Yatromanolakis Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen an der Panteion Universität in Athen. Er schloss sein Studium mit einem Master an der John F. Kennedy School of Government, einer Institution der Harvard-Universität, ab.
Yatromanolakis gilt als erfahren und weltgewandt. 2014 war er Gründungsmitglied der links-liberalen Potami-Partei, diese verließ er allerdings zwei Jahre später. Ebenso engagierte sich der Politiker regelmäßig und wahrnehmbar für die Rechte von LGBTIQ*-Personen. Seine Ernennung kann als Zeichen des Ministerpräsidenten an liberale Teile der griechischen Bevölkerung gewertet werden.
Umbau = Neuwahlen?
Im Rahmen der durch die Covid-19-Pandemie nötig gewordenen Regierungsumbildung wurden auch andere Posten neu besetzt. Neuer Innenminister ist der rechte Makis Voridis, der in den Neunzigerjahren die rechtsextreme Partei Griechische Front gegründet hatte. Mitglied der Regierungspartei ist er seit 2012. Andere Minister, wie Gesundheitsminister Christus Staikouras und Finanzminister Vasilis Kilikias, behielten ihre Posten hingegen.
Die Umbildung wird von manchen politischen Beobachter*innen in Griechenland als Vorbereitung auf vorgezogene Wahlen gedeutet. Regulär würde erst wieder 2023 gewählt, doch ein derart geändertes Kabinett sähe nach Neuwahlen aus, schreibt beispielsweise die eher linke Tageszeitung Avgi.
Wir werden sehen, freuen uns erst einmal über die Ernennung von Nicholas Yatromanolakis (der auch ein schönes Instagram hat) und hoffen, dass es nicht nur ein Alibi-Zeichen ist, um ein sonst teils eher rechtes Kabinett ein wenig liberal-bürgerlicher aussehen zu lassen.
Eure queer.reviewer