Wer den Pinguin nicht ehrt…

Beitragsbild: Wir sehen einen Eselspinguin im Mondlicht „und wir empfinden tiefe Dankbarkeit, all dies erleben zu dürfen“, schreiben Christoph Kaula und Jessica Winter in ihrem Buch. // © Christoph Kaula/Jessica Winter

Dass Pinguine ganz bemerkenswerte Tiere sind, ist bekannt. Umso mehr Glück hatten die beiden Bachelor-Absolventen und Naturfotograf*innen Christoph Kaula und Jessica Winter, die nach ihrem Biologiestudium einige Monate auf den Falkland-Inseln verbringen durften, um dort die Wasservögel in ihrer natürlichen Umgebung zu studieren.

Die Welt der Pinguine

Ihre Eindrücke haben sie in einem Bildband festgehalten. Die geheime Welt der Pinguine erschien im vergangenen Jahr im Verlag Bastei Lübbe und wir besprechen dieses an Bildern und Informationen überaus reiche Buch, das uns in das Leben dieser Tiere ganz weit im Süden einführt anlässlich des Welt-Pinguin-Tages 2021, der am 25. April stattfindet. 

Guten Tag, Felsenpinguin // © Christoph Kaula/Jessica Winter

Kaula und Winter beschreiben zuerst, wie sie zu diesem spannenden und unerwarteten Forschungsplatz kamen. Sie erläutern kurz ihre Vorbereitungen und die nicht unbeschwerliche Anreise auf die Falkland-Inseln im südlichen Atlantik. Von dort geht es zuerst zu den Königspinguinen, die allerdings nicht Teil der eigentlichen Forschungsarbeit sind.

Diese spielt sich fast ausschließlich auf der etwas abgelegenen Insel New Island ab. Dort aber hausen und brüten verschiedene andere Arten von Pinguinen, die sie nach und nach beschreiben: erst Felsen-, dann Eselspinguine. Als kurzer Einschub dient der Besuch eines auf New Island nur selten vorkommenden Goldschopfpinguin. Und schließlich gibt es einen Abschnitt zu den schwarz-weißen Magellanpinguinen. Andere, wie beispielsweise Adelie- oder Kaiserpinguine, sind auf New Island nicht heimisch und daher nicht Teil des Buchs. Aber hierfür gab es anlässlich des diesjährigen Earth Day jüngst die spannende Dokumentation Antarktika auf arte zu sehen, die dort noch für einige Zeit in der Mediathek verfügbar ist.

Pinguinforschung im Mittelpunkt

Christoph Kaula und Jessica Winter behandeln in ihren Texten ganz unterschiedliche Aspekte. Es geht um das Lebens- und Brutverhalten der Pinguine und auch, wie sich die verschiedenen Arten hierin unterscheiden. Anhand von Stuhlproben analysieren sie die Ernährung der flugunfähigen Vögel oder leisten zumindest die Feldarbeit, die eine weitergehende Analyse, wie sie Forscher wie Klemens Pütz in seinem Buch Unverfrorene Freunde in aller Ausführlichkeit beschreiben, erst ermöglichen.

Königspinguine im Strandsturm // © Christoph Kaula/Jessica Winter

Dies verweben die beiden geschickt mit ihren persönlichen Erlebnissen und Empfindungen. Kaula und Winter beschreiben die Situationen, in denen sie die Pinguine aufsuchen – Wind und Wetter nicht ausgeschlossen – eine Nachtobservation oder einfach nur das Gefühl, wie es ist, ein oder zwei Pinguinküken auf dem Schoß zu haben, während der oder die andere die Proben aus dem Nest sammelt.

Die Bilder sind der eigentliche Schatz

Und dennoch ist Die geheime Welt der Pinguine alles andere als textlastig, ganz im Gegenteil. Die Texte sind sehr informativ aufbereitet, aber ergänzen nur den eigentlichen Schatz dieses Buchs: die vielen, vielen Bilder von Pinguinen in ihrem natürlichen Habitat. Ob es Felsenpinguine in einem Felskessel sind, Königspinguine am sandverwehten Strand oder Eselspinguine im Wasser – Kaula und Winter haben unfassbar viele tolle Bilder und Motive von Pinguinen in diesem Band zusammengeführt, die einfach schön anzusehen sind. Leider gibt es zwar keine offensichtlich schwulen Pinguine, aber was soll’s – vermuten wir einfach mal, irgendwo zwischen denen lebt ein Happy-Gay-Couple wie dieses aus Australien.

