Couple Challenge: Ein neues Format für große Kinder im deutschen Fernsehen

Die TVNOW-Show #Couple Challenge wartet mit actionreichen Challenges, Teams, die kaum unterschiedlicher sein könnten, Drama, Gefühl und ein wenig Fremdscham auf. In der Mischung ist das ziemlich unterhaltsam und sehenswert. Eine Betrachtung der ersten Staffel vor dem Start der zweiten.

Das Reality-TV war schon immer für ein wenig Fremdscham gut. Und ob wir es wollen oder nicht, Quiz- und Gameshows haben uns auch schon immer angezogen. Das Dschungelcamp zeigt, wie gut das in Kombination funktioniert und wieso also nicht ein ähnliches Format mit etwas mehr Spiel- und weniger Ekelfaktor entwerfen? TVNOW hat das gemacht und das zehnteilige Format #Couple Challenge – Das stärkste Team gewinnt gedreht.

Die Teams: Partner und Gegner zugleich

Zur Ausgangslage: Sieben junge Pärchen von B- bis Z-Promis – manche tatsächlich in einer privaten Partnerschaft, andere „nur“ als Freunde oder selbsternannte „Schwestern“ – kämpfen gemeinsam um insgesamt 100 000 Euro. Sie treten vor idyllischer Krater-und-Bergsee-Kulisse im Sauerland in verschiedenen Challenges an, in denen Fehler mit Abzügen bei der Gewinnsumme geahndet werden. Hier müssen sie sowohl gemeinsam in ihren Zweierteams als auch in der gesamten Gruppe funktionieren. Außerdem treten immer wieder zwei Teams in der „Exit-Challenge“ gegeneinander an, von denen das Team, das die Challenge schlechter löst, die Gruppe verlassen muss. Die letzten drei Teams kämpfen im Finale um das verbleibende Preisgeld, das nur ein Team mit nach Hause nehmen darf.

So weit, so einfach. Denn zusätzlich zu den Challenges gibt es noch ein gemeinsames Leben im Camp. Anders als beispielsweise beim Dschungelcamp gibt es wie gesagt keine Ekelprüfungen, in der Regel keine Nahrungsknappheit und man hat mindestens eine Vertrauensperson, mit der man gemeinsam einzieht. Die Mitcampenden wiederum sind gleichzeitig Partner und Gegner. In den regulären Challenges spielt jeder für und mit jedem, denn jeder will natürlich im Finale den Gewinn einheimsen. Aber in der Exit-Challenge – die Camperinnen und Camper wählen die beiden Teams selbst und offen – kämpft jede/r nur für sein/ihr Team, um sein/ihr Überleben.

Beef ist nicht nur zum Grillen da

Das bringt ordentlich Beef ins Camp, denn natürlich will jede/r die anderen zu Höchsttaten animieren und, wie es der menschliche Instinkt auch gerne macht, verurteilt er/sie diejenigen, die mal nicht gespurt haben. Hinzu kommt der soziale Faktor. 14 junge Menschen, alle in ihrer Wahrnehmung aufgehende Sternchen am Trash-TV- oder Influencer-Himmel, haben einen gewissen Geltungsdrang. Das führt über die Zeit zu vielen Meinungsverschiedenheiten und Konfrontationen, zu Gefühlsausbrüchen und Tränen, zu Frust und Aggression, aber auch zu Mitgefühl und Empathie – vielleicht gar Freundschaft. Und dazu, dass zwischendurch mal Reality von ihnen selbst gescriptet werden will – blöd nur, dass TVNOW da nicht mitmacht…

Als Unterhaltungsformat funktioniert das erstaunlich gut. Die Zuschauerinnen und Zuschauer haben viel Gelegenheit, sich mit den einzelnen Charakteren – zumindest den meisten – auseinanderzusetzen, Sym- oder Antipathien zu entwickeln und diese gegebenenfalls nach jeder Folge noch einmal neu zu justieren. Denn die Sympathiepunkte verteilen sich immer wieder neu, wie das Leben im Camp und die Performance bei den Herausforderungen zeigen sollen.

