Nach der Frankfurter Buchmesse – samt aufregender Verleihung des Deutschen Buchpreises 2022 (der zum zweiten und nicht wie oft kolportiert ersten Mal an eine nicht-binäre Person ging) – vieler Eindrücke, manch seltsamer Ausdrücke und teils sehr spannender Ausblicke, dachten wir uns, dass wir an diesem Montag dezent vom gewohnten 5 Fragen an…–Konzept abweichen und einfach mal unseren Herausgeber, Hans Siglbauer, dezent abgewandelt auf die Fragen antworten lassen…
Zeitreise oder so
…was also hat dort nachgewirkt? Was konnte er verknüpfen? Welcher Gedanke darf, im Namen aller, hier nicht fehlen? Somit habt ihr dann auch schon einmal einen kleinen Ausblick auf eine etwas ausführlichere Messenachbetrachtung, die natürlich ebenso einen Blick auf das Buchfrühjahr und womöglich gar schon die Leipziger Buchmesse – im kommenden Jahr ist Österreich dort Gastland – werfen wird. Also eigentlich wird’s dann harter Time–Travel–Shit.
Nun aber erst einmal 5 Fragen an… – nun eben ihn. Ohne Vollständigkeit (für diese müsst ihr uns einfach die kommenden Jahre folgen).
Welche Bücher sind Dir in Erinnerung geblieben?
Hans Siglbauer: Zu viel aus dem Frühjahr 2023 will ich gar nicht verraten, auch wenn es hier manch Spannendes zu entdecken gibt. Persönlich wenig überraschend ist es für mich, dass Verlage wie Wallstein, Zsolnay oder mare, von denen wir schon manches besprochen haben, wieder ein Programm bieten, das prompt Lust aufs Lesen macht.
Wenn es um „verpasste“ Titel geht, da haben wir bei Kremayr & Scheriau Die Kuratorin von Norbert Maria Kröll entdeckt oder Dummheit von Heidi Kastner aus der übermorgen-Reihe. Im Rahmen des Queerempfangs des Querverlags wurden wir nochmal auf Ein Tor zum Meer von Khaled Alesmael aufmerksam gemacht, dem zweiten vom Autoren bei Albino erschienenen Buch nach Selamlik – wofür wir dankbar sind. Außerdem entdeckte ein Kollege am HoCa–Stand Die Welt der Stoffe von Kassia St Clair, was super passt, kommt doch bald eine Besprechung zum Wörterbuch der Mode von Joëlle Murray. Welches übrigens bei Reclam erschienen ist, von denen es 2023 wiederum eine spannende Dorian–Gray–Ausgabe geben wird.
Durchaus ist also manches im Kopf geblieben und wird sich auch bei the little queer review wiederfinden.
Welcher Film/welche Serie ist Dir deutlich in Erinnerung?
Hans Siglbauer: Im Spanien–Pavillon habe ich ein Buch zur Serie Élite entdeckt, das uns davor vollkommen durchgerutscht ist. Vermutlich bleibt es hier aber auch bei der Serie. Die neue Staffel startet übrigens am 18. November.
Bei Kunstmann sind wir auf das Buch My Policeman – Der Liebhaber meines Mannes von Bethan Roberts gestoßen. Eine Wiederauflage zum Start des Films; auf dem Cover natürlich Harry Styles. Aus wohl nachvollziehbaren Gründen.
Manch anderer Titel klang weniger ansprechend und das Argument „Filmrechte verkauft an…“ garantiert, nicht selten zurecht, nicht unbedingt Lesegenuss. Aber doch nicht selten Ab- und Umsatz, was immerhin Freiheiten im Programm für mutigere Titel bietet.
In diesem Sinne ein letzter Gedanke: Demnächst startet die Verfilmung von Honoré de Balzacs Verlorene Illusionen (unter der Regie von Xavier Giannoli u. a. mit Benjamin Voisin, Cécile de France, Vincent Lacoste und Xavier Dolan besetzt), die trotz historischem Gewand so zeitgemäß wirkt, wie sonst kaum was und die Mechanismen einer um sich selbst kreisenden Welt wunderbar aufzeigt.
Gibt es auch was an Musik?
Hans Siglbauer: Apropos Reclam: Dort erschien in diesem Herbst The Show Must Go On. Queen – Die Bandbiographie von Stephan Reim Rozanes. Das habe ich (na eigentlich der Kollege) natürlich prompt mitgenommen…
…apropos verpasst: Beim Klartext Verlag gibt es seit November vergangenen Jahres in der Reihe Populäre Irrtümer und Wahrheiten einen Band zu David Bowie. Dazu lest ihr hier bald was; zuvor habt ihr aber Ostern verfügbar und den Eurovision Song Contest am Kommen.
Buchunabhängig: Víkingur Ólafsson hat ein neues Album veröffentlicht, heißt From Afar und geht mir ganz nah.
Was kommt Schönes auf den Teller, und was auf gar keinen Fall?
Hans Siglbauer: Herbst ist Kürbiszeit. Daher bestand die erste Handlung nach der Buchmesse erst einmal darin, für eine leckere, herbstliche Kürbissuppe einzukaufen, die uns nach diesen anstrengenden Tagen wieder aufgepäppelt hat. Ein leckeres Kürbisgemüse gab es außerdem am Montagabend beim Empfang nach der Verleihung des Deutschen Buchpreises. Saisonal und regional galt auch dort und das freute uns sehr.
Ganz schwierig hingegen ein Quitten–Apfel–Honig–Thema, das einfach nur wie Dosenpfirsischkompott schmeckte. Aber jede oder jeder klagt anders.
Ein letzter Gedanke, der nicht fehlen darf?
Hans Siglbauer: „Daneben die Urkunden des Hageren für seine Teilnahme an Wettbewerben. Meistens wurden sie ihm verliehen, um seine Teilnahme zu würdigen. Als wäre das eine große Freude für die Veranstalter – dass der Hagere teilnahm.“ – aus Laufen ohne anzuhalten, von Serhij Zhadan, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2022, erschienen im Haymon Verlag.
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