Womöglich geht es euch genauso wie uns und ihr wart in den vergangenen Wochen schon voller Vorfreude auf die neue Staffel von The Crown, die seit vergangenem Sonntag auf Netflix verfügbar ist. Und womöglich haben einige von euch sie auch schon genau wie wir zur Gänze geschaut (unsere Besprechung gibt es in den kommenden Tagen). In diesem Fall mag euch in der vierten Folge Lieblinge in einer Nebenrolle ein bekanntes Gesicht aufgefallen sein: Freddie Fox spielt Mark Thatcher, den, naja, schwierigen und während der Rallye Dakar zeitweilig verschwundenen, Sohn Margaret Thatchers, hier grandios gespielt von Gillian Anderson.
Wahrnehmungen verändern sich
Freddie Fox, hierzulande den meisten als bisexueller Herzensbrecher aus den queeren Serien Cucumber und Banana bekannt, hatte sich bereits zum Erscheinen der Schwester-Serien in einem interview mit der eher konservativ ausgerichteten Zeitung The Telegraph zu seiner vielleicht fluiden Sexualität geäußert. Damals sagte er der Zeitung: „Ich hatte Freundinnen, aber ich würde nicht sagen ‚Ich bin dieses oder ich bin jenes‘, denn zu irgendeinem Zeitpunkt in meinem Leben, könnte ich mich auf in einen Mann verlieben.“ Er ergänzte, dass Menschen auch bedeutsame Beziehungen haben können, ganz egal welchen Geschlechts sie seien.
Nun hat sich der 31-jährige Londoner in einem weiteren Telegraph-Interview erneut zu LGBTQ*-Themen geäußert. Auch wenn er sich sehr allgemein äußerte, so ist doch eine interessante, wenngleich mit Vorsicht zu lesende Sichtweise auf insbesondere schwule Schauspieler.
„Ich bin sehr interessiert daran, wie sich die Welt verändert und sich Wahrnehmungen verändern“, so Fox in dem Gespräch. Er fuhr fort: „Wenn Sie sich jemanden wie Rupert Everett ansehen, er würde sagen, über seine Sexualität zu reden, hat den Verlauf seiner Karriere absolut verändert.“ Das hat es auf jeden Fall: Everett hat sich 1998 geoutet und seither häufiger gesagt, dass sein Outing seiner Karriere geschadet habe. Everett und Fox traten gemeinsam im Theaterstück The Judas Kiss auf, Everett verkörperte Oscar Wilde (den er auch im Film The Happy Prince spielte), Fox dessen Geliebten Lord Alfred „Bosie“ Douglas.
Gibt es da wirkliche eine Korrelation?
Freddie weiter: „Ich denke in der Lage zu sein, zu sagen, du hast eine eher abgerundete Erfahrung als menschliches Wesen, sei es durch Sexualität, oder was auch immer, wird jetzt als echter Vorteil wahrgenommen.“
„Helden sahen früher immer auf eine bestimmte Art aus und klangen ebenso, wissen Sie, muskulös, weiß und männlich. Jetzt sind Helden gänzlich anders, ob es Geschlecht oder Sexualität, Erscheinung oder Behinderung seien.“
Auch wenn seine Äußerungen durchaus nicht gänzlich von der Hand zu weisen sind, ist es dennoch so, dass nicht-heterosexuelle und dem gewohnten Bild entsprechende Schauspieler*innen es noch immer nicht ganz leicht haben. Ohne Serienschöpfer*innen wie Ryan Murphy und Shonda Rhimes in den USA oder Russell T Davies in Großbritannien, sähe es da für – geoutete – queere Darsteller*innen wohl auch düsterer aus. Heterosexuelle Schauspieler*innen werden durchaus selbstverständlich auf queere Rollen besetzt und umgekehrt hieß es zum Beispiel immerfort, ein „Schwuler“ könne unmöglich James Bond spielen. Außerdem klingt der Kommentar zu Rupert Everett (der auch mal eine nur halb scherzhafte Debatte über einen schwulen Bond anstieß) etwas seltsam. Dass er für sich nach seinem Outing in erster Linie berufliche Nachteile ausgemacht hat, ist kein Geheimnis.
Wir sind auch nicht ganz sicher, ob schwules, lesbisches, queeres, … Sein wirklich einen so großen Einfluss auf die schauspielerischen Fähigkeiten hat, ob da eine Wechselbeziehung existent ist. Obgleich ein erweiterter Erfahrungsschatz nicht schaden dürfte und queere Menschen haben sich in der Mehrheit durchaus verstärkt mit anderen Dingen auseinanderzusetzen, als die breite Masse. Definitiv also etwas, worüber wir nachdenken können.
Love & Peace 💙✌🏽🏳️🌈
Eure queer-reviewer
PS: Hier noch der Trailer zu Cucumber. Bitteschön.
Beitragsbild: © Red Production Company Limited