Zwei Jahre Gefängnis lautet das Urteil für einen italienischen Mann, der einen Auftragsmörder („hitman“) damit beauftragt hatte seinem als Chirurgen erfolgreichen Sohn die Finger zu brechen. Doch der beauftragte Mann erkannte im Laufe seiner Observation, dass der Vater ihm falsche Motive geliefert hatte und wandte sich an dessen Sohn, um ihm über die Pläne des Vaters in Kenntnis zu setzen. Das ist doch schon fast tragisch-schön.
Eine Geschichte mit Vorlauf
Darüber berichtet hatte die italienische Zeitung La Repubblica, die schreibt, dass das ganze bereits im Jahr 2017 seinen Anfang nahm als der 75-jährige homophobe Vater des Turiner Chirurgen Bilder von ihm und einem anderen Mann, einem Schauspieler, sah. Der Vater hatte ebenfalls eine absurde Klage gegen seinen Sohn angestrengt, in der er behauptete, dieser habe ihm ohne seine Erlaubnis die Zähne entfernt, so La Repubblica.
Außerdem habe der Vater bereits Anfang dieses Jahres zwei Männer damit beauftragt, den Partner seines Sohnes zusammenzuschlagen, was gelang und den jungen Mann nach Informationen der Zeitung ins Krankenhaus brachte. Das Paar habe mehrmals die Schlösser ihres Wohnsitzes ausgewechselt und hätte nie mehr ohne Begleitung das Haus verlassen.
Im Mai 2020 beauftragte der Vater dann besagten Auftragskiller und behauptete diesem gegenüber, sein Sohn sei ein Verbrecher und Schläger und ihm müssten die Finger gebrochen werden, 2.500 Euro war er dafür zu zahlen bereit. Der mit der Tat beauftragte Mann folgte dem Sohn und dessen Partner für etwa zwei Wochen. Im Lauf dieser Zeit sei ihm aufgefallen, dass der Vater gelogen haben musste.
Zwar hatte er inzwischen mal die Autoreifen des Sohnes zerstochen, mehr aber auch nicht und er entschloss sich, dem Sohn von den Plänen seines Vaters zu erzählen. Dies führte dann zu einer Anzeige, einem Prozess und nun schließlich der Verurteilung von zwei Jahren für den schwer homophoben und ziemlich drastischen Vater.
Italien braucht Gesetze zum Schutz von LSBTQ*-Personen
Die Bürgermeisterin Turins, Chiara Appendino, verurteilte in einem Brief an das Gericht die Tat aufs Schärfste, der Vater würde nicht die Werte der Stadt repräsentieren. Weiter forderte sie klare Regelungen, bzw. Gesetze in Bezug auf Hassverbrechen: „Wir brauchen sobald als möglich ein Gesetz, das einen eingehenden Kulturwandel unterstützt. Wir brauchen die Weitergabe eines solchen Wandels an die Institutionen, die Schulen, die Familien, jeden Einzelnen. Dieser Hass muss so schnell wie möglich bezwungen werden. Ohne jede Ausnahme.“
Wahre Worte. In Italien gibt es bis heute noch keinerlei Gesetze zu Hasskriminalität in Bezug auf LGBTQ*-Personen. Allerdings durchläuft in jüngster Zeit ein Gesetzesentwurf die gesetzgebenden Instanzen. Es mag also sein, dass dem Appell der Bürgermeisterin bald konkrete Taten folgen können. Dennoch bedarf es natürlich nicht nur Gesetzen, um einen Kulturwandel zu bewirken.
In diesem Sinne: Love & Peace 🌈💚🏳️❤️✌🏽
Eure queer-reviewer
(Quelle: La Repubblica; out.com)