„Ich würd so gern ein Lied über Josephine Baker schreiben“

Beitragsbild: links: Das Cover zu „Josephine Baker“; rechts: Josephine Baker im Stadttheater Bern, Foto: Fred Erismann, 1930; Theaterfotograf Fred Erismann – Privatsammlung Fred Erismann, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=96212116

Ja, dann mach halt! Ach so, das hat die wandlungsfähige Sängerin und Komponistin Magdalena Ganter mit „Josephine Banker“ bereits. Nach „So leichtfüßig“ ist das Stück über die queere Twenties-Ikone voller Kampfeslust die zweite Singleauskopplung aus Ganters im September erscheinendem zweiten Album Transit (mehr Infos dazu im Spätsommer).

Diva und Kämpferin – ein Leben lang

Cover Queer & wild & wunderbar – 50 queere Persönlichkeiten (die Rezension folgt)

„Josephine Baker“ ist gleichermaßen humorvolle Hommage an die tanzende und singende Burlesque-Diva Baker und eine Verbeugung vor der Aktivistin, die im Widerstand gegen die Nazis aktiv war (so „schrieb sie mit unsichtbarer Tinte [wichtige Informationen] auf Notenblätter und schmuggelte sie für ihre Mitkämpfer:innen nach Portugal„, wie wir in Queer & wild & wunderbar, erschienen im Verlag arsEdition, lesen; unsere Rezension folgt am Wochenende) und ihr Leben lang gegen Nationalsozialismus, Nationalismus, Rassismus und Ressentiments ankämpfte.

Magdalena Ganter sinniert im wunderbar zum Pride Month passenden Song als Beobachterin darüber, wie mensch die Baker am besten in ein Lied verpackt, um ihr zu sagen, „wie sehr ich sie verehr“. Denn: „von einer wie ihr brauchen wir viel mehr!“. Damit gelingt es der Künstlerin Ganter, die nahezu schockierende Aktualität der Baker herauszustreichen, um ganz en passant die gefühlten Parallelen unserer Zeit zu jener vor 100 Jahren elegant aufzuzeigen – und all das, was wir inzwischen gelernt haben – oder, mit Blick auf das Ergebnis der Europawahl und neuester Umfragen etwa aus Thüringen zu den anstehenden Landtagswahlen, eben auch nicht.

Gelebte und besungene Queerness und Diversität

Dem politischen und gesellschaftlichen Engagement Bakers huldigt Ausnahmekünstlerin Magdalena Ganter mit viel Charme und Wortgewandtheit im wunderbaren Retro-Style sowie ein paar Charleston-Einlagen, die im augenzwinkernden Performance-Musikvideo (siehe unten) Freude bereiten und mitziehen. Das Video hat die 1986 in Titisee-Neustadt geborene Künstlerin in Triobesetzung in einem ehemaligen Elektrizitätswerk aus den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem Charme eines Salons und dem Chic der Klassischen Moderne in Jena aufgenommen.

Aus „Josephine Baker“

Ebenso ist Bakers Einsatz für Gleichberechtigung und Diversität nicht nur unvergessen, sondern für die damalige Zeit beinahe revolutionär gewesen. Zwar war sie mehrmals verheiratet, hatte aber auch immer wieder Beziehungen zu Frauen (ihr wird gar eine Affäre mit Frida Kahlo nachgesagt) und lebte ihre Bisexualität so offen aus, wie es eben ging. Genauso lebte sie Diversität: Josephine Baker „adoptierte zwölf Waisenkinder unterschiedlicher Herkunft, die sie selbst als ‚Regenbogenfamilie‚ bezeichnete“, wie es in Queer & wild & wunderbar heißt.

Natürlich findet ihr den Song „Josephine Baker“ auch in unserer QUEER SOUNDS-Playlist auf Spotify.

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PS: Apropos Musik– und Queer-Ikone, die sich für Gleichberechtigung und Diversität engagiert: Im oben erwähnten Band Queer & wild & wunderbar über 50 queere Persönlichkeiten, ist auch der amerikanische Rapper und Sänger Lil Nas X verewigt. Ebenso ist seit kurzem auch die Dokumentation Lil Nas X: Long Live Montero über dessen erste Live-Tournee in Deutschland verfügbar. Unsere Gedanken zu dieser lest ihr in der kommenden Woche.

„Josephine Baker“ ist am 24. Mai 2024 erschienen – Links zu diesem und weiteren Tracks findet ihr auf der Homepage von Magdalena Ganter (dort kann auch bereits das Album Transit vorbestellt werden).

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