Alles Muschis

„Fotze!“ brüllt Götz Otto Ulrike Folkerts irgendwann ins Gesicht. Das ist der Moment, in dem er verliert, in diesem Ludwigshafen-Tatort: Das Verhör. Also nicht Götz Otto, aber der von ihm porträtierte Hajo Kessler. Kommissarin Lena Odenthal hat ihn in der Mangel, er möchte bedeutend sein und sie weiß das.

Laut

Umso frustrierender ist es, dass Autor Stefan Dähnert sich einen Spin überlegt hat, um sie drastisch verzweifelt sein zu lassen. Ausweglosigkeit ist natürlich ein Ding. Aber Odenthal ist doch klüger als er. Wieso also muss sie klein gemacht werden?

„Fotze“ // © SWR/Benoît Linder

Worum geht’s? Eine Investmentbankerin wird brutalst getötet. Zuerst wird auf ihren Ex-Mann geschaut. Spoiler-Alert: Er war es nicht. Oder doch so halb. Schnell kommen Odentahl und Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) auf den Soldaten, der auch zu seiner Vorgesetzten Oberstleutnant Angelika Limbach (Katrin Röver) ein schwieriges Verhältnis hat.

Doof

Im Folgenden spielt sich das titelgebende Verhör ab, das, wie erwähnt, lückenhaft ist. Es gibt einen Staatsanwalt, den wir auch jahrelang nicht gesehen haben, der Odenthal vermittelt, dass das alles so nicht ginge. Der Mann ist nicht nur eine Karikatur (die er solide spielt), er hat schlicht Unrecht.

Leuchtender Stern // © SWR/Benoît Linder

Sich in der Form, wie er es tut, in Ermittlungen einzubringen und sie zu manipulieren, ist ein Vergehen. Auch hier: Wir verstehen, dass Autor Dähnert einen Punkt machen wollte. Aber verarscht uns doch nicht. Die Message, dass jedes Leben wert hat, kommt auch mit weniger Mauern rüber.

Ende

Odenthal ist jedenfalls arg gestresst und wir meinen, dass sich hier nach und nach darauf vorbereitet wird, sie gehen zu lassen. Wenn im nächsten Ludwigshafen-Tatort ihre Tante am Start ist, ist das nen Zeichen. Just saying. 

AS

Tatort: Das Verhör läuft am 4. September 2022 um 20:25 Uhr im Ersten, um 21:45 Uhr auf one und ist anschließend für sechs Monate in der ARD-Mediathek verfügbar.

Tatort: Das Verhör; Deutschland 2022; Regie: Esther Wenger; Buch: Stefan Dähnert; Kamera: Cornelia Janssen; Musik: Jens Langbein, Robert Schulte-Hemming; Darsteller*innen: Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Götz Otto, Katrin Röver, Jonathan Müller, Emre Aksizoglu, Max Tidof, Annalena Schmidt, Peter Espeloer, Christine Wilhelmi, Marco Reimers, Lisa Wildmann; Laufzeit ca. 88 Minuten; Eine Produktion des Südwestrundfunks für die ARD

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