…gepflegt unter die Erde. Oder wie ging dieses Sprichwort noch gleich?! Ach, egal. Schließlich handelt es sich gleich um den Tatort aus Münster – wer nimmt‘s da schon so genau? Außer der Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers). Am Ende hört auf den aber auch keiner mehr.
Ist dieses Mal tatsächlich so. Steht in diesem Tatort: Unter Gärtnern doch Silke „Alberich“ Haller (ChrisTine Urspruch) im Fokus des Geschehens. Und Schrebergärten. Insofern dürfte sich mindestens halb Deutschland mit dem Fall identifizieren können. Ist eine idyllische Kleingartenanlage tatsächlich ein Tatort? Oder hat hier eine ältere Dame auf ganz natürlichem Weg das Zeitliche gesegnet? Hauptkommissar Thiel (Axel Prahl) und Professor Boerne scheinen überqualifiziert: Die tote Sabine Schmidt (klasse: Sibylle Canonica) ist äußerlich völlig unversehrt, sie war bei allen beliebt, die Anlage strahlt eine harmlose Gemütlichkeit aus. Doch wie kam es zu den beiden toten Eichhörnchen direkt neben ihr, die anscheinend zeitgleich verstorben sind?
Thiel findet nicht nur das merkwürdig, auch die anderen Pächter der Anlage scheinen etwas zu verbergen. Und so nimmt er sich gemeinsam mit seinem Assistenten Mirko Schrader (Björn Meyer) unter anderem Sabines spröden Nachbarn Klaus Karger (Tobias van Dieken) zur Brust, der eine ganz besondere Beziehung zu seiner Parzelle hat. Dazu zeigt der Historiker Ulrich Winer (Hans Uwe Bauer) auffälliges Interesse an Thiels Ermittlungen, während seine Frau Vera (Almut Zilcher) das alles für Zeitverschwendung hält. Während Boerne versucht die Todesursache herauszufinden, begibt sich die pflanzenkundige Frau Haller auf eigene Pfade…
Auch mal Frauen ranlassen
Regisseurin Brigitte Maria Bertele hat uns schon mal mit ins Grüne genommen, in ihrem Tatort: Rhythm and Love, der neben Alpakas und August Wittgenstein (*schleck*) nicht viel zu bieten hatte. Das ist hier anders, unterhält Tatort: Unter Gärtnern doch durchweg und baut bei allem – nicht scheu gestreuten – Schalk auch einige Spannung auf. Das Drehbuch von Regine Bielefeldt (u. a. Tatort: Magic Mom) versteht den Wechsel von Witz zu Ernst, Herz zu Härte, Gut und Böse.
Mit der Verstorbenen Sabine Schmidt hat sie zudem eine erstaunlich vielschichtige Figur geschaffen, die wir in Rückblenden kennenlernen und die sich allem widersetzt, was mensch über „ältere Frauen“ denken mag. Es ist schön, dass in dem gern mal eher dezent prollhaften Münsteraner Tatort mehr und mehr starke Frauenfiguren auftauchen – mit Frau Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) ist natürlich neben Haller immer eine Frau gesetzt. Aber in den Episodenrollen ist‘s in Münster doch manches Mal einseitig und nicht zuletzt ist Boerne ein misogynes Arschloch.
In sehr frühen Folgen sah das übrigens mal dezent anders aus, da wurde noch sehr um seine Figur herumgeschrieben und starke Persönlichkeiten waren greifbarer. In diesem Zusammenhang seien beispielsweise die Folgen Tatort: Das Wunder von Wolbeck (mit Lena Beckmann) und Tatort: Hinkebein (mit einer starken Tanja Schleiff) empfohlen.
Leichte Kost. Dankeschön
Zurück zu diesem Fall. Viel gibt es allerdings kaum mehr zu sagen. Der Fall ist wie erwähnt so spaßig wie spannend, kurzweilig und wer sich für Botanik interessiert, kann sogar was lernen. Um die Eichhörnchen tut‘s mir natürlich leid, wenn deren Obduktion auch zum Witzigsten gehört, das ich seit geraumer Zeit gesehen habe.
Ein lohnenswerter Tatort, der nach viel Düsternis, Abschieden und Veränderungen der letzten Tatort-Wochen mal einfach ein wenig seichte Freude bereitet (wenn es am Schluss auch sehr… abstrus wird). Muss auch mal sein. Zumal es nach kommender Woche (da gibt es mal wieder einen Polizeiruf aus Frankfurt an der Oder) wieder eher düster wird. Bremen, München, … Aber das lest ihr alles an den jeweiligen Sonntagen.
AS
PS: Geschaut mit einem Bekannten, der auch reichlich Spaß hatte. Nicht nur, weil wir die ganze Zeit halbnackt waren.
PPS: Ich mag Schraderchen mehr und mehr.
Tatort: Unter Gärtnern ist am Sonntag, 17. März 2024, um 20:15 Uhr im Ersten und um 21:45 Uhr auf one zu sehen; anschließend für zwölf Monate in der ARD-Mediathek verfügbar.
Tatort: Unter Gärtnern; Deuschland 2024; Regie: Brigitte Maria Bertele; Drehbuch: Regine Bielefeldt; Bildgestaltung: Mathias Prause; Musik: Christian Biegai, Kerim König; Darsteller*innen: Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Detleve Buck, ChrisTine Ursprch, Mechthild Großmann, Björn Meyer, Sibylle Canonica, Hans Uwe Bauer, Almut Zilcher, Tobias van Dieken, Iman Tekle, Arne Löber, Margarita Breitkreiz; Eine Produktion der Bavaria Fiction (Niederlassung Köln) im Auftrag des WDR.
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