Mehr Zeit für die Selbstliebe

„Der IDAHOBIT betont auch den Mut von Millionen queerer Menschen auf der ganzen Welt, sich gegen Diskriminierung zu verteidigen, um in Freiheit und in Würde leben und lieben zu können“, erklärt der Beauftragte der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt Sven Lehmann (Bündnis 90/Die Grünen) zum Internationalen Tag gegen LSBTIQ*-Feindlichkeit (IDAHOBIT) an diesem 17. Mai 2023. Anfügen könnten wir, dass dieser Tag auch den Kampf um Selbstakzeptanz und Selbstliebe betont, der aufgrund von Ausgrenzung, Gewalt– und Mobbingerfahrungen und manchem mehr für nicht wenige queere Personen ein aufreibender sein kann. 

Bin ich gut genug?

Diesem Thema nimmt sich der in Russland geborene und in der Ukraine aufgewachsene Sänger, Songwriter und Aktivist MKSM in seinem neuen Song zur Pride Season 2023 „Loving Myself“ an. Dazu heißt es ganz treffend im Pressetext: „Bin ich schön genug? Bin ich gut genug? Bin ich genug? Diese Fragen hat sich wohl jede*r schon mal gestellt.“ Stimmt. 

MKSM // Foto: © Tobias Paul

Auch der Weg des Spätaussiedlers, der als Kind stotterte und der selber allzu lang versuchte irgendwie reinzupassen, war kein leichter. Bis er schließlich feststellte: „I could spend more time on loving myself!“ So wundert es kaum, dass diese Zeile den Chorus des mit einem eingespielten String-Arrangement beginnenden Songs einleitet, der auch bei diesem ernsten Thema Freude bereitet. 

Promis finden sich selbst 

Mit 808-Bass und durchaus solide tönenden Drums sowie Unterstützung durch das älteste LSBTIQ*-Orchester Deutschlands, Concentus Alius, dürften Zeilen wie „I tried to be their perfect guy / Blew myself a kiss goodbye / Faked a smile for a superficial high“ auch auf jedem Dancefloor funktionieren. Die Tanzbarkeit des Tracks, den MKSM als erste Single seiner kommenden, dritten EP wieder mit dem Label Milch Musik von Peter Plate und Ulf Leo Sommer veröffentlicht, beweist auch das Video, welches heute pünktlich zum IDAHOBIT veröffentlicht wurde.

Darin entdecken in vier unterschiedlichen, gut vermittelten Szenarien der Schauspieler, Autor und Moderator Jochen Schropp, die rbb-Moderatorin und Journalistin Sabrina N’Diaye, der Schauspieler und Diversity Aktivist Brix Schaumburg und die Moderatorin und queere Aktivistin Sabine „Bine“ Krutschinna (Princess Charming) sich selbst, nehmen sich an und befreien sich, erkennen, dass es keinen Grund für Scham gibt. Was pathetisch klingen mag, ist wunderbar umgesetzt und dürfte nicht nur die LGBTIQ*-Community ansprechen und in mehrerlei Hinsicht bewegen.

Engagement 24/7 an 365 Tagen

Unterstützt wurde der Song durch den CSD Deutschland e. V., der in diesem Jahr sein 20. Jubiläum begeht. Vorständin Doreen Hoffmann sagt dazu:

„Für queere Menschen ist SELBSTLIEBE überlebenswichtig. Nur wer sich selbst annimmt und sich selbst mit Respekt und Liebe begegnet, hat die nötige Kraft, der leider immer noch häufig queerfeindlichen Umgebung die Stirn zu bieten und für sich, für die Community und für die Liebe einzustehen und den Mut aufzubringen, für all das zu kämpfen. MKSM ist ein Teil dieser Community und ein Teil der CSD-Bewegung. Auch 2023 tritt er auf zahlreichen Christopher Street Days innerhalb und außerhalb Deutschlands auf, um dem Thema SELBSTLIEBE und queerem Leben ein Gesicht zu geben.“ 

Word! Sagen wir da mal. Bei aller Skepsis gegenüber mancher (auch queerer) Künstler*innen, die immer pünktlich zu diversen Tagen wie eben dem IDAHOBIT und erst recht zur Pride Season ihre Liebe zur Community und/oder eigenen Wurzeln wieder entdecken, um mal eben das schnelle Geld zu machen, kann/darf/muss gesagt werden, dass MKSM in der Tat 24/7 an 365 Tagen im Jahr als eine queere Stimme für die Community unterwegs ist. 

Dieser Song fügt sich da ganz wunderbar in sein poppig-engagiertes Œuvre, hat die richtige Message und bringt dazu einiges an Freude mit sich. Die bestenfalls mit Freund*innen und der (Wahl-)Familie geteilt werden kann.

„Loving Myself“-Cover // © Tobias Paul

Selbstredend findet ihr „Loving Myself“ auch in unserer QUEER SOUNDS-Spotify-Playlist — Whoop Whoop! 

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