Sehenswert sind natürlich besonders die etwas kritischen Momente: Wo etwas schiefgeht, wo Streit und Zoff in der Luft liegen oder der/die ein/e oder andere Protagonist/in schon einmal übers Ziel hinausschießt. Etwas bedauerlich für das voyeuristische Herz ist, dass der anscheinend heftigste Gefühlsausbruch gar nicht gesendet wurde. Aber, das muss man vielleicht mit dem an diesem Ausbruch nicht unbeteiligten Daniele Negroni sagen: „Das ist deutsches Fernsehen! Da sehen Kinder zu!“ Der Unterhaltungswert der Couple Challenge jedenfalls ist so hoch wie die Zahl der verschlissenen SPD-Vorsitzenden.

Nicht alles ist zuschauerfreundlich gemacht

Ein paar Dinge sind aber dennoch auffällig und ärgerlich: Erstens gibt es keine einführende und begleitende Moderation, die das Konzept des Spiels von Anfang an begleitet. Es gibt zwar eine Stimme aus dem Off, die kommentiert, Situationen einordnet oder von Zeit zu Zeit neue Regeln erläutert. Als Zuschauerin oder Zuschauer würde manchmal aber auch eine gewisse Information vorab oder einfach ein bekanntes, neutrales Gesicht helfen.

Zweitens ist das der Schnitt. Die Folgen gehen meist zwischen 45 und 55 Minuten, einmal auch bedeutend kürzer. Dabei bilden die einzelnen Folgen jedoch nicht jeweils einen Tag ab oder eine Team- und eine Exit-Challenge. Stattdessen schneidet TVNOW die Folgen scheinbar nach dem jeweiligen Gusto zusammen und endet in der Regel mit einem Cliffhanger – was filmisch natürlich gerne Sinn macht, aber manche Cliffhanger sind auch nicht unbedingt optimal gewählt. Um herauszufinden, wie viele Tage die Teams im Camp waren, müssten wir die Serie glatt nochmal gucken und zählen.

Der Cast für Staffel Zwei // V.l.: Marco und Christina, Tim und Maria, Gina und Cedric, Christin und Walentina, Fabio und Marlisa, Valdrina und Valdet, Julian und Isi // © TVNOW / Frank Beer

Drittens: das Ende. Am Ende gibt es keine Siegerehrung oder ähnliches, keine Stimmen vom Set oder den früher ausgeschiedenen Teams. Nur nochmal einen kleinen (und unterhaltsamen) Frustausbruch. Aber sonst nichts. Das ist ein wenig schade, aber macht die Serie deshalb dennoch nicht weniger unterhaltsam.

Alles in allem ist Couple Challenge aber trotz einiger kleinerer Schwächen eine überaus unterhaltsame Sendung, die TVNOW ideal dazu nutzt, neue Reality-„Stars“ an den Start zu bringen oder ein paar anderen eine zweite Verwertung zu geben. Zwei ehemalige Kandidaten aus der Kuppelshow Prince Charming (Dominic und Martin, aka „die Schwestern“) sind ebenso dabei wie zwischenzeitlich drei DSDS-Teilnehmer (Melody und Daniele Negroni) oder zwei zwischenzeitliche Dschungelshow-Sternchen (Christina Dimitriou und Xenia von Sachsen; Daniele war schon vor X Jahren im Dschungel). Die Zuschauerinnen und Zuschauer können mit diesen und einigen weiteren „Stars“ (to be) mitfiebern und erleben fesselnde Unterhaltung gepaart mit Trash-TV und dem dazugehörenden einen oder anderen Gefühlsausbruch.

HMS

PS: In der zweiten Staffel ist u. a. auch Cedric Beidinger dabei, der kürzlich mit Cassy Carrington knutschte. Den sie uns in einem Gespräch als sympathisch beschrieb. Sein übertriebenes muscleflexxing in der ersten CC-Folge lässt uns aber eher genervt sein. We’ll see.

PPS: Ja, wir werden die Veröffentlichungen begleiten und den Verlauf kommentieren. Es kann nicht immer alles nur Politik sein.

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