Kanalratte

Sex and Drugs and Rock’n’Roll. Dafür und für so manch anderes ist Köln ja bekannt. Und zumindest die ersten beiden dieser Punkte greift der heutige JubliäumsTatort aus der Dommetropole auf (die Kölsche Art des Rock’n’Roll startet dann in knapp drei Wochen um 11:11 Uhr). Sex und Drogen aber ziehen sich durch diesen Fall der beiden Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär).

Blood, sweat and sperm

In Spur des Blutes steigen wir mit den beiden jungen Frauen Kim (Greta Bohacek) und Lara (Charlotte Lorenzen) ein, die sich gerade auf einen Drogentrip begeben. Die hierauf folgende Reise jedoch soll Lara nicht überleben: Die Prostituierte steigt zu einem Freier ins Auto – sauber dokumentiert von Kim – und taucht am nächsten Tag schließlich wieder auf, angeschwemmt an einer Staustufe im Kanal.

Kims (Greta Bohacek) Freundin wurde vor wenigen Tagen ermordert. Jetzt versucht Mike sie etwas auzumuntern und gibt sich spendabel // © WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke

Die Kommissare Ballauf und Schenk – samt Entourage – sind mit einer sehr übel zugerichteten Frauenleiche konfrontiert – wie übrigens die Teams in fast allen Tatorten und Polizeirufen dieser Wochen. Lara wurde vor ihrem Tod schwer missbraucht und gefoltert und Spermaspuren finden die Ermittler gleich von drei Männern „an und in der Leiche“.

Verweigert im Präsidium die Speichelprobe: Freddy Schenk (Dietmar Bär, hinten) beobachtet, dass Pascal Reimann (Joachim Förster) keine DNA-Probe bei der Labor-Mitarbeiterin Anna (Sophie Roeder) abgeben will // © WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke

Nur zwei davon lassen sich aber direkt zuordnen, die dritte hingegen gibt besonders der Kriminaltechnikerin Natalie Förster (Tinka Fürst) ein paar Rätsel auf. Während Ballauf und Schenk im Umfeld der Toten und der beiden bereits ermittelten Spermaproduzenten aktiv sind, macht sich Natalie auf eigene Faust auf die Suche nach dem dritten Erzeuger…

Das doppelte Ermittelchen

Ähnlich wie bei dem Fall vorvergangene Woche, als Charlotte Lindholm und Anaïs Schmitz quasi parallel ermittelten, gibt es also auch hier lange zwei Handlungs- und Ermittlungsstränge, die sich erst einmal nicht wirklich überschneiden, am Ende aber doch irgendwie zusammentreffen. Anders als in Göttingen ist das in Köln aber wirklich äußerst spannend und hält die Erregungskurve bei uns Zuschauerinnen und Zuschauern sehr hoch.

KTU-lerin Natalie Förster (Tinka Fürst) ist mit dem Fahrrad gestürzt – Frank Baumgartner (Josef Hader) will ihr helfen // © WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke

Das liegt einerseits an dem tollen Schauspiel, das sowohl Ballauf und Schenk, aber eben auch die zur heimlichen Hauptdarstellerin mutierende Natalie Förster, hier an den Tag legen. Ballauf und Schenk schnoddrig wie eh und je, aber dabei trotz manch eines Kalauers nicht unfokussiert (gerade Schenk hat einige wunderbare Szenen mit dem von Robert Stadlober herrlich gespielten Möchtegern-Großzuhälter Mike). Und Natalie, die offenbar in Teilen eine eigene Agenda zu verfolgen scheint, wie uns in dem Fall von Regisseurin Tini Tüllmann und den Drehbuchautoren Jan Martin Scharf und Arne Nolting immer wieder klar gemacht wird.

Hier spielt die Musik

Andererseits liegt das aber auch an der szenischen Umsetzung dieses Falls. Die Kameraführung von Ralf Kaechele zeigt uns immer spannende Perspektiven und vor allem die Musik von Reinhold Heil ist für diesen Fall exzellent zusammengestellt. Gerade dadurch wird ein großer Teil der Spannung in diesem zwar komplexen, aber dennoch sehr gut nachvollziehbaren und teils auch witzigen Fall aufgebaut und permanent hochgehalten.

Zuhälter Mike (Robert Stadlober) – wichtig oder Wichtigtuer? // © WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke

Alles in allem erwartet uns an diesem Sonntagabend ein sehr spannender und mitnehmender Tatort: Spur des Blutes, der einen brutalen Mord und dessen neue Wunden zum Anlass nimmt, um manch eine jahrzehntealte Wunde weiter aufzureißen und vielleicht für die Heilung derselben zu sorgen.

HMS

Premiere Tatort – Spur des Blutes im Filmpalast Köln; v. l. n. r. : Alexander Bickel (Leiter Programmbereich Fiktion WDR), Carlos Lobo (Cast), Mar´cus Ammon (Geschäftsführer Content Bavaria Fiction GmbH), Klaus J. Behrendt (Cast), Sonja Goslicki (Produzentin), Götz Bolten (Redaktion WDR), Jan Kruse (Produzent), Tinka Fürst (Cast), Tini Tüllmann (Regisseurin), Arne Nolting (Drehbuch), Jan-Martin Scharf (Drehbuchautor), Ralph Kaechele (Cinematographer) // © WDR/Taimas Ahangari

Tatort: Spur des Blutes läuft am 23. Oktober 2022 um 20:15 Uhr im Ersten und um 21:45 Uhr auf one; anschließend sechs Monate in der ARD-Mediathek verfügbar.

Tatort: Spur des Blutes; Drehbuch: Arne Nolting, Jan Martin Scharf; Regie: Tini Tüllmann; Kamera: Ralf Kaechele ; Musik: Reinhold Heil; Darstellende: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Tinka Fürst, Roland Riebeling, Joe Bausch, Josef Hader, Robert Stadlober, Greta Bohacek, Joachim Foerster, Charlotte Lorenzen, Michael Kind, Doris Plenert; Laufzeit: ca. 89 Minuten; Eine Produktion von Bavaria Fiction (Niederlassung Köln) im Auftrag des WDR für die ARD.

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