In unserem redaktionellen „PS“ zur Besprechung von Lukas Heinsers Eurovision Song Contest — Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten unseres Autoren Frank Hebenstreit verwiesen wir auf den deutschen ESC-Vorentscheid „Unser Lied für Liverpool“ am späten Freitagabend im Ersten. Den haben wir natürlich gesehen! (Zuvor gab es übrigens die Fastenrende von Kabarettist Maxi Schaffroth beim traditionellen Derblecken auf dem Nockherberg mit anschließendem Singspiel „Gestrandet“ — für politisch und satirisch Interessierte bundesweit sehr sehenswert.)
Abstimmungskonzept die 3759.
Erneut wurde das Abstimmungskonzept für die Vorauswahl verändert. So durften dieses Mal acht scheinbar eher zufällig ausgewählte Länder, gegen die wir beim ESC-Wettkampf antreten werden, zu fünfzig Prozent mitbestimmen, wer für uns fahren wird. Weird! Dachten sich wohl auch mehr als 50 % auf Twitter. Österreich war auch darunter — mit dem Land sind wir beim ESC beinahe schon traditionell verfeindet, die 0 Punkte unserer Nachbarn gelten im Grunde als Gesetz(t).

Spannend war, dass beinahe alle anderen Ländern dem Sänger Will Church und seinem öden „Hold On“ — mit dem wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit beim Eurovision Finale am 13. Mai 2023 auf einem der letzten Plätze gelandet wären — 12 Punkte gaben (am Ende gab es insgesamt 111 Punkte für ihn). Aber das Publikum hatte noch mitzureden. So zog Ikke Hüftgold mit seinem umstrittenen, irgendwie satirisch gemeinten Schlager „Lied mit gutem Text“ erstmal vom letzten auf den ersten Platz (111 Punkte). Malle is’ halt doch das 17. Bundesland.
Schwach schnitt Patty Gurdy, die mit „Melodies of Hope“ auf YouTube krasse Abrufzahlen hatte. Sowohl im Länder- als auch Zuschauer*innenranking — sie kam auf insgesamt nur 56 Punkte. Unser Favorit Lonely Spring landete mit „Misfit“ und 70 Punkten im Mittelfeld; TRONG mit „Dare to be Different“, einer sehr geilen Tanz-Performance und 71 Punkten ebenfalls. Vertreten wird Deutschland in Liverpool nun von Lord Of The Lost mit ihrem Song „Blood and Glitter“, die insgesamt 189 Punkte holen konnten.
Viel Barbara, keine Frida
Sehr bedauerlich war und ist es, dass Frida Gold aufgrund einer Erkrankung von Sängerin Alina Süggeler nicht mit ihrem Track „Alle Frauen In Mir Sind Müde“ teilnehmen konnten. Machen wir uns nichts vor: Das deutsche Publikum hätte sie nie, nie nach Liverpool reisen lassen. Dennoch wäre es fein gewesen, hätte dieser tolle Song und seine wichtige Message zumindest Freitagabend vor 1,98 Millionen Zuschauer*innen stattfinden können.

Barbara Schöneberger, die das ganze quasi naturgemäß moderierte und auch dominierte, entdeckte irgendwann Katja Ebstein im Publikum, was dieser sichtlich unangenehm war. Ansonsten saßen auf der Talk-Couch noch Ilse DeLange, die 2014 den zweiten Platz beim ESC belegte, Moderator und Sänger Florian Silbereisen, ESC-Fan, Model, Schauspieler und Moderator Riccardo Simonetti und immer mal wieder Malik Harris, der vergangenes Jahr in Turin den ersten Platz von hinten belegte.
Apropos vergangenes Jahr: Da gab es ebenfalls von unserem lieben Frank eine längere Auswertung der Auftritte und des Abends. Dieses Mal machen wir das ein wenig anders listen einfach einige unserer (teils um Anmerkungen erweiterte) Tweets zum Abend auf. Viel Freude. Am Ende gibt’s auch eine Antwort auf die in der Überschrift gestellte Halbfrage.


Nun wurde zur Überbrückung der Wartezeit mit allen Kandidat*innen, dem Passauer Silbereisen Florian und der Barbara Schöneberger nochmal so mancher ESC-Kracher der vergangenen Jahre angesungen (nicht der erste Moment, in dem mensch kurz denken konnte, das wäre hier DSDS). Da haben wir nicht getwittert, sondern waren Zähneputzen. Jedenfalls sah das so aus (also das Singen, nicht das Zähneputzen. Das gibt’s nur via OnlyFans):

Die gesamte Show könnt ihr natürlich in der ARD-Mediathek nachschauen (bis 3. Juni 2023). Den Nockherberg ebenfalls.
QR
PS: Derblecken — is’ bairisch und bedeutet so viel wie jemanden auf’s Korn nehmen; sich derb über wen lustig machen; verarschen halt.
PPS: Im Publikum saßen auch Kevin und Sam Dylan von Prince Charming und mittlerweile diversen anderen Reality-TV-Formaten. Sehr mit der Show befasst schienen sie nicht. Sei’s drum.
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