Ein Zeichen der Besserung!?!

Foto im Beitragsbild: Jakub Jankto/Instagram

Der 27-jährige tschechische Nationalspieler und Mittelfeldspieler von Sparta Prag Jakub Jankto hat sich am heutigen Nachmittag als erster aktiver Fußballprofi des 10,5 Millionen Einwohnerlandes als schwul geoutet. In einem kurzen, aufrichtigen, reduzierten und mutigen Video zeigt er sich offen, menschlich und willensstark. Er schließt es mit den deutlichen Worten: „I am homosexual — and I no longer want to hide myself.“

Ein Zeichen in Spitzensport

Beinahe mutet es erstaunlich an, dass wir in diesem Zusammenhang von Mut und Willensstärke reden müssen. Dass die Offenheit und Aufrichtigkeit betont wird. Sollte es nicht längst das Normalste auf der Welt sein, dass ein Mensch sagt: „Hier bin ich. Das bin ich. So ist es gut.“ Sollte es wohl. Ist es aber leider immer noch nicht. Vor allem im Bereich des Sports — explizit und besonders sei erwähnt, dass wir uns hierbei nicht nur auf den Spitzensport beziehen —, wo sich der (Profi-)Fußball nochmals als ein besonders sensibles Feld erweist.

Wenn Jankto davon spricht, dass er sein Leben „in Freiheit, ohne Angst, ohne Vorurteile, ohne Gewalt, aber mit Liebe“ leben wolle, dann klingt es nicht nur wie eine in Anbetracht diverser Krisen zeitgemäße Aussage, sondern leider beinahe auch nach der Bitte, ihm nun nicht sein Leben zur Hölle zu machen. Zwar sprach ihm sein Verein Sparta Prag öffentlich via Twitter volle Unterstützung aus, wie auch der spanische Erstligist FC Getafe, von dem der Spieler ausgeliehen ist, und die britische Premier League, die twitterte „We’re with you, Jakub. Football is for everyone 🏳️‍🌈.“ 

Ein Zeichen für Europa

Allein das Wissen, dass viele Fans es anders sehen werden (auch solche, die weder mit dem Verein noch mit Tschechien etwas zu tun haben); dass diverse Stimmen von Propaganda sprechen werden; dass trotz offenem Zuspruch hinter vorgehaltener Hand an vielen Stellen anders geredet wird; dass Ressentiments und Homofeindlichkeit jeden Bereich durchdringen können; dass sicherlich nicht nur Einzelpersonen plötzlich von einem übersexualisierten Sport und einer Agenda, womöglich Umerziehungsversuchen sprechen werden — allein dieses Wissen mag schon jetzt verstören. Und ja, die Erfahrungswerte der Vergangenheit zeigen, dass wir hier von „Wissen“ reden müssen und nicht von „Vermutung“ zu sprechen brauchen.

Umso wichtiger ist dieses Coming out für den jungen Profifußballer selbst. Ebenso als ein Zeichen an eine europäische Gesellschaft, die sich gern offen gibt, aber ebenso gern zumacht, wenn es um konkretes Leben geht (in der Tat ist Tschechien als ostmitteleuropäisches Land ein ganzes Stück weiter, so kann dort u. a. eine registrierte Lebenspartnerschaft eingegangen werden). Aber auch als Zeichen, dass es wichtig ist zu zeigen, wer mensch ist und ja, auch die eigene Öffentlichkeitswirksamkeit zu nutzen, um Menschsein, Queerness und Liebe in die Welt zu tragen. Gewiss ist nämlich vor allem eines: Die Zeiten ändern sich. Dabei muss dies nicht notwendigerweise im Vorwärtsgang geschehen

JW

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