Das Leben(sende) ist ein Spiel

Beitragsbild: Es gibt viel zu besprechen: Jan Pawlak (Rick Okon), Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) und Peter Faber (Jörg Hartmann, r) gönnen sich ein (letztes?) Feierabendbier. Und irgendwie ist das auch ein Symboldbild für den Dortmunder Tatort. // © WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost

Seit geraumer Zeit sind die Tatorte von Abschied geprägt – mal gut gemachten, mal eher weniger gut. Und es dürften noch einige anstehen. An diesem Sonntag verabschiedet sich Rick Okon aka Jan Pawlak aus Dortmund. Gerade die Truppe um die Kommissar*innen Peter Faber (Jörg Hartmann) und Rosa Herzog (hach: Stefanie Reinsperger) schrumpft kontinuierlich. Vor Herzogs Zeit hat sich Aylin Tezels Figur Nora Dalay verabschiedet (hier kam Rosa Herzog als Nachfolgerin ins Spiel), etwa zwei Jahre spärter Anna Schudts famose Figur Martina Bönisch.

Adieu, again

Nun ist ein jeder Tatort ein Abschied, schließlich geht es um Mord. Viele der Verluste wirken natürlich dennoch auf andere Weise nach und verändern ganz klar die Struktur der ermittelnden Teams. So wird es sicherlich auch hier sein. Im Tatort: Cash steht lange Zeit zu befürchten, dass Jan Pawlak sich nach all den (kaum) zu ertragenden Schicksalsschlägen, zu einem spiel- und trunksüchtigen Mann entwickelt hat – und ihn ein ähnliches Schicksal wie Bönisch ereilen könnte (oder zuletzt… ach lassen wird das).

Typisch Faber: Imm der das richtige Argument am Start // © WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost

Wer die Dortmunder schon länger verfolgt und sieht, dass auch hier wieder Jürgen Werner das Drehbuch verfasst hat (Regie Sebastian Ko), wird sich denken können, dass es mindestens zwei bis drei Lagen gibt, die hinter der begonnen Erzählung stattfinden. Was wir hier vor allem sehen, sind persönliche Geschichten: Pawlaks vermeintlicher (?) Abstieg, Fabers Wiedereinstieg in den Dienst (inklusive Wiederbegegnung mit Sebastian Haller) sowie Herzogs möglichem Aufstieg zur Leiterin der Mordkommission.

Hello, again

Dadurch tritt der eigentliche Fall – der im Grunde zwei sind und den prächtigen Antagonisten Tarim Abakay (Adrian Can) zurück ins Spiel bringt – jedoch nicht in den Hintergrund. Wir erwähnten ja bereits, dass Jürgen Werner es immer sehr gut fertig bringt, die horizontale Erzählweise mit der episodischen zu verbinden. Dies ist auch bei Cash wieder so.

Na, wen haben wir denn da?! Kommissiar Peter Faber (Jörg Hartmann) ist überzeugt, dass es in dem Sport-Wettbüro von Tarim Abakay (Adrian Can, r) nicht mit rechten Dingen zugeht // © WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost

Die Ermittlungen im Umfeld von Wettbüros, Hehlerei, Unterschlagung und Co. fügen sich wunderbar in den persönlichen Kontext des Ermittlerteams (und erlauben trotz aller Abschiedsschmerzen und dem grundsätzlich eher düsteren Dortmund-Ton auch manche Schmunzelei). Am Ende des durchweg gut gespielten Tatorts gibt es gar noch eine nette Pointe, die klar macht – es wird nicht einfacher auf den Fluren der Mordkommission. Wir sind gespannt!

AS

PS: Zum Fall hier übrigens so wenig, da der Tatort: Cash in der Tat am besten funktioniert, je weniger mensch vorher weiß.

Ein letzter Blick zurück: Rick Okon als Jan Pawlak // © WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost

PPS: Aber hier mal Rick Okons letzte Worte: „Nach 13 Dortmunder Tatorten heißt es für mich, Abschied zu nehmen. Ich möchte mich beim WDR, den Produktionsfirmen und meinen tollen Kolleginnen und Kollegen für diese wunderbare Zeit aufrichtig bedanken. Der Ausstieg fällt mir nicht leicht, denn der ‚PAWLAK‘ ist mir sehr ans Herz gewachsen und hat mich die letzten sechs Jahre intensiv begleitet. Aber für mich ist nun der Zeitpunkt gekommen, neue Wege zu gehen. Vielen Dank euch allen und besonderen Dank an euch Zuschauerinnen und Zuschauer! Es war mir ein Fest.“

Teambesprechung für Angespannte auf dem Flur: Die kommissarische Leiterin der Mordkommission Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) mit ihren Kollegen Peter Faber (Jörg Hartmann, links) und Jan Pawlak (Rick Okon, rechts) // © WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost

Tatort: Cash ist am Sonntag, 18. Februar 2024, um 20:15 Uhr im Ersten und um 21:45 Uhr auf one zu sehen; anschließend für zwölf Monate in der ARD-Mediathek verfügbar.

Tatort: Cash; Regie: Sebastian Ko, Drehbuch: Jürgen Werner; Bidlgestaltung: Andreas Köhler; Musik: Olaf Didolff; Darsteller*innen: Jörg Hartmann, Stefanie Reinsperger, Rick Okon, Moritz Führmann, Tilman Strauß, Sybille Schedwill, Alessija Lause, Jana Giesel, Angelika Bartsch, Sahin Eryilmaz, Adrian Can, Neshe Demir, Katharina Hintzen, Slavko Popadić, u. v. m.; Eine Produktion von Bavaria Fiction (Niederlassung Köln) im Auftrag des WDR.

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