Brasilien ist nach den USA das am stärksten vom Coronavirus betroffene Land auf der Welt. Knapp zwei Millionen bestätigte Fälle gab es bis zum 15. Juli, über 74 000 Menschen starben – und niemand kann sagen, wie hoch die Dunkelziffer in den unzähligen Favelas des Landes ist.
Cooler Nandu bietet Bolsonaro die Stirn oder eher den Schnabel
Dazu trägt, so wie in Amerika, auch die teils verantwortungslose Politik des homophoben Präsidenten Jair Bolsonaro bei. Erst hat er die Gefahr des Virus heruntergespielt, dann saß er quasi tatenlos da, während seine Landsleute seit Wochen Massengräber füllen. Jetzt, wo er selbst infiziert ist, gibt er Interviews, nimmt dabei seine Maske unangekündigt ab und bringt die Reporter damit willentlich in Gefahr – sie stehen nun seitens ihrer Sender unter Quarantäne und der brasilianische Journalistenverband hat Anzeige gegen den Präsidenten erstattet. Heute kam die Meldung, dass er nach wie vor infiziert sei.
Ein bisschen Gerechtigkeit scheint es aber dennoch zu geben. Bolsonaro fütterte in seiner Regierungsresidenz nun ein paar Nandus, südamerikanische Laufvögel. Einer davon biss den Präsidenten wohl dabei in den Finger, wie brasilianische Journalisten berichten. Über den Gesundheitszustand von Vogel und Präsident sind, abgesehen von der Corona-Erkrankung von letzterem, jedoch keine weiteren Informationen überliefert. Die Opposition feiert die Handlung des mutigen Vogels dennoch.
Menschrechtslage unter Bolsonaro massiv verschlechtert – auch und besonders bei LGBTIQ*-Rechten
Seit seinem Amtsantritt vor anderthalb Jahren hat sich in Brasilien vieles zum Negativen verändert. Nicht nur die Abholzung des Regenwaldes wurde und wird massiv vorangetrieben und so der Lebensraum vieler exotischer Vögel und anderer Tiere vernichtet. Darüber hinaus ist Bolsonaro offen homo– und transphob und erklärte beispielsweise im vergangenen Sommer, dass Brasilien nicht zum „gay tourism paradise“ verkommen dürfe. Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch hat hier zusammengestellt, wie sich die Menschenrechtslage im ersten Jahr seiner Regentschaft verschlechtert hat. Die aufmerksame Lektüre sei jedem empfohlen und wer weiß, vielleicht hat der übergriffige Nandu sich auch dort informiert 😉.
Ein gelungenes Beispiel, wie LGBTIQ*s und anderweitig gehandicapte Menschen in Brasilien gesehen und dargestellt werden, findet ihr übrigens in dem Film Heute gehe ich allein nach Hause, der heute Abend im rbb läuft. Unsere Besprechung zu dem Film findet ihr hier.
HMS
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