Manches Küken findet sich in widrigen Umständen wieder. Oder auch: Grumpy Cat kann einpacken 😉 // © Christoph Kaula/Jessica Winter

Manche bringen einen dabei zum Schmunzeln, andere aber auch zum Nachdenken. Denn wie so vielen Vögeln, geht es auch den Pinguinen nicht ausschließlich gut. Viele, vor allem Küken, sterben an Unterernährung, weil ihre Eltern nicht genug Fisch, Krill und andere Nahrung besorgen können oder dafür zu weit schwimmen müssen. Auch wenn das Leid nicht allzu oft in den Bildern festgehalten ist, die textlichen Erläuterungen tun ihr Übriges. Nicht zu Unrecht also ist Christoph Kaula 2020 zum European Nature Photographer of the Year gekürt worden.

Reise, Wissen und Appell sehr anschaulich verbunden

Mit Die geheime Welt der Pinguine verbinden Christoph Kaula und Jessica Winter somit einige Aspekte ganz wundervoll: Erstens liefern sie einen schönen Reisebericht ab, der Wissen und Bilder sehr schön und anschaulich für einen verhältnismäßig niedrigen Preis verbindet. Zweitens erfahren wir mehr über verschiedene Arten von Pinguinen – zwar sind sie nicht so sehr auf die wissenschaftliche Forschung ausgerichtet, wie der bereits erwähnte Klemens Pütz es ist, aber das ist auch nicht ihr Anspruch. Der ist es, über ihre Arbeit mit den Pinguinen zu berichten und das schaffen sie ganz wunderbar, auch dank der vielen beeindruckenden Bilder.

Solch faszinierende Bilder findet man nicht in jedem Bildband // © Christoph Kaula/Jessica Winter

Und drittens machen sie auf die Probleme und Gefahren für Pinguine aufmerksam. So wie viele andere Pflanzen und Tiere, sind auch Pinguine gefährdet und zwar vor allem durch menschliches Handeln. David Attenborough wies in einer Dokumentation über sein Leben darauf hin, aber auch viele andere wie Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble jüngst in seinem neuen Buch: Der durch den Menschen verursachte Verlust der Artenvielfalt und der Biodiversität ist eine große Gefahr für unseren Planeten und unsere Existenz. Und auch wenn es nicht der Hauptpunkt von Die geheime Welt der Pinguine ist, Kaula und Winter weisen in ihrem Nachwort auf die Gefahren durch Überfischung und menschliche Überbeanspruchung der Natur hin.

Eselspinguine im Wasser – sie müssen leider immer weiter schwimmen, um Nahrung für die Jungtiere zu finden // © Christoph Kaula/Jessica Winter

Allein dafür ist das Buch auf jeden Fall lesenswert. Und zwar nicht nur für Kinder und Jugendliche, für die das Buch aufgrund der einfachen, wenn auch alles andere als anspruchslosen Sprache bestens geeignet ist, sondern auch für alle Erwachsenen, die sich für Pinguine interessieren oder interessieren sollten. Zum Welt-Pinguin-Tag am Sonntag, aber auch weit darüber hinaus ist der Bildband von Christoph Kaula und Jessica Winter ein Buch, das wirklich toll über Pinguine und ihre Eigenarten informiert und dies mit sehr vielen, sehr hübschen Bildern verknüpft.

HMS

Einen Blick ins Buch gibt es hier.

Christoph Kaula und Jessica Winter: Die geheime Welt der Pinguine; 160 Seiten; zahlreiche Abbildungen; Hardcover; Empfehlung ab 3 Jahren; ISBN: 978-3-431-05008-0; Bastei Lübbe Verlag; 18,00 €

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