Fahrverbote waren zuletzt in aller oder zumindest in vieler Munde. Der Bundesverkehrsminister hat jüngst hinsichtlich des Klimaschutzes mit ihnen gedroht. Das konnte mit dem aufgeweichten Klimaschutzgesetz in der vergangenen Woche nun abgewendet werden. Fahrverbote drohen also erst einmal nicht.
Egal, das soll an dieser Stelle nicht interessieren, denn dort, wo im Kölner Tatort: Diesmal ist es anders die Leiche eines Mannes aufgefunden wird, herrscht kaum Verkehr und somit kein Bedarf für ein Fahrverbot. Überfahren wurde er trotzdem und mangels Durchgangsverkehr deutet somit alles auf eine vorsätzliche Tötung hin.
Atemlos
Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) vermuten schnell, dass es sich hier um den Ort einer Übergabe von Löse- oder Erpressungsgeld gehandelt haben muss. Die Ermittlungen führen relativ schnell in das Umfeld der früheren Schlagersängerin Mariella Rosanelli (Leslie Malton). Und dass zu diesem Umfeld auch Ballaufs neue Freundin Nicola Koch (fantastisch: Jenny Schily) gehört, verleiht dem Fall oder vielmehr den Ermittlungen eine besondere Brisanz.
Für Ballauf nämlich, den ewigen Junggesellen, ist das mit Nicola anders als bisherige Beziehungen. Der „Streuner“, wie Schenk ihn nur dezent ironisch nennt, scheint oder meint in der Chefredakteurin eines kleinen Kölner Stadtmagazins, die Eine gefunden zu haben. Dass ihr Magazin jedoch so etwas wie das Sprachrohr der früheren Schlagersängerin und heutigen Vorsitzenden des Vereins Kids4Care, der sich um benachteiligte Kinder kümmert, ist, lässt nicht nur Schenk, sondern auch Ballauf stutzig werden.
Die Fesseln der Liebe
Was anfangs verhalten beginnt – Ballauf und seine neue Beziehung stehen zu Beginn sehr im Fokus –, entwickelt sich relativ schnell zu einer einigermaßen fesselnden Geschichte von Regisseur Torsten C. Fischer und Drehbuchtautor Wolfgang Stauch. Gerade die anfangs häufiger genutzte Gedankenwiedergabe Ballaufs lässt zu Beginn wenig Gutes vermuten, aber zum Glück wird dieses Mittel später eher in homöopathischen Dosen und sehr gezielt eingesetzt.
Der Fall selbst entwickelt sich aber recht dynamisch, schlägt auch die eine oder andere Harke, führt aber relativ stringent auf ein mehr oder weniger tragisches Ende hin. Das ist zwar eher mehr als weniger erwartbar, aber gut, Schnaps bleibt eben Schnaps und Krimi bleibt eben Krimi. Ähnlich wie beim aktuell in den Kinos laufenden Kriegsdrama Civil War gibt es aber auch hier zwischen aller Tragik und Ernsthaftigkeit immer wieder schlagfertige Dialoge und humorvolle Szenen.
Ballauf statt Ballermann
Die schauspielerische Leistung der Haupt- und Nebenakteure ist wie von den Kölner Fällen gut und überzeugend. Sowohl Behrend als auch Bär haben Routine in ihren Charakteren, was auch für ihre Kollegen Tinka Fürst (Natalie Förster) als auch Roland Riebeling (Norbert Jütte) gilt. Auch das hier einmal rein weibliche Trio der Verdächtigen (Malton, Schily und Katja Hutko als Rosanellis Assistentin und Ziehtochter Larissa Krüger) liefert eine sehr solide Leistung ab.
Die Auswahl des unmittelbar nach Beginn auch im Fall auftauchenden Namens irritiert allerdings ein wenig, denn jenseits der persönlichen und diese Folge bestimmenden Liebelei um Ballauf scheint kaum etwas diesmal anders zu sein. Der Tatort: Diesmal ist es anders ist eigentlich recht gewöhnlich und liefert die Qualität ab, die wir von vielen Kölner Fällen gewohnt sind. Für den Sonntagabend ist somit Unterhaltung garantiert.
HMS
Tatort: Diesmal ist es anders ist am 28. April 2024 um 20:15 Uhr im Ersten, um 21:45 Uhr auf one und anschließend in der ARD-Mediathek zu sehen.
Tatort: Diesmal ist es anders; Deutschland 2024; Regie: Torsten C. Fischer; Buch: Wolfgang Stauch; Bildgestaltung: Holly Fink; Musik: Raffael Seyfried; Darsteller*innen: Dietmar Bär, Klaus J. Behrendt, Roland Riebeling, Joe Bausch, Tinka Fürst, Juliane Köhler, Jenny Schily, Leslie Malton, Katja Hutko, Brigitte Zeh, Annina Hellenthal, u. v. m.; Eine Produktion der Bavaria Fiction (Niederlassung Köln) im Auftrag des WDR
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