Friedrich Merz dreht die Zeit zurück und schuld sind die „Anderen“

Da ist sie wieder: eine – vermeintliche – Diskussion über Meinungsfreiheit. Und wieder spielt bornierte Rückständigkeit gepaart mit einem „War-was“-Hände-in-die-Luft-werfen der betreffenden Person zusammen. Ach so, Sekunde, es geht gerade um Friedrich Merz, nicht J.K. Rowling. Zu der haben wir natürlich auch eine Meinung, heute aber mal die zu Herrn Merz’ letzter Einlassung über Homosexuelle

Denn Herr Merz hat mal wieder etwas gesagt, das seltsam klingt, aber gar nicht so gemeint gewesen sein soll. Auf die Frage in einem Interview, wie er denn zu einem homosexuellen Bundeskanzler stünde, antwortete Merz, er habe da keine Vorbehalte, fügte aber auf Nachfrage folgenden Satz hinzu: „Solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft – an der Stelle ist für mich allerdings eine absolute Grenze erreicht – ist das kein Thema für die öffentliche Diskussion.“ 

Tja, mal abgesehen davon, dass sich an Friedrich Merz’ Weltbild nichts geändert hat und er das nur mit vermeintlicher Liberalität kaschiert, wird jetzt darüber diskutiert, dass viele Medien sich, vor allem aber „wir“ Homos und Queers, darüber viel zu sehr aufregen. Dass hier mal wieder zu heiß gekocht wird.

Uhm, nö. Erstens: Der gute Mann möchte gern, mal wieder, CDU-Vorsitzender und ebenfalls, mal wieder, Bundeskanzler werden. Da darf man derlei Aussagen schon mal auf die Goldwaage legen. 

Zweitens: Der Herr Merz ist kein blöder Mann. Ja, man darf ihn sogar als einen Mann bezeichnen, der seine Worte sorgsam abwägt und sich recht genau überlegt was er wann sagt. Somit kann diese nachgeschobene Aussage genau als das verstanden werden, was sie ist: eine kaum verhohlene, nur einigermaßen eloquent verpackte, Stellungnahme seiner Sicht auf und Abneigung gegenüber Homosexualität. Ebenso dürfte es zu seinem Kalkül gehört haben, dass er damit mal wieder in der Presse landet, sich dazu noch schützend über Kinder beugen und den konservativen Kräften in der CDU erneut vermitteln kann: Ich bin euer guter Mann! Das obligatorische „Man wollte mich da missverstehen“ ist eben notwendige Phrase für schrille Minderheiten und sich anbiedernde Pressefuzzis; wahre Merz-Fans werden schon wissen, was sie zu verstehen haben, zusätzlich sprach er noch von einem „bösartig konstruierten Zusammenhang.“

Ein Freund sagte, wenn das geplant gewesen sein sollte, wäre das seiner doch nicht würdig. Doch, das wäre und das ist es. Wenn man unbedingt etwas will, dann ist die eigene Würde hin und wieder nachrangig. Vor allem, wenn man seine vermeintliche Klientel so bedienen und sein Gesicht in der Presse sehen kann.

Sein Kalkül ist perfide. Wie er Teile der Gesellschaft gegeneinander auszuspielen bemüht ist, ist widerlich. Wie er sich liberal gibt, dabei allerdings eher reaktionär ist, ist so verlogen wie gefährlich. Ob wir die Zeit um etwa 20 bis 40 Jahre zurückgedreht sehen wollen, liegt aber auch an uns.

PS: Vielleicht bauen wir mal einen kleinen Schachtelsatz mit den Schlagworten BlackrockCum-ExVerantwortung aller und schauen dann, wie er den aufnehmen mag. 

AS

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