„anon“ und ganz offen

„I do a little blasphemy as a treat / I kiss a little ass then I take a seat / I better black it out, better press delete, press delete / Gonna white it out, going blank sheet“ 

Aus „anon“, geschrieben von Dorian Electra, Clarence Clarity, Jamie Reynolds, Weston Allen and AJ Simon

Diese Zeilen hören wir in Dorian Electras neuer Single „anon“, die mit einer Mischung aus verzerrten Vocals und Gitarrenriffs von den Absurditäten sozialer Medien erzählt, von obsessivem Gossip, endlosen Gerüchten und anonymen Messageboards. Zugleich gibt „anon“ einen weiteren Eindruck davon, wie das neue, nach Flamboyant und dem wunderbaren My Agenda (bester Track: „Give Great Thanks“, wie auch der titelgebende Song „My Agenda“ feat. Village People und Pussy Riot) mittlerweile dritte Album von Popfuturist*in Dorian Electra, Fanfare, werden dürfte. Angekündigt ist es für den 6. Oktober 2023.

Wer im Video von Dorian und their Creative Partner Weston Allen genau hinschaut, entdeckt das Wort „Fanfare“ bereits. Das wirklich ansehnliche Musikvideo zeigt die Auswüchse der sogenannten „Stan Culture“ (einem von Eminem geprägten Begriff, der „Stalker“ und „Fan“ verbindet) und wie diese in jedem Augenblick dafür sorgen kann, dass ein*en etwa anonyme Profile aufzubauen oder runterzuziehen imstande sind.

Das scheint nur passend, soll Fanfare doch parasoziale Beziehungen in den Blick nehmen: Von den Ansprüchen, die wir gegenüber öffentlichen Personen verspüren, bis hin zu echter Besessenheit sowie Idolisierung und Popkultur als moderne Form der Mythologie. Auf dem Album sollen so die Grenzen zwischen Liebe und Hass, Fandom und Kontrolle verschwimmen, während Electra – wie gewohnt – zugleich Narrative der heteronormativen, binären Gesellschaft umkehrt und neu schreibt.

Episch, schillernd und wandelbar

Am neuen Album Electras, 1992 in Houston, Texas, geboren, von den Eltern nach Dorian Gray benannt (womit der Rest wohl in die Wiege gelegt war, irgendwie), genderfluid, queer und jüdisch, mitgearbeitet haben teilweise diverse langzeitige Weggefährt*innen wie Clarence Clarity, Casey MQ, Count Baldor und Jamie Reynolds von den Klaxons. Dorian Electra selbst hat in der Vergangenheit etwa schon mit Lady Gaga („Replay“) oder Charli XCX („Femmebot“) kollaboriert.

„I pump a little iron just to get a grip / Gonna get shred, gonna let ‘er rip / Dead pixels buried deep, deep in the crypt / Gonna dig it up, gonna go script flip“

Aus „anon“, geschrieben von Dorian Electra, Clarence Clarity, Jamie Reynolds, Weston Allen and AJ Simons

Nach „Sodom & Gomorrah“ und „Freak Mode“ ist „anon“ die dritte Single, die von der Fanfare kündet und auch wenn wir noch ein wenig – weniger regnerischenSommer haben wollen und Sonne derzeit gut gebrauchen können, könnten wir den 6. Oktober kaum mehr erwarten. Wir jedenfalls sind gespannt, wie Dorian Electra sich wohl einmal mehr als wandelbare*n und vorwärtsgewandte*n Musiker*in, Visual Artist, Glam-Fashionista präsentieren wird. Wir erwarten zumindest die geschätzten schillernd-vulgären Symphonien aus Pop, Metal, epischem Barock, EDM, Jazz und Klassik, wie wir sie von den ersten zwei Alben und Non-Album-Singles kennen.

Selbstredend findet ihr „anon“ auch in unserer QUEER SOUNDS-Spotify-Playlist — Whoop Whoop! 

QR/PM

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