Wer hat mein Ländchen bereist?

Es war einmal ein Moderator, Komiker, Schauspieler und Bestsellerautor. Nachdem er großen Erfolg mit Shows, Sketchen, Filmen und Büchern hatte, zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück und verbrachte sein Leben in Ruhe und Frieden. Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er noch heute glücklich und zufrieden.

Oder aber er sucht sich eine neue sichtbare Herausforderung, denn er ist schließlich Hape Kerkeling. Eine solche Herausforderung scheint er, der in einem Interview mit der Mediengruppe RTL gesagt hat, dass durch die Pandemie der „Hunger auf die Bühne und auf das Fernsehen“ wieder größer geworden sei, gefunden zu haben: Für VOX hat Kerkeling sieben kleine europäische Länder besucht. Heraus kam die Dokumentationsreihe Hape und die 7 Zwergstaaten, deren erste Folge am heutigen Sonntag um 19:10 Uhr ausgestrahlt wird und anschießend bei RTL+ zur Verfügung stehen wird.

Hape Kerkeling vor dem St Agatha’s Tower // © RTL

Malteser – Orden und Gebäck

Kerkeling besucht in seiner ersten Folge das südlichste der sieben Länder, nämlich Malta: „Das ist schöner als auf Instagram!“, sagt er, als er Tod-in-Venedig-Style einfährt, was ein wenig lustig ist, denn im oben erwähnten Interview sagt Hape Kerkeling auch, dass er selber als Person nicht in den sozialen Medien sei und das auch so bleiben werde. Allerdings schaue er auf die Seiten, die Verlage, Sender und Produktionsfirmen für seine Projekte einrichteten.

Zurück zur ersten Folge in Malta: Dort erkundet Hape Kerkeling die überwiegend malerische Gegend, zeigt die schönsten Filmschauplätze von inzwischen mehr als 300 Blockbuster- und Serienproduktionen, oder stimmt auf der maltesischen Insel Gozo gemeinsam mit dem bekanntesten Tenor Maltas, Joseph Calleja, die Arie „Nessun Dorma“ an (ok, Hape stimmt kurz ein, den überwiegenden Gesang übernimmt der Fachmann).

An einem der Drehorte für Game of Thrones (ihr wisst schon, diese Serie mit dem tollen erzählerischen Aufbau, die ihre Zuschauer*innen am Ende ordentlich für dumm verkauft hat…) // © RTL

Er besucht einen einheimischen Klippenspringer, der durch Synchronsprünge mit seiner Hündin viral ging und so weltweit Bekanntheit erlangte. Er erfährt, wie ein ein kulturelles Mosaik aus typisch maltesischer Mode hergestellt wird. Mit der aus Zeitz stammenden Julia bereitet er in einer traditionellen Backstube maltesische Käse-Ftira. Was? Traditionell maltesisch und Zeitz? Nun, Julia ist seit langem mit dem Sprössling der Bäckerei zusammen, auch wenn sie noch auf einen Heiratsantrag (Memo an VOX: nur ein „ts“ 😉) wartet, wobei Hape ein wenig helfen will.

Homo-Ehe und schöne Kleidung

Die Käse-Ftira darf Hape aber nicht probieren,  weil eine vermutlich imaginäre Zuschauerin finde, er würde dann so nuscheln (wir sind nicht sicher, ob wir das witzig oder eher affig-affektiert finden…). Diese, wie auch manch andere Szenen hätte durchaus um ein paar Einstellungen oder weniger gut sitzende Gags gekürzt werden können, aber sei’s drum.

Natürlich dürfen neben vielen Begegnungen auch Landeskunde, Kultur, teilweise kostümierte Informationen zur Geschichte des Landes – O-Ton: „Ab dem 8. Jahrhundert vor Christus ging es auf Malta wie bei Airbnb zu“ – und diverse Fun Facts gibt es auch. Hier verwundert es an einer Stelle, dass er auf die älteste bekannte Tempelanlage der Welt verweist, wir direkt zur klippenspringenden Hündin übergehen ohne auch nur einen Blick auf die Anlage werfen zu dürfen.

Hape Kerkeling mit Julia und ihrem Noch-Nicht-Verlobten // © RTL

Natürlich gibt es auch reichlich schöne Panoramen des Archipels im Mittelmeer. Am erfreulichsten und buntesten ist aber wohl der Besuch beim erfolgreichen Designerpaar Charles und Ron aka Charles & Ron, in dessen Rahmen Kerkeling erstens das Thema Ehe für alle auf Malta abhandelt, die dort wie auch in Deutschland 2017 eingeführt wurde, und zweitens ein Engagement für die nächste Schau auf der New York Fashion Week klarmacht (die improvisierte Darbietung im Atelier bzw. Shop wirkt vor allem genauso: improvisiert aber liebevoll). Und wenn das doch nicht klappen sollte, gucken wir noch einmal Cruella, denn die Modenschauen aus jenem Film haben sich als eines der Highlights entpuppt.

Die Kleinstaaterei geht weiter

In der ersten Folge seiner Reihe, die den Ton der kommenden sechs vorgeben dürfte, verbindet Hape Kerkeling also Information mit Unterhaltung, Fakten und Witz, so wie es die Zuschauerinnen und Zuschauer von ihm gewohnt sein dürften. Das ist im Wesentlichen gutes Infotainment, selbst wenn nicht jeder Gag wirklich zündet, manche sind ähnlich seicht wie beispielsweise das Buch von Christian Busemann. Das ist nicht weiter schlimm, denn Humor ist ja auch keine universelles Produkt und kurzweilig-informativ ist die Malta-Folge allemal.

Hape Kerkeling, noch nicht ganz so unter der Hitze leidend, auf Malta // © RTL

In den nächsten Wochen geht die Kleinstaaterei weiter und es folgen noch sechs weitere Episoden zu anderen europäischen Zwergstaaten: Liechtenstein, dem Vatikanstaat, Monaco, San Marion, Andorra und schließlich zum Abschluss Luxemburg. Zypern hingegen fehlt, selbst wenn das nur so halb als Zwergstaat durchgeht. Wirklich groß ist es aber auch nicht. Egal, falls Hape Kerkeling eine Nachfolgereihe in sieben nicht anerkannten Staaten zu drehen beabsichtigt, kann er zumindest nach Nordzypern fahren.

Eure queer-reviewer

Hape und die 7 Zwergstaaten ab 21.11. sieben Folgen jeweils sonntags (bis auf den 26.12.) um 19:10 auf VOX und anschließend bei RTL+

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