Pünktlich zum Pride Month geht bei RTL+ das Spin-Off des erfolgreichen, wenn auch zügig in die Jahre gekommenen und doch immer noch recht verlockenden Reality-Formats Prince Charming an den Start. Der Titel, ganz programmatisch: Charming Boys.
Das Konzept ist im Grunde recht simpel und dabei doch frisch: Einige sogenannte All-Stars der vier Prince Charming-Staffeln ziehen nach und nach mit einigen Newcomern in eine wirklich wunderschöne Villa am Strand der thailändischen Insel Koh Samui ein. Insgesamt werden es am Ende 17 Personen gewesen sein. Wieder sind alle (vermeintlich) Single und hungrig auf Flirts unter der Sonne, feine Dates und sicherlich so manches Spiel — wie auch diverse Garstigkeiten.
Neues Spiel, manch alte Gesichter
Ebenso gibt es weiterhin die Gentlemen’s Night, in der Krawatten verteilt werden. Allerdings verteilt hier nicht ein Mann diverse Krawatten. In Charming Boys geht es nämlich darum am Ende ein Couple gefunden zu haben — das übrigens mit 10.000 Euro (gemeinsam?) nach Hause gehen darf. Das bedeutet, dass jeder der Boys in der Villa, der keine Krawatte bekommt und somit nicht Teil eines potenziellen finalen Paares ist, die Villa verlassen muss.
Klingt ggf. erstmal etwas sperrig. Aber wie so oft bei derlei Reality-Shows: Die Regeln erläutern sich meist beim Schauen. Viel wichtiger sind uns Zuschauer*innen doch ohnehin der Austausch der Menschen untereinander, der Wert der schönen Bilder ferner Kulissen. Und bezogen auf diese Sendung(en): Wer techtelmechtelt vielleicht mit wem? Was gibt es an schwulem Gossip? Wer hat womöglich noch eine Rechnung offen? Wer kannte sich zuvor? Und wenn ja, wie deep?
Da mag mensch jetzt denken: Okay, das klingt schon mehr nach Programmbeschwerden als Grimme Preis. Wir meinen: Geben wir den Charming Boys doch erstmal eine Chance. (Siehe dazu auch unser PS.)
„Ahornsirup wär’ doch geil.“
Die erste Folge jedenfalls weiß bestens zu unterhalten, wenn man nicht eine Wiederauflage unter neuer Sonnenkulisse erwartet. Als erstes zieht Aaron, bekannt als ein langer Favorit aus Staffel eins (Prince Nicolas), in die Villa ein. Ebenfalls aus Staffel eins dabei ist Martin, den ihr unter anderem auch mit dem leider aus dem Leben gegangenen Dominic in der Couple Challenge sehen konntet.
Aus der dritten Staffel (Prince Kim) stoßen Jan und Kevin dazu, die so gut lästern wie zicken können. Wenn Kevin es auch als „moderieren bezeichnen“ würde. Aha. Komplettiert werden die in der ersten Folge einziehenden All-Stars von Philippe und Tim aus der vierten Staffel mit Prince Fabian.
Schnell gibt es Wiedersehens- und Kennenlernfreude, ebenso wie erstes, hartes Flirten. So steht ein angetrunkener und horny Martin ganz fix auf Philippe und sieht sie, dank eines Vision Boards, auf gemeinsamer Wellenlänge und vor dem Altar. Zwischen Jan und Kevin passt kein Blatt Papier und letztgenannter will fix eine Allianz schmieden; dafür gibt es zwischen Kevin und Aaron nur Blitze gegenseitiger Sticheleien (angemerkt sei, dass beide mit einem gemeinsamen Bühnenprogramm im Rahmen eines queeren Charity-Events für das Kinder- Jugendhospiz Regebogenland am 24. Juni 2023 auf der auftreten).
„Aaronsirup hab’ ich für euch.“
Aus denen Aaron zumeist als Sieger hervorgeht:
Kevin: „Das ist mit dir wie mit ‘ner Atombombe: Taktisch ganz gut, aber am Ende leiden alle drunter.“
Aaron: „Und du bist wie die Kakerlake: Überlebst die schlimmen Angriffe und keiner findet’s gut.“
Wie wir schon in der etwas seltsamen Show Swipe Match Love (ebenfalls RTL+) sehen konnten: Kevin ist vor allem ein guter „Moderator“, wenn er es mit einem unterlegenen Gegenüber oder einfach einem Confession Room zu tun hat, in dem die Kommentare unwidersprochen bleiben. Sehen wir einmal von den Bildunterschriften ab — die ihn bei Charming Boys wiederum schlagen. Tja… Man ist nur so clever, wie es einem das Vakuum im Kopf gestattet.
Diese sechs Jungs jedenfalls sehen sich schon in kleiner Runde mehr oder minder gemütlich den Abend verbringen. Da tauchen plötzlich die Newcomer der gewollt putzige Pitzi (32, Hamburg), der sympathische Sebastian „Wolle“ (35, Berlin) und der resiliente Rudi (36, Berlin) auf und bringen alles und (fast) alle durcheinander. Los geht es also mit einer Partynacht am und im Pool, dem ersten Kuss und viel, viel Alkohol…
„Magst du keinen Sex?“
…was bei Aaron zu einem Kotz Déjà-vu führt. Und am nächsten Morgen zu Katerstimmung in mehrerlei Hinsicht. Ob es nun um die Stimmung beim Brekkie oder die Auswahl der Einzeldates geht. Das Schöne hier ist aber: die All-Stars dürfen auch „Nein“ zu den Newcomern sagen. Keine Zwangsvereinigung also.
Zu viel mehr soll gar nicht vorweggenommen werden. Was dem RTL hier wirklich gut macht, ist es, die drei Dates im steten Wechsel zu zeigen und so sehr sauber die sehr unterschiedlichen Stimmungen unter den möglichen Charming Couples zu vermitteln. Auch sich schnell zeigende Eifersüchteleien ohne große Zickereien zu zeigen. Stichwort: Martin, Philippe und Sebastian. So scheint die erste Folge auf eine Mischung aus der Prince-Reihe und eben etwas… sagen wir mal, härterem Reality-TV hinzuweisen. Kampf der Prince Stars quasi.
Und den schauen wir uns erstmal gern weiter an.
QR
PS: Zum Ende der Staffel geben wir definitiv ein Fazit ab, ob diese Reihe nun eher Promis unter Palmen oder doch sowas wie ein charmantes, schwules Are You The One? ist.
PPS: Ob Atombomben taktisch nun so gut sind, darüber lässt sich im Übrigen trefflich streiten. (Sind sie nicht.)
PPPS: Newcomer Pitzi-Watch I: „Küssen ist der Key. Über küssen geht alles.“ Hä?
PPPPS: Newcomer Pitzi-Watch II: „Ich bin voll der MILF-Hunter geworden ab der dreißig. Das ist so schlimm — ich kann nicht feiern gehen, ohne dass mich alle heiraten wollen.“ Hä? Hä?
Wir werden ums um wöchentliche Recaps/Betrachtungen zu den einzelnen Folgen bemühen. Sollte doch einmal die Inspiration oder Zeit (u. a. wegen Redaktionsumbau) fehlen, seht es uns bitte nach.
Jeweils donnerstags eine neue Folge Charming Boys auf RTL+
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