Von Monstern und Fröschen

Familie verpflichtet. Zu Leid, Schmerz, Lügen und Unterdrückung. Dies jedenfalls gilt für den Kriminalhauptkommissar Adam Schürk (Daniel Sträßer) und seinen monströs boshaften Vater, den wir bereits in den zwei vorherigen Folgen des Saarbrücker Tatorts kennenlernen mussten, äh durften. Dafür, dass der Der Herr des Waldes mit einem veritablen Cliffhanger endete, beginnt Das Herz der Schlange doch ganz gemütlich: Das nach und nach zusammenwachsende Team sitzt entspannt bis heiter beim Essen.

Eine tot, einer weg

Doch wie das so ist, irgendwas ist immer und mensch isst nimmer: Schürk bekommt eine Nachricht von Vater Roland (wirklich fantastisch in dieser Rolle: Torsten Michaelis), es sei etwas mit Mutter Heide (Gabriela Krestan). Also bricht er, im wörtlichen wie übertragenen Sinne, auf ins Dunkel. Dunkel wurde es auch für Cora Reuters (Joy Maria Bai), so machen sich Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) zum Tatort auf, während Esther Baumann (Brigitte Urhausen) noch weiter essen und vorerst die Rechnung übernehmen darf.

Die Hauptkommissarinnen und Hauptkommissare feiern bei einem Abendessen den Abschluss eines Falls: Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer), Leo Hölzer (Vladimir Burlakov), Adam Schürk ( Daniel Sträßer), Esther Baumann (Brigitte Urhausen) – v.l.n.r. // © SR/Pasquale D’Angiolillo

In der Villa von Reuters finden Hölzer und Heinrich neben der Toten noch einen blutverschmierten Baseballschläger, wohldosiertes Pfefferspray, einen geöffneten Safe, Digga, mit viel Bargeld und einen Schwerverletzten am Boden – den mutmaßlichen Täter. Der allerdings bleibt nicht lange schwerverletzt, sondern ist recht bald recht tot auf recht unnatürliche Weise. Recht verwunderlich ist es, als am kommenden Morgen Adam Schürk nicht bei der Einsatzbesprechung ist.

Showdown zwischen Vater und Sohn

Adam Schürk in der JVA Saarbücken // © SR/Manuela Meyer

Wer die vorherigen zwei Saarbrücken-Tatorte mit dem neuen Team gesehen hat, weiß, dass wenn es um Adams Vater geht, mit allem zu rechnen ist und auch hier erschreckt nicht nur sein neues Hobby – giftige Schlange mit Froschbegleitung – sondern einiges mehr. Schnell wird klar, dass es in Das Herz der Schlange zum Showdown zwischen Vater und Sohn kommen wird. Das führt dazu, dass nach Charlotte Lindholm und Frank Thiel nun Schürks Karriere und Leben auf dem Spiel stehen. Die diesjährigen Tatorte machen ihren Ermittler:innen also ordentlich Druck.

Dieser ist auch hier nahezu durchgehend auf dem Kessel: Der Mordfall entpuppt sich als ziemlich vertrackt, spätestens als eine Überwachungskamera in der Villa der Ermordeten und einige Querverbindungen Beteiligter entdeckt werden. Dass das alles auch wieder irgendwie zur Familie Schürk führt: Nun, wieso nicht? Spannende Unterhaltung darf auch mal einen Haken mehr schlagen.

Spannendes Drama

Und spannend ist dieser Tatort in jedem Fall. Mehr Thriller als Krimi erleben wir hier einen recht isolierten, zwischenzeitlich inhaftierten Adam, der nicht sicher sein kann, ob und welche Anstrengungen sein bester Freund Leo und die ihm gegenüber eher skeptischen Kolleginnen Baumann und Heinrich wohl unternehmen würden, um ihn rauszuboxen. 

Leo Hölzer wirkt beim Verhör auf den Verdächtigen Dennis Weidmann (Adrian Julius Tillmann) ein // © SR/Manuela Meyer

Spannend ist das wieder von Hendrik Hölzemann geschriebene Herz der Schlange auch, da sich besagtes Team noch in einer Phase der Annäherung befindet und hier doch zeigt, dass Zusammenhalt nicht nur ein Wort ist. Das gilt insbesondere für Brigitte Urhausens Esther Baumann, die doch weniger absolut im Urteil ist, als es zuerst scheint. So gibt dieser von der 1989 geborenen Regisseurin Luzie Loose (Schwimmen, Druck, Wir) inszenierte Tatort auch den beiden Kommissarinnen mehr Raum zur Entfaltung, etwas, das sich bereits im Vorgänger andeutete und herzlich willkommen ist.

Da Autor Hölzemann einen roten Faden für das Team zu verfolgen scheint, bleibt uns nur zu wünschen, dass diese vier speziellen Charaktere auch in einem vierten Film wieder für ähnlich viel Spannung und spannungsvolles Drama sorgen, wie in den ersten dreien. Auch wenn Das Herz der Schlange nicht zu Ostern ausgestrahlt wird, darf er dennoch als ein Fest bezeichnet werden.

Esther Baumann, Pia Heinrich und Leo Hölzer auf Verfolgungsjagd durch einen dunklen Kellergang // © SR/Manuela Meyer

AS

Regisseurin Luzie Loose beim „Tatort“-Dreh im Saarland unter Corona-Bedingungen // © SR/Manuela Meyer

Tatort: Das Herz der Schlange läuft am 23. Januar 2022 um 20:15 Uhr im Ersten und um 21:45 Uhr auf one und ist erneut bis zum 27. Juli 2023 in der ARD-Mediathek verfügbar.

Tatort: Das Herz der Schlange; Deutschland 2022; Regie: Luzie Loose; Drehbuch: Hendrik Hölzemann; Musik: Martin Tingvall; Kamera: Anne Bolick; Darsteller:innen: Daniel Sträßer, Vladimir Burlakov, Brigitte Urhausen, Ins Marie Westernströer, Anna Böttcher, Torsten Michaelis, Gabriela Krestan, Michael Rotschopf, Adrian Julius Tillmann, Stephan Bissmeier, Joy Maria Bai, Matthias van den Berg; Laufzeit: ca. 88 Minuten; Eine Produktion der Bavaria Fiction GmbH, Niederlassung Köln, im Auftrag der ARD Degeto und des Saarländischen Rundfunks für die ARD

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