Markus Söder für Segnung trans- und homosexueller Menschen

Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder spricht sich im Format Eine Stunde ZEIT mit… der Wochenzeitung DIE ZEIT dafür aus, dass Kirchen die Partnerschaften trans- und homosexueller Menschen segnen, so eine Pressemitteilung der ZEIT Verlagsgruppe

Wörtlich sagte er im Rahmen der Aufzeichnung für Eine Stunde ZEIT mit Markus Söder: „Für mich ist jede Liebe segnenswert.“ Er setze „sehr auf Freiheit” und es solle kein Segen verweigert werden, „weil Liebe ist per se etwas Wunderbares”, fuhr der im Streit um die Kanzlerkandidatur der Union unterlegene Kandidat fort. Gleiches gelte für Adoptionen durch trans- und homosexuelle Paare. Das sind natürlich erstmal nur Worte, wenn auch bedeutsame; sagt ein Ministerpräsident so etwas, bleibt das nicht wirkungslos, zumal von einer der konservativsten Parteien hierzulande.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (re.) im Gespräch mit Mariam Lau und Roman Platter, DIE ZEIT // © Phil Dera für DIE ZEIT

„Deformierung des Gewissens“

Söder tätigte seine Äußerung eine knappe Woche nachdem der amtierende Papst Franziskus am vergangenen Mittwoch zu Journalist*innen sagte, die Ehe sei ein Sakrament und die Kirche habe nicht die Befugnis, dieses zu ändern. Zivilrechtliche Partnerschaften seien da eine Möglichkeit (der Papst verwies auf den zivilen Solidaritätspakt Pacs in Frankreich), aber: „Die Ehe ist die Ehe.“ Und man solle die Kirche bitte nicht zwingen, ihre Wahrheit zu verleugnen (wozu auch, damit hat sie ohnehin schon gut zu tun).

Ebenso nennt der emeritierte Papst Benedikt XVI. in einem neuen Sammelband (La vera Europa, identità e missione, deutsch etwa: „Das wahre Europa. Identität und Mission“) die Einführung der Ehe für alle eine „Deformierung des Gewissens“, was kaum mehr überraschen dürfte (katholisch.de berichtete). Papst Franziskus steuerte zu dem Band ein Vorwort bei. 

Und Bayern bewegt sich doch?!

Da freut es, dass der CSU-Chef sein „totales Schutzversprechen aus[spricht], dass jeder in Bayern seine freie Entfaltung finden“ könne. Nicht nur, weil Joseph Ratzinger, wie Benedikt XVI. mit bürgerlichem Namen heißt, ursprünglich aus Bayern kommt. Sondern auch, weil das von Söder geführte Bundesland beständig darauf beharrt, es brauche keine queeren Stimmen im bayerischen Rundfunkrat, ebensowenig einen Aktionsplan gegen Homo- und Transfeindlichkeit. Vielleicht bewegt er sich hier nun endlich einmal und hilft auch seinem Innenminister Joachim Herrmann dabei, sich zu bewegen.

Wie erwähnt: Womöglich sind es nur Worte (vor allem im Wahlkampf), aber vielleicht lässt er den Worten auch Taten folgen. Ähnlich wie es die Europäische Union nach Ausrufung einer LGBTIQ*-Freiheitszone nun beispielsweise in Bezug auf Ungarn und Polen tut. Dass Liebe jede segnenswert sei, sagte Söder allerdings auch bereits vor gut einem Jahr im ARD-Sommerinterview mit Oliver Köhr

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